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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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schon genug Zeit vergeudet. Ein Zeitalter geht zu Ende, ein neues soll beginnen – und die Geschichte wartet nicht!«

5.
UR'TORGA SGUDAR'HAI
    »Eine Standarte, wir brauchen eine Standarte!«, tönte Rammar, den singenden Tonfall seines Bruders imitierend. »Kein Ork, der etwas auf sich hält, würde sich ohne Standarte auf eine gefährliche Mission begeben!«
    »Und?«, fragte Balbok, der hinter ihm auf dem schmalen Felspfad schritt. »Du warst doch auch dafür, dass wir Ruraks Zeichen mitnehmen.«
    »Schon«, bekannte Rammar säuerlich, »aber da wusste ich noch nicht, dass das verdammte Ding so schwer ist!« Wutschnaubend blieb er stehen und blickte an dem langen hölzernen Schaft hoch, den er in den Händen trug. Am oberen Ende befand sich eine kopfgroße Kugel aus einem rätselhaften schwarzen Material, dessen Oberfläche glänzend und schimmernd war, die Umgebung jedoch nicht reflektierte. Dass Ruraks Standarte weder mit Trollhaaren noch mit Gnomenknochen verziert war und einfach lächerlich aussah, war eine Sache. Was Rammar aber wirklich störte, war das Gewicht der Kugel; sie zu tragen war eine Strapaze.
    »Du wolltest das Ding unbedingt mitnehmen, also trag du es auch«, brummte er und drückte seinem verblüfften Bruder kurz entschlossen den Schaft in die Hand. Balbok, ohnehin schon beladen mit dem schweren Tornister, der Proviant für die Reise und warme Kleidung für den Norden enthielt, ließ ein leises Stöhnen vernehmen, hütete sich aber, seinem Bruder zu widersprechen. Wenn Rammar schlechte Laune hatte, war es besser, ihn nicht auch noch zu reizen.
    Sie setzten ihren Marsch schweigend fort – Rammar nur noch den saparak an einem Lederriemen auf dem Rücken, der hagere Balbok beladen mit den übrigen Waffen und dem Gepäck und mit beiden Händen die schwere Standarte tragend.
    Ihr Weg führte steil bergab. Der Pfad, den Wind und Regen in das Gestein gegraben hatten, mündete in ein zwischen hohen Felswänden eingezwängtes Kar, dessen Geröllfeld in die Tiefe führte und sich irgendwo weit unter ihnen in einer engen Schlucht verlor. Jenseits der schroffen Felszacken, die das Kar nach Norden begrenzten, konnte man im Dunst die zerklüfteten Ausläufer des Schwarzgebirges ausmachen.
    »Endlich«, murmelte Rammar. »Ich dachte schon, dieses verdammte Gebirge hört nie auf. Seit zwei Tagen sind wir nun schon unterwegs, und alles, was wir zu sehen kriegen, ist Nebel und Fels. Ich habe die Schnauze voll davon.«
    »Dies ist das Land unserer Ahnen«, entgegnete Balbok vorwurfsvoll.
    »Na und? Ich habe trotzdem die Schnauze voll davon. Ich will diese verdammten Berge endlich hinter mir lassen, damit wir unseren Auftrag ausführen können. Umso eher sind wir nämlich wieder zu Hause. Aber das geht wohl nicht in deinen dämlichen Schä…«
    Weiter kam Rammar nicht, denn sein Wunsch nach einem raschen Abstieg wurde schneller erfüllt, als ihm lieb sein konnte. Während seines Lamentos war er unachtsam weitergegangen bis dorthin, wo der Fels zu Geröll wurde, und plötzlich verselbständigte sich der Boden unter seinen Füßen. Das Gestein rutschte und polterte talwärts – und Rammar, der mit rudernden Armen darauf stand, mit ihm!
    »Verdammt!«, konnte der Ork noch rufen, während es mit ihm bergab ging. »Tu doch was, du elender umbal  …!«
    Einen Augenblick lang stand Balbok fassungslos und sah verblüfft zu, wie sein Bruder den Hang hinabrutschte, zunächst noch auf beiden Beinen stehend, dann auf dem Allerwertesten – und schließlich überschlug er sich und purzelte zu Tal wie einer der Gesteinsbrocken, die sich in seinem Gefolge lösten. Dabei schrie und zeterte er laut, dass es von den Felswänden widerhallte.
    »Ich komme, Rammar!«, rief Balbok und eilte todesmutig den Hang hinab. Anders als sein Bruder verlegte er jedoch sein Gewicht nach hinten, und indem er in rascher Folge die Hacken seiner Stiefel auf das Geröll schlug, gelang es ihm, sich einigermaßen auf den Beinen zu halten.
    Es war dennoch ein wahrer Höllenritt, denn das lose Gestein gab nach und rutschte, sodass Balbok seine liebe Not hatte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und ebenfalls sich überschlagend nach unten zu purzeln wie sein Bruder, zumal er das schwere Gepäck auf dem Rücken trug. Die Standarte, die sein Bruder ihm aufgenötigt hatte, erwies sich nun jedoch als äußerst nützlich. Sie als Stock einsetzend, gelang es Balbok, sich einigermaßen aufrecht zu halten, und während Rammar mit einer kleinen

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