Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
dämlich gewesen waren, das gestohlene Haupt ihres Meuteführers zurück ins bolboug zu bringen.
Balbok merkte, wie seine Kräfte nachließen. Noch einmal schlug er mit der Axt halbherzig zu, dann war er zu schwach, die schwere Waffe zu halten. Sie entrang sich seinem Griff und fiel in den Morast, gleich darauf folgte ihr Besitzer, der sich nicht länger auf den Beinen halten konnte. Schlaff und kraftlos sank Balbok zu Boden, wissend, dass sein Kampf zu Ende war.
Der Ghul veränderte erneut seine Form. Seine Beine und sein Unterleib zerflossen zu einer breiigen Masse, die sich über den besiegten Feind ergoss. Nur der Oberkörper mit Kopf und dem Tentakelarm blieb bestehen.
Balbok spürte den lebenden Schlamm auf seiner Haut und musste an die Blutegel denken, denen er erlaubt hatte, sein Blut zu schlürfen. Da hatte er noch geglaubt, selbst am Ende der Nahrungskette zu stehen. Ein Irrtum, wie sich nun herausstellte; der Ghul würde sein Fleisch und seine Eingeweide aufsaugen, sodass am Ende nur noch Knochen von ihm übrig blieben.
Balbok wehrte sich ein letztes Mal mit aller verbliebener Kraft, aber der Ghul hatte ihn bereits zur Hälfte eingehüllt, und der Kampf war vorbei.
Jedenfalls dachte Balbok das.
Da brach plötzlich die Spitze eines saparak aus dem Brustkorb des Ghuls. Jäh löste das Sumpfwesen seine schlammige Umklammerung, und während es sich unter wütendem Kreischen wand, gelang es Balbok, sich zu befreien.
Er tastete um sich, bekam den Stiel der Axt zu fassen, und sofort holte er aus und schlug zu. Der senkrecht geführte Hieb, mit dem er den Ghul traf, spaltete diesen in der Mitte, und das Kreischen drang plötzlich aus zwei Kehlen. In zwei Hälften klappte der Ghul auseinander, und noch im Fallen zerfielen diese zu Schlamm und klatschten in den Morast, mit dem sie sich sogleich vermischten.
Balbok sah seinen Bruder Rammar, der hinter dem Ghul gestanden hatte, den Speer beidhändig umklammernd und ein grimmiges Grinsen im Gesicht.
»Rammar!«, rief Balbok erleichtert. »Ist das schön, dich zu sehen.«
»Kann ich mir vorstellen«, erwiderte der andere zähnefletschend. »Wäre ich ein paar Augenblicke später gekommen, hätte ich nur noch ein paar abgelutschte Knochen von dir gefunden. Du dämlicher Hohlkopf! Weißt du nicht, dass Ghule gefährlich sind?«
»Klar weiß ich das«, versicherte Balbok, während er mühsam auf die Beine kam. »Aber dieser sah aus wie du. Er hatte dein Gesicht und trug deine Kleidung. Verstehst du, was ich meine?«
Rammar nickte verdrossen. »Ich hatte es mit einem zu tun, der dein Aussehen angenommen hatte. Kannst du dir das vorstellen? Gleich zwei von deiner Sorte!« Er schüttelte den Kopf. »Bislang habe ich nicht glauben wollen, dass Ghule jedwede Gestalt annehmen können, aber offensichtlich entspricht es der Wahrheit. Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Denke schon.«
»Was stehst du dann noch dumm rum? Pack deine Sachen zusammen, damit wir von hier verschwinden können. Ich habe keine Lust, noch mehr von diesen Kreaturen zu begegnen.«
Balbok nickte und wollte sein Gepäck wieder aufnehmen – als ihm ein beunruhigender Gedanke kam.
»Rammar?«, fragte er.
»Ja?«
»Wenn es stimmt, dass Ghule in der Lage sind, jedwede Gestalt anzunehmen …«
»Ja?«
»… dann könntest auch du einer von ihnen sein, oder nicht?« Balbok hob drohend die Axt. »Immerhin hat es schon einer geschafft, mich zu täuschen. Und dich auch.«
»Was soll denn dieser Blödsinn jetzt?«, platzte es aus Rammar heraus. »Du elender, dämlicher Narr! Erkennst du deinen eigenen Bruder nicht mehr, du umbal?« Die Adern an seiner Stirn schwollen an, seine Nüstern blähten sich. »Muss ich dir erst den Schädel einschlagen, um dir zu beweisen, wer ich bin?«
»Nein«, entgegnete Balbok grinsend und ließ die Axt sinken, »das musst du nicht. Jetzt weiß ich, dass du der echte Rammar bist.«
»So? Und woher willst du das so plötzlich wissen?«
»Weil du mit mir schimpfst. Der andere Rammar hat sich ziemlich seltsam benommen. Er war viel zu freundlich und zu nett, als dass du es hättest sein können, denn du bist immer nur widerwärtig und schlecht gelaunt.«
»So, so …« Rammar fletschte geschmeichelt die gelben Zähne. Für einen Ork gab es kaum ein größeres Kompliment, als von jemandem als übellaunig und böse bezeichnet zu werden.
Balbok lud sich den Tornister auf den Rücken, und nachdem er Ruraks Feldzeichen aufgehoben und notdürftig vom Morast gereinigt
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