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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Tirgas Dun zu kommen. Waren die Elfen überhaupt noch in der Lage, ihm zu helfen? Gewiss, einst waren sie einflussreich und mächtig gewesen, aber das war lange her – die Söhne Farawyns waren ein Volk im Niedergang.
    Andererseits hatte Corwyn keine andere Wahl gehabt. Nicht, wenn er das Versprechen erfüllen wollte, das Alannah ihm einst abgenommen hatte.
    »Wenn mir ein Feind jemals Leid zufügen sollte«, hatte sie ihm mit jener Stimme ins Ohr geflüstert, der sich weder Corwyn noch sonst ein sterblicher Mann hätte verschließen können, »so bitte mein Volk um Hilfe.«
    »Sei nicht albern«, hatte Corwyn geantwortet. »Du bist die Gemahlin des Königs von Tirgas Lan. Welcher Feind würde es wagen, dir ein Leid zuzufügen?«
    »Versprich es«, hatte sie ihm abverlangt – und Corwyn, mehr, um ihr den Gefallen zu tun, denn aus wirklicher Überzeugung, hatte sein Wort gegeben.
    Erneut fragte sich Corwyn, ob Alannah schon damals etwas geahnt hatte. Bisweilen pflegten Elfen erstaunliche Fähigkeiten an den Tag zu legen, und auch Alannah hatte es schon wiederholt verstanden, ihn zu verblüffen. Vielleicht hatte sie tatsächlich etwas gewusst – aber warum, in aller Welt, hatte sie ihn dann nicht gewarnt?
    Solche und ähnliche Fragen beschäftigten Corwyn, während er und die vier Krieger durch das Portal traten und dem Kastellan durch hohe, von riesigen Standbildern gesäumte Gänge folgten.
    Wie hatte er sich nur so übertölpeln lassen können? Wie sollte ein König sein Reich verteidigen, wenn er nicht einmal in der Lage war, seine eigene Frau zu schützen?
    In Selbstvorwürfe versunken, betrat Corwyn das weite Rund des Ratssaals, gefolgt von seinen Mannen. Über ihnen wölbte sich die eindrucksvolle Kuppel, von der das Pochen des Stabes widerhallte, mit dessen unterem Ende der Kastellan abermals auf den marmornen Boden klopfte.
    »Ihr hohen Herren, Ihr Weisen des Elfenvolks! Ich melde Euch Corwyn, den Träger der Krone und König von Tirgas Lan!«
    Wieder ein Klopfen, dann verbeugte sich der Elf und trat beiseite, um Corwyn Platz zu schaffen. Forsch trat dieser vor, in der Erwartung, sich der voll besetzten Ratstafel gegenüberzusehen – aber er wurde bitter enttäuscht. Denn an dem langen halbrunden Tisch in der hinteren Hälfte der Halle saß nur ein einzelner Elf. Ein Elf zwar, der die Senatsrobe trug und in dessen jugendlich wirkenden Augen unendliche Weisheit lag, aber dennoch nur ein einziger Vertreter seines Volkes …
    »Sprich, Corwyn, König von Tirgas Lan«, verlangte er, wobei ein mildes Lächeln um seine alten und zugleich jungen Züge spielte. »Der Hohe Rat ist bereit, sich dein Anliegen anzuhören.«
    »Der Hohe Rat?« Corwyn kannte den Elfen an der Tafel – es war Ulian der Weise, der damals seine Krönung bestätigt hatte. »Mit Verlaub, ehrwürdiger Ulian, aber ich sehe nur ein einziges Ratsmitglied …«
    »Dein Auge täuscht dich nicht«, stimmte der Elf gelassen zu. »In der Tat bin ich der Letzte, der noch geblieben ist. Der Letzte, mit dem du sprechen kannst. Der Letzte, der noch hier ist, um Entscheidungen zu treffen.«
    »Dann ist es also wahr. Die meisten Elfen haben Erdwelt bereits den Rücken gekehrt.«
    »Viele Schiffe haben den Hafen von Tirgas Dun verlassen, und nicht ein einziges ist zurückgekehrt«, erwiderte Ulian in der ausweichenden Art seines Volkes. »Die fernen Gestade locken mit Unsterblichkeit und vollkommener Erfüllung – nichts, was die Welt der Menschen bieten könnte, kann sich damit messen.«
    »Das mag ja sein«, gestand Corwyn ein, »aber Farawyns Volk wird hier noch gebraucht.«
    »Gebraucht?« Der Blick, den Ulian ihm sandte, war müde und verzagt. »Wozu? Über Generationen haben wir Elfen geholfen, das Böse zu bekämpfen, haben ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit errichtet. Mit welchem Ergebnis? Die Sterblichen sind noch immer selbstsüchtig und voller Hass. Alle Bestrebungen, sie zu ändern und zum Besseren zu bekehren, waren vergeblich.«
    »Nicht ganz«, widersprach Corwyn. »Tirgas Lan erstrahlt schon bald in neuem Licht, und ein neuer König sitzt auf dem Elfenthron.«
    Ulian lächelte nachsichtig. »Was du Licht nennst, König, ist nur ein schwacher Abglanz dessen, was Tirgas Lan einst war. Und ob ein Sterblicher stark genug sein wird, das Reich zu einen, wagen Wir zu bezweifeln.«
    »Farawyn war davon überzeugt«, gab Corwyn zur Antwort.
    »Farawyn. Einer von jenen, die sich opferten im Kampf für eine bessere Welt. Hätte er

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