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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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genommen, und mit jedem Auflodern unbändigen Hasses, mit jedem Zornesausbruch, mit jedem keifenden Geschrei wurde der Faden dünner, der das Bewusstsein des Elfen vor dem Absturz in dunkle Tiefen bewahrte.
    So war es um Loreto bestellt, als er plötzlich zu seiner Linken ein Geräusch vernahm.
    Der Verstand des verstoßenen Fürsten mochte gelitten haben, seine Sinne jedoch waren durch die Zeit der Verbannung sogar geschärft worden. Schlagartig verharrte er, um mit spitzen Ohren zu lauschen.
    Das Geräusch wiederholte sich – ein markiges Knacken, gefolgt von einem Schlurfen, das geradezu unheimlich klang.
    Ein Waldtroll?
    Trotz seines Zustands war Loreto klar, dass die Begegnung mit einem Troll das Ende seiner Rachepläne bedeuten würde. Wie so viele Male zuvor versuchte er also, sich leise davonzustehlen, aber das Knirschen und Knacken blieb dicht hinter ihm.
    Bei Farawyns geistlosem Geschwätz, dachte der Elf fiebernd, was ist das? Was verfolgt mich durch das Unterholz …?
    Mit hektischen Blicken versuchte er, das Dickicht zu durchdringen – vergeblich. Im schummrigen Halbdunkel war nichts zu erkennen, auch der geschärfte Elfenblick half ihm nicht. Loreto bewegte sich schneller, bahnte sich einen Weg durch Farne und Sträucher, die ihm wieder Hände und Gesicht zerkratzten. Zunächst schien ihm der Verfolger – wer oder was es auch immer war – auf den Fersen zu bleiben. Gehetzt schaute Loreto über die Schulter zurück, konnte jedoch noch immer nichts ausmachen. Dann verstummte das Geräusch, so plötzlich wie es aufgeklungen war.
    »Wer oder was auch immer du bist«, zischte Loreto, »du hast Glück, dass du den Weg des Elfenkönigs nicht kreuzt. Mit einem einzigen Schlag, einem einzigen Blick könnte ich dich vernichten. Unsagbar großes Glück hast du …«
    Es blieb still im Unterholz, und nachdem er noch einen Moment gewartet hatte, ging Loreto schließlich weiter. Schon bald setzte die Dämmerung ein, und durch das dichte Blätterdach drang nur noch wenig Licht. Über den Wipfeln der Bäume war ein sich blutrot verfärbender Himmel zu sehen, ein schlechtes Omen von Alters her.
    »Blut wird fließen heute Nacht«, war Loreto überzeugt und kicherte albern. Dann schaute er sich nach einem Lagerplatz für die Nacht um. Baumkronen hatten sich während seiner Monate währenden Wanderung als nächtliche Ruhestätte bewährt, aber auch hohle Stämme oder felsige Überhänge, die Schutz vor Wind und Wetter boten. Zwischen einigen dicken, abgestorbenen Wurzeln fand der verstoßene Elf schließlich einen Schlafplatz – und dazu noch ein willkommenes Nachtmahl in Form halb verfaulter, von Maden durchsetzter Pilze, die er in seinem Wahn für ein königliches Festmahl hielt. Gierig schlang er sie in sich hinein, worauf ihn Übelkeit befiel. Stöhnend wollte er sich auf dem feuchten Moos zur Ruhe betten – als er erneut jenes alarmierende Knirschen vernahm, das ihn vorhin verfolgt hatte.
    »Was ist da los?«, zischte Loreto und fuhr herum. »Wer erlaubt sich, die Ruhe des Königs zu stö…?«
    Er verstummte mitten im Wort, als sich das Unterholz teilte und etwas daraus hervorkam, so grotesk und unbegreiflich, dass selbst Loreto in seinem Wahn begriff, dass es etwas Derartiges eigentlich nicht geben durfte.
    Der verstoßene Elfenfürst verharrte, war wie versteinert, denn die abartige Kreatur ängstigte ihn geradezu zu Tode. Blutunterlaufene Augen starrten auf ihn herab, aber in ihren Blicken war eine seltsame Gleichgültigkeit – die träge Ruhe eines Wesens, das unsagbar alt war und bereits alles gesehen hatte. Womöglich durchstreifte es schon seit den Anfängen der Welt diese Wälder, nur hatte es noch niemand zu sehen bekommen, weil es sich fernhielt vom sinnlosen Streben der Sterblichen – genau wie Loreto.
    Die Erkenntnis traf den verstoßenen Elfenfürsten wie der Schlag eines Zwergenhammers: So unterschiedlich er und diese Kreatur rein äußerlich auch waren – in gewisser Hinsicht waren sie einander sehr ähnlich.
    Loreto hatte das Gefühl, die Kreatur zu verstehen, deren ungeheurer Körper sich aus dem Dickicht wälzte. Er spürte, dass sie etwas gemein hatten und dass es kein Zufall war, der sie an diesem Ort zu dieser Stunde zusammengeführt hatte.
    Er streckte seine Hand aus, berührte die Kreatur, die vieläugig auf ihn herabstarrte …
    Und im diesem Moment fühlte er den Hass!
    Wie ein Sturm brandete er über ihn hinweg – Hass in einer Reinheit, wie er ihn nie zuvor verspürt

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