Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
parierte einen Hieb, duckte sich. Eine Pistole krachte. Die Kugel verfehlte sie. Hinter ihr schrie jemand auf.
Wieder duckte sie sich. Ihr schlankes Rapier stach durch einen Oberschenkel. Mit dem Dolch des Ritters blockte sie einen Hieb von links. Sie rammte dem Verwundeten vor ihr die Schulter gegen die Brust, zog mit einer leichten Drehung
die Klinge aus seinem Bein und setzte über den strauchelnden Mann hinweg.
Noch fünf Schritte bis zu dem Lager unter dem Baldachin. Sie würde Gishild packen und mit ihr über Bord springen. Sollten Fenryl und die anderen dieses Gemetzel zu Ende bringen!
Ein Ritter mit einem Langschwert kam vom Achterdeck. Die Ruderer machten ihm Platz. Einige lächelten. Das Wappen des Blutbaums prangte auf der Brustplatte des Kämpfers, schwarze Federn wippten auf seinem Helm.
»Stoßt ihr die Piken zwischen die Beine!«, rief der Ordensritter mit ruhiger, befehlsgewohnter Stimme und kam weiter auf Silwyna zu.
Zum ersten Mal, seit sie auf den Laufsteg gesprungen war, wich sie zwei Schritte zurück. Entlang der Galerien tobte der Lärm der Schlacht. Schon klafften die ersten Lücken in den Reihen der Verteidiger. Rinnsale aus Blut rannen vom Deck zu den Ruderern hinab. Im Mondlicht sahen sie schwarz wie Pech aus.
Der Ordensritter fasste sein großes Schwert beidhändig. Mit einem weiten Schwung der Waffe trieb er Silwyna noch einen Schritt zurück. Piken stachen nach ihren Beinen. Sie drehte und wand sich. Sie konnte auf den Wipfeln sturmgepeitschter Bäume laufen. Hier würde sie nicht sterben!
Die Ersten von Tiranus Schnittern setzten über den Graben der Ruderer hinweg und formierten sich hinter ihr, um ihr den Rücken zu decken.
Ein Donnerschlag wie ein Kanonenschuss ließ die Männer ringsherum zusammenzucken.
Einen Lidschlag lang blickte Silwyna zurück. Sie sah auf dem Vordeck einen Offizier, der Matrosen mit Pulverfässern über die Reling schickte. Sie wollten das Eis sprengen, um
ihr Schiff zu befreien! Dagegen vermochte sie jetzt nichts auszurichten. Wenn sie schnell genug bei Gishild wäre, konnte ihr egal sein, was mit den Galeeren geschah!
Silwyna griff den Ritter an. Sie täuschte eine Finte mit dem Rapier an und blockierte dann die gegnerische Klinge mit dem Korb des Dolches. Der Ritter war gut! Er konterte einen Stich ihres Rapiers durch einen Schlag mit seiner gepanzerten Hand. Gleichzeitig schob er die Klinge des Langschwertes vor, bis er den besseren Hebel hatte, und versuchte nun seinerseits, Silwyna den Dolch aus der Hand zu drehen.
Die Elfe setzte zurück und strauchelte über eine Pikenstange, die ihr zwischen die Beine gestoßen wurde. Sie fing sich, rutschte auf dem blutbesudelten Deck aus und duckte sich unter einem beidhändigen Hieb, mit dem ihr der Ordensritter nachsetzte. Sie spürte den Luftzug der Klinge im Gesicht. Ihr Gegner hatte sie nur um ein paar Zoll verfehlt!
Ein Entermesser schnitt durch ihr Lederwams und glitt an einer Rippe ab. Silwyna fluchte. Sie war aus dem Rhythmus gekommen, mit dem ihre Klingen Schmerz und Schrecken unter die Menschen trugen. Und plötzlich spielte die erdrückende Übermacht doch eine Rolle. Hände griffen nach ihr und versuchten sie zu Boden zu zerren, während der Ritter den Griff wechselte, um sie mit nach unten gerichteter Klinge aufzuspießen.
Sie hörte die Schnitter in ihrem Rücken kämpfen und wünschte sich, dass sie sich ein bisschen mehr ins Zeug legten, um ihr zu helfen. Tiranus Elfenschar würde sie sogar zutrauen, dass sie sie opferten, um den Ruhm der Befreiung der Prinzessin nicht mit ihr teilen zu müssen.
Silwyna verschaffte sich mit einem weit ausholenden Schlag Luft. Die Ruderer wichen erschrocken zurück, doch die Beinröhren der Ritterrüstung vermochte der Hieb nicht
zu durchdringen. Er hinterließ nur eine Schramme im Panzer. Der Ritter trat ihr in die Seite und versuchte sie dann mit dem Fuß zu Boden zu drücken, damit sie stilllag, wenn er zum tödlichen Stich ansetzte.
Die Elfe wand sich. Ein Hieb mit dem Korb des Rapiers fegte die breite Schwertklinge zur Seite. Silwyna drehte den Dolch und stieß ihn mit aller Kraft auf den gepanzerten Fuß des Ordenskriegers hinab. Der Stahl schnitt durch Rüstung, Knochen und Sohle und drang tief ins Holz der Deckplanken.
Der Ritter stöhnte auf. Silwyna schnellte vor und warf sich gegen ihn. Eine Kante seiner Rüstung schnitt ihr ins Gesicht. Ihr Gegner verlor das Gleichgewicht, doch der Dolch hielt seinen rechten Fuß immer noch an Deck
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