Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
im wilden Zickzack durch den Fels schlängelte. Mehrmals war sich Rammar nicht sicher, ob sie sich noch immer in der richtigen Schlucht befanden. Um sich jedoch vor Balbok keine Blöße zu geben, ging er weiter, als wüsste er genau, was er tat. Und Balbok wiederum vertraute auf seinen Bruder und trottete gehorsam hinter ihm her, Proviant und Standarte schleppend.
Gegen Nachmittag verschlechterte sich das Wetter zusehends; das Pfeifen des Windes, der durch die engen Klüfte wehte, wurde zu einem unheimlichen Heulen, und der Himmel, von dem die beiden Orks jeweils nur einen gezackten Streifen sehen konnten, verfinsterte sich. Schon war in der Ferne dumpfes Donnergrollen zu hören, als Balbok plötzlich stehen blieb.
»Was ist nun wieder?«, fragte Rammar gereizt. »Komm schon, du umbal, wir müssen uns einen Unterschlupf suchen, ehe das Unwetter losbricht.« Wie um seine Worte zu bestätigen, zuckte über den schwarzen Himmel ein Blitz, der die Schlucht für einen Lidschlag taghell erleuchtete.
Balbok blieb weiterhin stehen. »Er ist wieder da«, stieß er hervor.
»Wer? Was?«
»Dieser Geruch. Der Feind, den ich bereits am Eingang der Schlucht gewittert habe.«
»Fängst du schon wieder damit an?«
»Er ist hier«, war Balbok überzeugt. »Ich bin ganz sicher.«
»So«, brüllte Rammar gegen den immer stärker werdenden Wind, »und warum sehe ich dann nichts von ihm? Ausgerechnet jetzt fängst du damit an. Lass uns lieber eine Höhle suchen, ehe es zu regnen beginnt.«
Balbok, der die Standarte abgelegt und zu seinem Speer gegriffen hatte, blickte sich misstrauisch um. Da er aber erneut nichts entdecken konnte und auch nichts mehr witterte, hängte er sich den Speer wieder am Lederriemen auf den Rücken, nahm die Standarte auf und folgte Rammar auf der Suche nach einem Unterschlupf.
Innerhalb kürzester Zeit verfinsterte sich der Himmel noch mehr. Der Tag wurde zur Nacht, doch wenn Blitze über das düstere Firmament zuckten, wurde es schlagartig hell. Infernalischer Donner erklang, der das ganze Gebirge zu erschüttern schien. Zwischen den Wänden der Schlucht geisterte das Echo hin und her, als wolle es gar nicht mehr aufhören. Auch wurde der Wind immer kälter und schärfer. Jeden Augenblick würde der Regen einsetzen, um den Grund der Schlucht in ein reißendes Flussbett zu verwandeln. Die Orks mussten zusehen, dass sie hier wegkamen.
»Dort oben!«, rief Rammar plötzlich. »Eine Höhle! Das ist unsere Rettung!«
Auch Balbok sah die dunkle Öffnung im Fels, und im Laufschritt setzten sie darauf zu – Rammar in seltener Behändigkeit, Balbok wegen des Gepäcks sehr viel schwerfälliger. Rasch erklomm Rammar den Felsvorsprung. Die Höhle lag hoch genug, dass sie nicht überflutet werden konnte. Dass Balbok mit dem Gepäck Mühe hatte, ihm zu folgen, kümmerte Rammar nicht. Er rettete sich ins Trockene – gerade, als es zu regnen begann.
Sintflutartig pladderte es auf den Grund der Schlucht, wo sich das Wasser augenblicklich zu sammeln begann. Balbok gelang es, sich in den Höhleneingang zu schleppen, wo er erschöpft liegen blieb.
Aber nicht für lange.
Der beißende Geruch, den er schon zuvor wahrgenommen hatte, drang erneut in seine Nase, diesmal jedoch um vieles stärker als zuvor.
Balbok sprang auf.
»Was denn?«, fragte Rammar. »Gibst du noch immer keine Ruhe? Ich sage dir, da ist nichts, wovor du dich fürchten musst. Außer vielleicht vor dem Unwetter. Nicht auszudenken, wenn wir jetzt noch da draußen wären …«
Balbok antwortete nicht. Er starrte nur entsetzt, und seine Augen wurden dabei immer größer.
»Allmählich habe ich genug von deinem eigenartigen Benehmen«, maulte Rammar. »Kannst du nicht einfach zugeben, dass es klug von mir war, uns einen Unterschlupf zu suchen? Musst du immer den wilden Ork spielen?«
Balbok erwiderte noch immer nichts, dafür legte er die Standarte ab, streifte sich das Gepäck langsam und bedächtig vom Rücken und hob seinen saparak.
Auf einmal begriff Rammar, dass sein Bruder nicht ihn anstarrte, sondern über ihn hinweg. Und auf einmal roch auch er den beißenden Gestank, und er spürte, wie etwas von oben herabtroff und auf seiner Schulter landete. Etwas Zähes, Klebriges, das langsam an seiner Rüstung herabrann.
Es kostete Rammar einige Überwindung, emporzuschauen – und als er es tat, blickte er in eine Ansammlung kalter schwarzer Augen und auf ein zahnloses, aber mit gefährlichen Beißwerkzeugen bewehrtes Maul. Die Kieferzangen
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