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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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jenen find auf meines Vaters teurem Thron,
    Er dann herabsteigt, nah sich vor mein Angesicht
    Hinstellt und spricht und, glaub mir, mich mit dem Blick verhöhnt –
    Noch eh er fragt: »Von wannen, Fremdling, kommst du?« tot
    Streck ich ihn nieder mit des Schwertes heißem Schlag.
    So wird Erinnys, nie des Mordes noch verarmt,
    Zum dritten Trunk dann trinken ungemischtes Blut!
    Du aber, Schwester, wach im Hause mußt du sein,
    Daß alles das mir gut zusammentreffen mag;
    Auch euch ermahn und bitt ich, wahret euren Mund,
    Schweigt, wo es not ist, sprechet, was sich ziemt und frommt!
    Das andre laß ich diesem Gott befohlen sein,
    Der diesen Blutkampf meines Schwertes mir gebeut.
     
    Orestes, Pylades und Elektra ab.
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Erde wohl nähret manch riesengrausig Ungeheur,
    Tief in Meeres dunklem Grund wimmelt wohl
    Manch Knäul menschengierger Scheusale,
    Und durch die Abenddämmrung hin
    Schweift des Meteores Schein,
    Schweift das Geflügel der Lüfte, das Wild in der Waldung
    Und der Windsbraut Wolkenjagd!
     
    Erste Gegenstrophe
     
    Aber wer nennt des Manns freche Stirn mit Namen je,
    Wer die scheulose Wut je des Weibs,
    Dies allfrechste, lüstre Lustbuhlen,
    Den Menschen alles Jammers Kost!
    Solcher Ehe, solches Paars
    Weibergeherrschtes, verworfenes Lieben erreicht nichts
    Ungeheures, Menschliches!
     
    Zweite Strophe
     
    Hört ihr, so ihr nicht mit Flattersinn
    Eitlen Spiels forschet,
    Was einst Thestias, was die Kindesmörderin arg ersann,
    Jenen Brand geheimen Mordes!
    Sie hat verbrannt ihres Sohnes
    Lebensfackel, die mit ihm war,
    Seit ihr Schoß ihn geboren,
    Mit ihm währte sein Lebelang,
    Bis sein Ende gekommen.
     
    Zweite Gegenstrophe
     
    Ihr gleich sei in aller Mund verhaßt
    Skylla bluttriefend;
    Sie hat Feindes halb einen, der ihr teuer war, umgebracht!
    Mit goldgeflochtnem Kreterhalsband,
    Mit Minos' Brautgabe bestochen,
    Schnitt das Haar der Unsterblichkeit
    Sie dem schlafenden Nisos,
    Die Schamlose, dem Vater ab;
    Doch einholte sie Hermes.
     
    Dritte Strophe
     
    Gedacht ich so unerweichbar grauser Wut,
    So ist es unzeitig, noch der schnöden Eh, noch dem Greul in diesem Haus,
    Den weiberarglistgen Ränken wider ihn,
    Den Mann im Kriegswaffenschmuck,
    Den Mann, des Ruhm aller Feinde Schrecken war –
    Ehrfurcht noch da diesem ausgebrannten Herd,
    Dem ohnmachtfeigen Weib zu hegen!
     
    Dritte Gegenstrophe
     
    Vor allen Untaten ragt die lemnische;
    Als ganz verrucht wird in aller Sage sie nachgeklagt; doch dieses Greul,
    Wohl wird's mit Recht dem von Lemnos gleich genannt!
    Durch gottverabscheute Schuld
    Versinkt, entweiht seiner Ehren, dies Geschlecht;
    Denn keiner ehrt fürder, was der Gott verwarf.
    Ist eins hier, was ich nicht gerecht zeih?
     
    Vierte Strophe
     
    Das auf die Brust gesetzte Schwert,
    Hinein bohrt's tief bitterscharfen Mord unter Dikes Hand; denn Todsünde tritt
    Nimmer niemand in den Staub; die alle Furcht
    Vor Zeus hinwegwerfen, sind des Todes!
     
    Vierte Gegenstrophe
     
    Auf festem Grund steht Dikes Macht;
    Ihr Richtschwert wetzt Aisa schon, die Schwertfegerin; es bringt den Sohn heim ins Haus,
    Alten Hauses ältre Schuld zu züchtigen,
    Die wache, listkundge Nachterinnys! –
     
    Orestes und Pylades mit einigen Begleitern, alle als Wanderer gekleidet.
     
    ORESTES
an die Tür der Gastwohnung pochend.
    He, Bursch! Du hörst, man pocht hier an der Außentür!
    Ist keiner da? Bursch! heda, Hausbursch! öffne doch!
    Zum dritten Male ruf ich dich, mir aufzutun,
    Wenn bei Aigisthos' Zeiten ihr noch gastlich seid!
    BURSCHE.
    Ja doch, ich höre! Freund, wer bist du und woher?
    ORESTES.
    Der hohen Herrschaft deines Hauses hier bestell,
    Zu ihnen käm ich, brächte Neuigkeiten mit.
    Mach schnell; es fährt in ihrem dunklen Wagen schon
    Die Nacht herauf; Zeit wird es, daß ein Wandersmann
    In seinem Gasthaus Anker wirft, sich auszuruhn.
    Es komme jemand, der Gewalt hier hat, die Frau
    Etwa des Hauses, doch der Mann ist schicklicher;
    Denn wenn Verlegenheit das Wort nimmt, Freund, so tappt
    Die Red im Dunkeln, aber dreister spricht der Mann
    Zum Mann, und Zeugnis sagt er deutlich und genau.
     
    Bursche ab. Klytaimestra tritt mit Elektra und einigem Gesinde auf.
     
    KLYTAIMESTRA.
    Fremdlinge, sagt, was ihr bedürft; euch steht bereit,
    Was irgend unsrem Fürstenhause ziemen wird,
    Ein warmes Bad und, aller Müdigkeit Entgelt,
    Ein weiches Lager, biedrer Wirte Gegenwart;
    Und wäre weitres euch mit mehr Bedacht zu tun,
    So ist's der Männer Sache; wir

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