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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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diese hirnlose Kreatur«, begann er erneut auf seinen Bruder zu schimpfen, um sich abzulenken. Zum einen musste er aber feststellen, dass ihm für eine ausgiebige Schimpforgie die Puste fehlte, zum anderen fand er heraus, dass es deutlich mehr Freude bereitete, wenn die Person, um die es ging, ihm beim Maulen zuhörte. Von allen Orks verlassen den Wald zu durchstreifen und dabei beständig vor sich hinzuschimpfen kam ihm plötzlich sinnlos vor, und so sparte er sich den Atem.
    Bei Einbruch der Dämmerung suchte er sich erneut einen Schlafplatz. Da er sich inzwischen im Gebirge befand, gab es hinreichend Höhlen und Überhänge, in oder unter denen er Zuflucht suchen konnte. Unter einem großen Felsen, der wie der Schnabel eines riesigen Raubvogels aussah, fand Rammar ein Quartier für die Nacht. Als er diesmal einschlief, sah er im Traum seltsame, zusammenhanglose Bilder: Er sah Balbok und Graishak und auch Girgas' Haupt, das wie ein Ball durch die Gegend sprang und ihn verfolgte, während ihm das schallende Gelächter des Meuteführers in den Ohren klang.
    Schweißgebadet schreckte Rammar aus dem Schlaf.
    Es war noch dunkel, aber die Laute des erwachenden Waldes verrieten, dass es kurz vor Tagesanbruch war. Das wohltuende Geschrei der Fledermäuse war verstummt, die Vögel begannen mit ihrem scheußlichen Gezwitscher.
    Mit einer wüsten Verwünschung wälzte sich Rammar von seinem Lager aus feuchtem Moos. Sein Frühstück bestand aus einigen fetten Engerlingen, die er in einem fauligen Pilz fand, seinen Durst stillte er an einem nahen Bach. Wie alles Wasser, das aus dem Schwarzgebirge hinab in den Dämmerwald floss, schmeckte auch dieses abgestanden, schal und nach Tod. Mit anderen Worten: Es mundete dem Ork ausgezeichnet.
    Um vollends wach zu werden, hielt Rammar den Kopf ins Wasser. Danach setzte er seinen Marsch fort. Er musste sich eingestehen, dass er nicht mehr genau wusste, wo er sich befand, und immer wieder blieb er stehen und suchte mit seinen Blicken den Boden ab, konnte aber keine Spuren entdecken. Zudem kam ihm – anders als am Vortag – die Umgebung völlig unbekannt vor. Schlimmer noch: Nachdem er schweißtreibende Stunden lang über abgestorbenes Wurzelholz gestiegen und über schroffe Felsen geklettert war, stand er gegen Mittag wieder vor dem Schnabelfelsen. Er war im Kreis gelaufen! Aber wie war das möglich? Er hatte sich doch immer nur bergauf bewegt! Dabei konnte man nicht im Kreis laufen!
    Oder etwa doch?
    Niemals hätte er es laut ausgesprochen, nicht einmal im Flüsterton hätte er es geäußert – aber er wäre ganz froh gewesen, hätte er seinen Bruder nun an seiner Seite gehabt.
    »Blödsinn!«, sagte er zu sich selbst. »Ich brauche Balbok nicht. Wahrscheinlich ist dieser umbal längst in eine Schlucht gefallen und hat sich sämtliche Knochen gebrochen. Oder er ist zurück ins Dorf gelaufen, und sie haben ihn erschlagen. Ohne mich hält dieser dämliche Kerl keine zwei Tage durch. Keine zwei Tage, das schwöre ich, so wahr …«
    Plötzlich verstummte Rammar. Etwas kitzelte ihn in der krummen Orknase, ein Geruch, der seinen Widerwillen erregte – Gnomen!
    Rammar legte den Kopf in den Nacken und schnüffelte. Kein Zweifel. Er roch den fauligen Gestank der Grünhäutigen, und da sein Geruchssinn nicht sehr ausgeprägt war, bedeutete das, dass sich die Gnomen ganz in der Nähe befanden, sonst hätte er sie nicht gerochen.
    Ein Knurren stieg aus seiner Kehle, und er griff nach dem saparak. Um den langen Speer mit der widerhakenbewehrten Spitze im Nahkampf einsetzen zu können, fasste er ihn in der Mitte des Schafts, dann taxierte er das umliegende Gebüsch.
    Von den Gnomen war nichts zu sehen oder zu hören, dennoch waren sie da, Rammar war sich ganz sicher. Der Ork merkte, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte, und seine Nase begann zu zucken, wie sie es bei seiner Rasse häufig tut, wenn Gefahr droht. Noch mehr als zuvor wünschte er sich, Balbok an seiner Seite zu haben, dessen Geschicklichkeit im Umgang mit Pfeil und Bogen schon manchem Gnom zum Verhängnis geworden war.
    »Du elender Hohlkopf«, flüsterte Rammar vor sich hin. »Wo bist du, wenn ich dich brauche? Wo hast du dich nur wieder verkrochen? Wenn die Gnomen mich kriegen, ist es allein deine Schuld …«
    Er verstummte, schlich bergauf und zwängte sich ins Unterholz. Das ihn umgebende Grün war so dicht, dass er keine zwei Schritte weit sehen konnte, aber die Gnomen konnten es umgekehrt auch nicht, und das beruhigte

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