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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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stieg. Und während die untergehende Sonne den westlichen Horizont in blutiges Rot tauchte, das nach Überzeugung der Orks ein Vorbote für einen bevorstehenden Kampf ist, erklommen die Gnomen einen kahlen Bergrücken.
    Von hier aus öffnete sich der Blick in die karge Landschaft des Schwarzgebirges: Scharfe Zacken, die wie das Gebiss eines Raubtiers wirkten, bildeten eine weite Arena, deren Hänge von Geröll und Felsnadeln übersät waren. Risse und Spalten durchzogen den Fels – aus der Ferne sahen sie aus wie erstarrte Blitze – und gaben dem Land ein lebloses, totes Aussehen. Bis auf Flechten und dürres Gestrüpp gab es hier keine Pflanzen mehr, und auch Tiere hielten sich von diesem Landstrich fern. Mit anderen Worten: Es war eine lauschige Gegend nach dem Geschmack eines Orks.
    Dieses Land hatte einst Rammars Volk gehört. Die Klüfte des Schwarzgebirges, vom Dämmerwald im Westen bis zum Grenzfluss im Südosten, waren das Territorium der Orks gewesen, vor langer Zeit, noch vor dem Zweiten Krieg. Ihre Niederlage im Kampf gegen die Elfen und Zwerge hatte die Orks ihr angestammtes Gebiet gekostet, denn während sich die Menschen mit den Siegern einigten und Besserung gelobten, wurden die Orks verfolgt und über den Kamm des Schwarzgebirges getrieben bis tief hinein in den Dämmerwald. Da die meisten ihrer Anführer und Generäle im Kampf gefallen oder von den Siegern hingerichtet worden waren, war das einst riesige Heer der Orks in einzelne Stämme zerfallen. In den Jahren, die folgten, hatten die Orks immer wieder versucht, ihr einstiges Territorium zurückzuerobern, aber ihre Anstrengungen waren nicht von Erfolg gekrönt gewesen – jeder Versuch war in einem blutigen Desaster geendet.
    Anfangs hatten die Elfen die eroberten Festungen und Bollwerke, die einst den Orks gehörten, noch selbst verteidigt. Später zogen sie sich zurück und überließen das Land den Gnomen. In dieser Zeit war die Modermark die neue Heimat der Orks geworden, und es entstand die tiefe Feindschaft zwischen Gnomen und Orks.
    Rammar überlegte fieberhaft, was die Gnomen wohl mit ihm vorhatten, und er zermarterte sich das Hirn darüber, wie er dieser unangenehmen Lage entkommen konnte. Dabei fiel ihm etwas auf.
    Auf der anderen Seite des weiten Talkessels, an einer steilen Felswand, machte Rammar einzelne Lichter aus, Fackeln, die im einsetzenden Nachtwind flackerten. Der Ork verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und glaubte, im schwachen Feuerschein schlanke Türme zu erkennen, die sich hoch über den Klüften an die Felsen schmiegten. Rammar war überzeugt davon, dass es die Türme eines rark waren, einer Zwingburg, die einst den Orks gehört hatte. Und wenn Rammar das aufgeregte Getuschel der Gnomen richtig deutete, so war dies das Ziel ihrer Reise; die alte Orkzitadelle war die Zuflucht der Gnomen.
    Die Nacht senkte sich auf das Gebirge herab. Der blutrote Schein am Himmel verblasste, und die ferne Burg schien hinter einem schwarzen Vorhang zu verschwinden.
    Da Gnomen im Dunkeln ungleich besser sehen konnten als Orks, marschierten sie noch eine Weile weiter, bis sie schließlich ein Plateau erreichten. Von dem führte eine weitere Brücke über einen gähnenden Abgrund, und diese Brücke war nicht natürlichen Ursprungs, sondern von Wesen errichtet, die lange vor den Orks das Schwarzgebirge besiedelten. Sie waren auch die Erbauer der Burgen, in denen die Orks in alter Zeit hausten, und auch auf dem Plateau hatten sie ihre Spuren hinterlassen.
    Große steinerne Quader, auf denen hier und da noch die Zeichen einer längst vergessenen Schrift zu erkennen waren, umgaben das Plateau und schirmten es nach allen Seiten hin ab. Im Schutz der Felsblöcke ließen sich die Gnomen nieder und schlugen ihr Nachtlager auf. Rammar fesselten sie an einen der Quader, und zwar so, dass er stehen musste.
    »Verdammt!«, stöhnte er. »Was macht ihr da? Ich bin den ganzen Tag marschiert – ich muss mich ausruhen! Legt mich gefälligst auf den Boden, wenn ihr mich unbedingt fesseln müsst! Ihr dämlichen grünen Kerle …«
    Die Gnomen ignorierten seine Beschwerden. Mit Riemen aus Trollsehnen banden sie ihn an den kalten Fels und zurrten die Fesseln so eng, wie sie nur konnten. Dann zogen sie sich kichernd zurück. Die beiden Anführer teilten die Nachtwache ein, worüber sie kurz wieder in Streit gerieten. Die übrigen Gnomen legten sich schlafen, und es wurde ruhig im Lager. Nur drei Fackeln, die zu einem Dreibein zusammengebunden waren und

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