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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Bogen hatte sie fallen gelassen. Mit einem unverständlichen Ruf griff sie das Schiff an. Lilianne hielt mit ihrer Arbeit inne. Eine einzelne Reiterin, die eine Attacke gegen eine Galeere ritt. Die Elfe war verrückt! Verrückt, aber mutig. Sie konnte nicht anders, als Respekt vor der todesmutigen Kriegerin zu empfinden. Dann krachte eine Salve von Arkebusenschüssen.
Das Elfenpferd bäumte sich auf und strauchelte. Die Reiterin wurde aus dem Sattel geschleudert. Sie schlitterte über das Eis und blieb reglos liegen.
    Lilianne rammte die Hellebarde nieder. Das Loch im Eis war groß genug. Vorsichtig passte sie das Pulverfass ein. Bis es verkeilt war, war der Geschützmeister zurückgekehrt.
    »Wie lange brennt deine Lunte?«
    Der bärtige Kanonier hielt die Schnur an die Maßskala, die in den eichenen Zündstock gekerbt war. »So lange, wie man braucht, um schnell bis dreißig zu zählen.«
    Dumpfer Hufschlag erklang vom Wald. Lilianne nahm dem Mann den Zündstock ab. »Zurück zum Schiff!«
    »Das ist meine Aufgabe, Herrin. Ich …«
    »Widersetze dich nicht meinen Befehlen, Kerl!«
    Der Geschützmeister wich einen Schritt vor ihr zurück. Dann nickte er knapp und begann zu laufen.
    »Ladet die Buggeschütze mit gehacktem Blei!«, rief Lilianne ihm nach.
    Wie eine Schattenwoge preschten die Reiter aus dem Wald, hinaus auf das Eis.
    Lilianne legte die Lunte auf das Pulverfass, zog ihren Dolch und trennte etwa ein Drittel der Zündschnur ab. Sie wollte sichergehen, dass das Fass explodierte, bevor die Reiter es erreichen konnten. Damit war ihr Schicksal besiegelt. Schon vorher war die Lunte knapp bemessen gewesen.
    Die Komturin hielt die Zündschnur an das Fass. Zischend fraß sich die Glut durch die pechgetränkte Lunte. Als sie sicher war, dass der Glutfunken nicht mehr verlöschen würde, wandte sie sich ab und begann zu laufen. Ihre Panzerschuhe rutschten auf dem Eis. Mit rudernden Armen hielt sie das Gleichgewicht. Sie wusste, dass sie es nicht bis an Bord der Galeere schaffen konnte, aber sie war so erzogen worden,
dass es für sie nicht in Frage kam, einen Kampf aufzugeben, ganz gleich, wie aussichtslos er auch sein mochte.
    Die Ruder der Galeere waren frei. Die Männer mit den Hellebarden hatten gute Arbeit geleistet. Der Schiffsrumpf lag in dunklem Wasser, durchsetzt mit Eisstücken. Mit hellem Knallen schlugen die Ruderblätter auf die Bruchkante des Eises, um das Fahrwasser zu verbreitern.
    Vom Heck der Sankt Raffael erklang die Stimme des Kapitäns. »Die Ruder auf!«
    Während letzte Seesoldaten noch hastig an Seilen zum Vorderkastell hinaufkletterten, wurden die Ruder waagerecht ausgerichtet. Wasser troff von ihren schlanken, weißen Blättern.
    Lilianne hatte die Sankt Raffael fast erreicht, als hinter ihr das Pulverfass explodierte. Eissplitter schlugen wie Hagel gegen ihre Rüstung. Wie von der Faust eines Riesen getroffen, wurde sie nach vorn geschleudert. Knirschend barst das Eis rings herum. Sie schlitterte über die glatte Fläche. Schwarze Spalten öffneten sich überall. Wasser schäumte hervor und griff mit eisigen Fingern nach ihr.
    Das Eis unter ihr sackte weg. Das Wasser war so kalt, dass sie nicht mehr atmen konnte. Über ihr, hoch über dem mörderischen Rammsporn der Galeere, erschien ein vertrautes Gesicht. Bruder Charles. Der alte Priester sah sie mit schreckensweiten Augen an. Ihre schwere Rüstung, die sie in so vielen Kämpfen vor dem Tod bewahrt hatte, zog sie nun in die Tiefe zum Seegrund.

KLINGENTANZ

    Silwyna erhob sich. Ihre Wange brannte. Warmes Blut rann ihr den Hals herab. Eine Arkebusenkugel hatte eine tiefe Furche im Fleisch hinterlassen, doch sie fühlte keinen Schmerz, nur Wut! Die Maurwani atmete tief ein. Die kalte Luft tat gut, auch wenn sie von Pulverrauch geschwängert war. Ihr Pferd lag reglos; dunkles Blut gefror auf dem Eis. Ringsherum war der gefrorene See mit rauchenden Schifftrümmern und Leichenteilen bedeckt. Nur zwei Galeeren waren noch geblieben.
    Das Schiff unmittelbar vor ihr lag halb im Pulverdampf verborgen. Es war eine schöne Galeere mit prächtigen Wimpeln, die von den Masten wehten und einem Baldachin mit goldner Stickerei, der sich über dem Heck spannte. Auf dem Heck, zwischen silbern gewappneten Kriegern, konnte sie ein Lager mit schneeweißen Decken sehen. Hatte man Gishild dorthin gebracht? Sie würde es herausfinden.
    Silwyna griff über die Schulter und zog das lange Rapier, das sie an einem schmalen Lederbandelier auf dem Rücken trug. Mit

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