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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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unheimlich, und erneut versuchte er, seine Furcht durch Wut zu vertreiben. »Wahrscheinlich«, sagte er zu sich selbst, »ist dieser umbal irgendwo unterwegs in ein Sumpfloch gefallen und jämmerlich ersoffen. Geschieht ihm ganz recht, das hat er nun von seiner Dummheit.«
    Geräuschvoll aus den Nüstern blasend, wie es sich für einen zornigen Ork gehört, wollte Rammar seinen Weg fortsetzen, als er hinter sich ein leises Knacken vernahm. Den saparak zum Stoß erhoben, wirbelte er herum.
    »Wer ist da?«
    Im dichten Nebel konnte er nichts erkennen, aber er hörte schmatzende Schritte im Morast. Und im nächsten Moment tauchte in den grauweißen Schlieren eine hagere Gestalt auf.
    »Balbok …?«
    Auch wenn Rammar sich lieber die Zunge abgebissen hätte, als es zuzugeben – er war froh, als sich der schlaksige Körper seines Bruders aus dem Nebel schälte und Balbok vor ihm auftauchte, im Gesicht eine Mischung aus Reue und Furcht.
    »Da bist du ja. Wo hast du gesteckt?«, rief Rammar scharf.
    »I-ich habe mich versteckt«, kam es kleinlaut zurück. »Ich hatte Angst vor dir.«
    »Das solltest du auch, nach allem, was du dir geleistet hast!« Rammar ballte die Klaue zur Faust. »Vergiss nicht, ich bin immer noch der Ältere von uns beiden. Warum ich dich nicht längst erschlagen habe, weiß ich nicht, aber wenn du noch einmal versuchst, mich zum Narren zu halten, dann nehme ich keine Rücksicht mehr, verstanden?«
    »Ja, Rammar.«
    »Dann lass uns jetzt weitergehen. Ich weiß nicht, warum, aber diese Gegend hier gefällt mir nicht. Wir werden uns anderswo einen Platz zum Schlafen suchen – und als Strafe für dein dämliches Verhalten wirst du die erste Wache übernehmen. Was hast du dir nur dabei gedacht, hm?«
    Rammar war wieder vorausgegangen, in der Überzeugung, dass Balbok ihm folgte. Als er jedoch erneut keine Antwort erhielt, dafür aber ein seltsames Schmatzen und Schlürfen hörte, blickte er zurück – und erschrak, als stünde er Kurul persönlich gegenüber.
    Balbok war erneut verschwunden.
    Wo er eben noch gegangen war, stand nun ein Wesen, das den wildesten Albträumen entsprungen sein musste – groß und gefährlich, mit einem gähnenden zahnlosen Maul und einer schleimigen Haut wie Schlamm.
    »Chgul«, flüsterte er.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte Rammar fürsorglich seinen Bruder Balbok, der auf dem Boden hockte und die Blutegel von seinen Beinen pflückte. Sein Vorhaben, aus ihnen einen deftigen Eintopf zu machen, hatte Balbok verworfen; der Appetit war ihm vergangen. Dennoch schob er sich ab und zu eins der prall gefüllten Tiere zwischen die Zähne, um den Blutverlust auszugleichen.
    »Bin gleich so weit«, erwiderte er und zog sofort den Kopf zwischen die Schultern in Erwartung des Donnerwetters, das nun gleich wieder über ihn hereinbrechen würde. In Gedanken hörte er Rammar schon wieder schimpfen, dass er – Balbok – an ihrer ganzen Misere schuld sei und dass er – Rammar – nicht noch länger warten wolle, bis sie ihren Marsch fortsetzen könnten. Wie immer, wenn sich Rammar aufregte, würden die Adern an seiner Stirn anschwellen, seine Nüstern würden sich blähen und …
    Zu Balboks grenzenloser Überraschung sagte Rammar verständnisvoll: »Lass dir nur Zeit. Ich warte solange.«
    Balbok war verwirrt, nickte jedoch und raffte sich auf. Dann allerdings musterte er Rammar aus zu Schlitzen verengten Augen, weil ihm dämmerte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
    Rammar war sein Bruder. Sie waren zusammen aufgewachsen und hatten so ziemlich alles gemeinsam getan – den ersten Gnom skalpiert, den ersten Blutbierrausch gehabt und den ersten Troll erschlagen. Aber in all diesen Jahren war Rammar nicht ein einziges Mal freundlich und verständnisvoll gewesen.
    Balbok starrte den anderen forschend an. »Du bist nicht Rammar, oder?«, fragte er.
    »Was?«
    »Du bist nicht Rammar!«, sagte Balbok, jetzt absolut überzeugt, denn der echte Rammar hätte ihm schon für diese ›unsinnige‹ Frage alles Mögliche an den Kopf geworfen.
    Sein Gegenüber antwortete ihm mit hämischem Gelächter, und auf einmal begann sich sein Aussehen zu verändern. Rammars vertrautes Gesicht verschwand, und darunter kam eine schlammbraune Fratze zum Vorschein, die nichts Orkisches mehr – und auch sonst nichts – an sich hatte: Schwarze Augen starrten aus konturlosen Gesichtszügen, die aus nassem Lehm zu bestehen schienen und sich ständig veränderten. Das große Maul war weit

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