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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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überlebte und nicht am Fuß der Mauer zu einem hässlichen Fettfleck zerklatschte.
    Hätte die Situation es erlaubt, er hätte seine Todesangst lauthals hinausgeschrien. Aber selbst in seiner Panik war Rammar klar, dass er damit die Elfenwachen auf sich aufmerksam gemacht hätte, und das war noch ungesünder, als an einem Seil, das bei jedem Zug bedrohlich knirschte, über einem Abgrund zu hängen.
    Rammar versuchte, seinen Bruder, der oben am Seil zerrte und zog, bestmöglich zu unterstützen, aber seine Stiefel fanden keinen Halt an der vereisten Wand, und so unterließ er lieber das hilflose Gestrampel. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als seinem Bruder zu vertrauen – ein Albtraum nach Rammars Verständnis. Obwohl Balbok derjenige war, der sein Leben in Händen hielt, wuchs Rammars Wut auf ihn mit jedem Augenblick. Balbok allein war schließlich schuld daran, dass er in dieser misslichen Lage steckte – oder vielmehr hing. Was für eine verrückte Idee es doch war, ihn am Seil hinaufzuziehen!
    Als Rammar endlich das Fenster erreichte, war er mit den Nerven am Ende und seine Gefühle zweigespalten. Einerseits war er unsagbar erleichtert, dieses halsbrecherische Abenteuer heil überstanden zu haben, andererseits kochte er fast über, als er Balboks grinsende Visage erblickte.
    »Na?«, fragte der Hagere auch noch. »Hat Spaß gemacht, oder?«
    »Ob es Spaß gemacht hat?« Mit einem Schwall der ärgsten orkischen Flüche zwängte sich Rammar durch die Fensteröffnung, die ihm auf einmal wieder sehr schmal erschien, und sprang mit den Füßen auf den Boden. Seine Knie waren weich wie Schneckenschleim. »Ob es Spaß gemacht hat, willst du wissen?«
    Balbok nickte.
    »Nein, du Holzkopf, es hat mir keinen Spaß gemacht! Wie würde es dir gefallen, an einen Strick gebunden in luftiger Höhe zu baumeln, während man dich Stück für Stück nach oben zieht? Das war entwürdigend, verstehst du?«
    Balbok schaute ihn mit stierem Blick an. Würde war nicht gerade etwas, das unter Orks besonders hochgehalten wurde. Im Gegenteil, für gewöhnlich verwandten sie ihren ganzen Eifer darauf, die Würde anderer mit Füßen zu treten. Sich über seine eigene Würde Gedanken zu machen, galt sogar als menschlich und verweichlicht.
    Das wurde auch Rammar in diesem Moment bewusst, denn er winkte schnaubend ab. »Schon gut«, knurrte er, »vergiss es. Hauptsache ist, dass du mich nicht fallen gelassen hast und wir beide jetzt hier sind. Das heißt – wo genau sind wir überhaupt?«
    »Sieht wie ein langer Korridor aus«, antwortete Balbok und deutete den Gang aus weißem Stein hinab, auf den in regelmäßigen Abständen Quergänge mündeten. Säulen säumten die Wände, und der gleiche blaue Schein, der auf dem Turm des Tempels strahlte, sorgte auch hier für kaltes, unwirkliches Licht.
    »Blödhirn – natürlich ist das ein langer Korridor«, entgegnete Rammar. »Die Frage ist, wo er hinführt. Und wie, bei Kuruls Flamme, sollen wir in diesem Labyrinth die Karte finden, die der Zauberer haben will?«
    Statt zu antworten, rümpfte Balbok die Nase, schnupperte und stieß dann leise hervor: »Da kommt jemand!«
    Sein Bruder und er tauschten einen Blick, dann versteckten sie sich zu beiden Seiten des Ganges hinter den Säulen.
    Als Balbok ein paar Herzschläge später einen vorsichtigen Blick riskierte, entdeckte er einen Elfen. Er trug ein weites Gewand aus glänzender Seide, das im blauen Licht geheimnisvoll schimmerte. Sein helles Haar war kurz geschnitten, sodass die Markenzeichen seiner Rasse zu sehen waren: die spitz zulaufenden Ohren, die nicht vom Kopf abstanden wie die eines Orks, sondern eng anliegend waren.
    Auch ansonsten wies er alle Merkmale seiner Art auf – jene Merkmale, die Elfen in den Augen eines Orks zu den hässlichsten Geschöpfen von ganz sochgal machten: die weiße Haut, die sie aussehen ließ wie wandelnde Tote, die schmalen wasserblauen Augen mit den hochgezogenen Brauen, die nach Meinung der Orks von der Hinterlistigkeit dieser Kreaturen zeugten, und schließlich ihre filigrane Gestalt und ihre Art, sich zu bewegen; Elfen schienen stets über dem Boden zu schweben statt zu gehen. Orks machte das halb rasend. Was war von einem Wesen zu halten, dessen Nahen sich nicht durch lautes Poltern und Stampfen ankündigte?
    Das ewige Herumgeschleiche der Elfen und ihr weises Gequatsche, ihre bedeutungsschwangeren Andeutungen und ihr weibisches Gehabe – all das konnte einen anständigen Ork in die

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