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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Wald gestorben, nur um einen Vater weiter darüber im Ungewissen zu halten, ob seine Tochter noch lebte! Was durfte der König hoffen, wenn er mit einem solchen Feind verhandeln wollte?
    Gunnar war nicht dumm. Sehr bald schon würde er sich darüber bewusst werden, wie ausgeliefert er war. Dann würde er eine Entscheidung treffen müssen … An diesem Tag würde er zerbrechen. Die Tjureddiener würden ihn zwingen, zwischen seiner Tochter oder dem Bündnis mit Drusna zu wählen. Ganz gleich, wie er sich entscheiden mochte, er würde danach nie wieder derselbe stolze Kriegerkönig sein. Yulivee wünschte, sie könnte ihm Frieden schenken. Doch all ihre Zaubermacht würde dafür nicht reichen.
    »Was würdest du in der Stunde mit deiner Tochter tun, wenn die Priester dir diesen Wunsch gewähren würden?«
    Der König sah sie verwirrt an. Offenbar war er mit seinen
Gedanken ganz woanders gewesen. Dann lächelte er traurig. »Ich würde an ihrem Bett sitzen und ihre Hand halten. Und ich würde ihr ein Lied singen, das sie und ihr Bruder geliebt haben, als sie noch klein waren. Es handelt von ihrem Ahnherrn Mandred. Davon, wie er seinen verlorenen Sohn wiederfand und wie er mit einer verzauberten Eiche um die Wette getrunken hat. Eine ganze Wagenladung Weinamphoren hat Mandred auf den Wurzeln des Baums zerschlagen, um diesen trunken zu sehen. Es ist, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich an ihrem Bett saß. Es …« Dem König versagte die Stimme. Er ballte in hilfloser Wut die Fäuste.
    Yulivee schloss ihn in die Arme. Er war ein Hüne, sie reichte ihm nicht einmal bis zum Kinn. Und doch war er jetzt hilflos wie ein Kind. Sie spürte seinen heißen Atem im Nacken.
    »Warum …«, stammelte er.
    Plötzlich straffte er sich. Mit sanfter Kraft löste er sich aus der Umarmung. »Danke«, flüsterte er. Er deutete zum Strand. »Sie sollten mich so nicht sehen.«
    Yulivee folgte seinem Blick. Mehr als zweihundert Reiter hatten sich auf dem schmalen Kiesstreifen eingefunden. Manche hatten ihre Pferde ein Stück weit ins Wasser getrieben. Die meisten von ihnen trugen die glänzend schwarzen Rüstungen der Schnitter, der Reiter des Fürsten Tiranu. Etwas Dunkles hatte die Seelen der Elfen von Langollion unter der Herrschaft von Tiranus Mutter Alathaia berührt. Ganz gleich wie Gunnar sich verhalten mochte, sie würden in ihm niemals einen König sehen. Sie kämpften nicht um Drusna oder das Fjordland, sie kämpften, weil sie die Tjuredkirche hassten. Vielleicht auch weil sie den Zorn Emerelles fürchteten, die ihnen ihren Verrat im Schattenkrieg nicht vergeben hatte. Ein Krieg, ausgelöst durch den Verrat Alathaias, in
dem die Elfenvölker Albenmarks einander bekämpften und die Drachen noch einmal in ihre alte Heimat zurückkehrten. Das war lange her, aber Elfen hatten ein anderes Zeitgefühl. Nein, ganz gewiss kämpften Tiranus Reiter nicht für Gunnar. Sie sahen auf alle Menschen voller Verachtung herab, auf ihre Feinde wie auf ihre Verbündeten. Sie waren allein hier, um Emerelles Zorn zu besänftigen und den Makel des Verrats abzuwaschen.
    Ein Geräusch ließ Yulivee unruhig zu den Schiffen blicken. Welche Hinterhältigkeit hatten sie jetzt zu erwarten? Die Ruder auf den Steuerbordseiten waren ausgerannt worden und zerwühlten das schwarze Wasser zu schäumender Gischt. Träge schwangen die Galeeren herum.
    Ein Hauch von Weihrauch wurde vom See her ans Ufer geweht. Und da war noch etwas: ein anderer, übler Geruch, den der Duft des schwelenden Baumharzes fast überdeckte. Die prächtigen Schiffe atmeten den Gestank des Devanthar. Schwefelgeruch haftete ihnen an! Unwillkürlich zuckte Yulivee zusammen.
    Lange Flammenzungen schlugen aus den Galeeren. Donnerschlag, so laut, dass er sich wie eine Berührung anfühlte, fauchte über das stille Wasser. Schatten flogen ihnen entgegen. Einzelne Pferde am Ufer wieherten. Rauch quoll aus den Vorderkastellen der Schiffe und wurde von der schwachen Brise zu langen Fahnen gezogen.
    Yulivee hörte Bäume splittern. Männer schrien. Sie sah ein Pferd, das von einer Kanonenkugel zerrissen wurde, als habe es der Prankenhieb eines Drachen getroffen.
    »Zurück in den Wald!«, rief Fenryl über den Lärm hinweg.
    Die meisten Reiter hatten bereits ihre Pferde gewendet.
    Ein bärtiger Fjordländer aus Gunnars Leibwache glitt taumelnd
aus dem Sattel und bückte sich, um seinen abgerissenen Arm aufzuheben.
    Die Magierin spürte, wie ihr etwas Warmes über die Wange rann. Ihr Gesicht war wie

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