Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
gespannt war, genügte ein einziger Hieb, um es zu durchtrennen – und schon fiel das Netz samt seines zeternden und strampelnden Inhalts in die Tiefe.
Das Geschrei seiner Gefährten in den Ohren, stürzte Rammar dem Waldboden entgegen. Hart schlug er auf, stieß sich den Kopf an einer Wurzel, und jäh verstummte das Geschrei der anderen – und auch sein eigenes –, und Rammar war es, als würde Kurul die Sonne verschlingen, so schwarz wurde es auf einmal um ihn herum.
Als Rammar wieder zu sich kam, war es Nacht.
Er lag, zu einem handlichen Bündel verschnürt, auf dem Boden, und Balbok lag neben ihm. Er war wach, und der Ausdruck in seinem langen Gesicht war alles andere als zuversichtlich.
Rammar brauchte nicht erst zu fragen, wieso. Nur wenige knum'hai von ihnen entfernt knisterte ein Lagerfeuer und verbreitete flackernden Schein. Auf der anderen Seite der Flammen sah Rammar durch den wabernden Hitzeschleier den Menschen, dem sie diese be sfaiorsh te Lage zu verdanken hatten, und neben ihm saß Alannah, ihrer Fesseln ledig und bester Dinge.
Die beiden unterhielten sich angeregt miteinander, und die Priesterin schien wie ausgewechselt; sie zeigte einen Liebreiz und eine Freundlichkeit, die die Orks an ihr nie entdeckt hatten.
»Wie soll ich Euch nur danken?«, hörten die Brüder Alannah säuseln. »Als diese Unholde mich gefangen nahmen, glaubte ich schon, es wäre mein Ende.«
»Ihr habt nichts mehr zu befürchten, meine Liebe. Ich werde dafür sorgen, dass sie ihre gerechte Strafe erhalten für das, was sie Euch angetan haben.«
»Ich bin ja so dankbar für Eure Hilfe. Ich war der Verzweiflung nahe …«
»Das ist typisch«, maulte Rammar leise vor sich hin. »Sie war der Verzweiflung nahe. Dass sie uns bei ihrem dämlichen Fluchtversuch beinahe in den Tod gestürzt hätte, davon redet sie natürlich nicht.«
Der Mensch schien ein hervorragendes Gehör zu haben. Sofort wurde er auf die beiden Orks aufmerksam und blickte zu ihnen hin. Als er sah, dass nun auch Rammar erwacht war, erhob er sich und kam um das Feuer herum. Alannah folgte ihm, ein genüssliches Grinsen im Gesicht.
»So«, sagte der Mensch mit einer Stimme, die kalt und schneidend war wie die Klinge einer Zwergenaxt. »Bist du also endlich aufgewacht, Fettsack?«
»Sieht so aus«, entgegnete Rammar. Äußerlich reagierte er nicht auf die Beleidigung, innerlich hielt er es damit wie alle Orks: Er merkte sie sich genau und beschloss, es dem Menschen zigfach heimzuzahlen, sobald er die Gelegenheit dazu bekam. Orks pflegen nachtragend zu sein …
»Du bist also Rammar«, sagte das Milchgesicht; die Elfin schien ihm so einiges verraten zu haben. »Und der Lange dort ist Balbok, dein Bruder. Komisch. Ich dachte immer, Orks pfeifen auf verwandtschaftliche Beziehungen.«
»Daran kannst du erkennen, wie wenig ihr über uns wisst, Mensch«, entgegnete Rammar bissig.
»Mein Name ist Corwyn«, stellte sich der Mensch vor. »Ich bin Kopfgeldjäger.«
Rammar zuckte zusammen, und Balboks Gesicht wurde noch länger. Sollte das ihr Schicksal sein? Nach allem, was sie überstanden und durchgemacht hatten, einem Kopfgeldjäger in die Hände gefallen zu sein und einen völlig sinnlosen Tod zu sterben? Was für einen merkwürdigen Humor Kurul doch zuweilen hatte …
»Was hast du, Ork?«, fragte Corwyn grinsend. »Das ist ein ehrbarer Beruf, und das da« – er deutete auf die andere Seite des Feuers – »beweist, dass ich mein Handwerk verstehe.«
Rammar folgte mit seinem Blick der ausgestreckten Hand des Menschen und sah den Speer, der dort im Boden steckte. An seinem Schaft hingen blutige Haarschöpfe. Rammar erkannte, dass es sich allesamt um Orkskalpe handelte.
»Barbar«, knurrte er angewidert.
»Ich soll ein Barbar sein? Du nennst mich einen Barbaren?« Das Grinsen verschwand aus den Zügen des Kopfgeldjägers. Seine Hand glitt zum Waffengurt und legte sich um den Griff des Schwerts, und einen Augenblick lang schien er mit dem Gedanken zu spielen, es einfach zu ziehen und den Ork damit abzuschlachten.
In Gedanken biss sich Rammar in den asar, dass er nicht das Maul gehalten hatte. Wollte er sich um Kopf und Kragen reden? Wenn der Kopfgeldjäger Balbok und ihn bislang nicht getötet hatte, dann hatte er sicherlich einen Grund dafür. Vielleicht, dachte Rammar, war noch nicht alles verloren, aber sie durften den Menschen nicht provozieren, sonst …
»Los doch, Mensch!«, plärrte Balbok in Rammars Gedanken hinein. »Tu, was du
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