Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Rachefeldzug begleiten. Wie heißt es so schön? Je mehr Klingen, desto mehr Blut.«
»Diesen Spruch habe ich noch nie gehört«, gestand Rammar grinsend, »aber er gefällt mir. Also abgemacht: Du hilfst uns hier raus, und im Gegenzug erlauben wir dir, an der Jagd auf den Hutzelbart teilzunehmen.«
»Korr«, bestätigte Ankluas mit markigem Knurren, in das auch Balbok einfiel – auch wenn das bedeutete, dass sein Dasein als umjubelter Champion der Arena damit enden würde. Doch die Aussicht, Orthmar von Bruchstein den kleinen Kragen umzudrehen, war einfach zu verlockend.
Normalerweise verlangte es die Sitte der Orks, den Racheschwur mit Blut zu besiegeln, aber Rammar entschied, dies auf später zu verschieben. Der dicke Ork hatte nichts dagegen, wenn Blut floss, es sei denn, es war sein eigenes …
»Wann geht es los?«, fragte er Ankluas, damit dieser erst gar nicht auf den Gedanken kam, dass sie sich alle drei zur Ader lassen sollten.
»Noch heute Nacht«, kündigte der Einohrige an. »Auf den Botengängen, die ich bis dahin zu erledigen habe, werde ich alles vorbereiten. Außerdem werde ich dafür sorgen, dass eure Waffen bis dahin geschärft und auch ansonsten im tadellosen Zustand sind.«
»Korr«, stimmte Balbok zu.
»Gute Idee«, war auch Rammars Meinung.
»Kurz nach Mitternacht werde ich zu euch kommen. Bis dahin verhaltet euch so unauffällig wie möglich, verstanden?«
»Kein Problem.« Balbok grinste einfältig. »Ig werde einfag hier gitzen und go tun, alg ob ig gang ahnunglog wäre.«
»Das dürfte dir ja nicht weiter schwerfallen«, sagte Rammar gehässig.
»Also einverstanden?«, fragte Ankluas.
»Einverstanden. Wir treffen uns nach Mitternacht.«
»Achgosh douk, karal'hai.«
»Achgosh douk.«
Ankluas ließ sie allein, jedoch nicht, ohne vorher die Zellentür zu verschließen, damit keine der Wachen misstrauisch wurde. Nachdenklich schaute Balbok, der sich auf seinem Lager halb aufgerichtet hatte, ihm hinterher.
»Und?«, fragte Rammar. »Was hältst du von ihm.«
»Weig nigt.« Balbok schob sein breites Kinn vor. »Etwag mit ihm gtimmt nigt.«
»Unsinn.« Rammar schüttelte den Kopf. »Ich kenne Ankluas' Sorte genau. Er ist ein tapferer Krieger, dem Begriffe wie Ehre und Anstand noch etwas bedeuten.«
»Aber Rammar!« Balbok blickte ihn überrascht an. »Diege Dinge haben in der Modermark nog nie etwag bedeutet.«
»Hohlkopf!«, schnarrte sein Bruder. »Du weißt genau, was ich meine. Ankluas wird uns nicht hintergehen, das kannst du mir glauben – andernfalls darfst du mir noch mal deine Axt überbraten, korr?«
»Korr«, bestätigte Balbok nickend.
14.
KOMHORRA UR'SUL'HAI-COUL
Corwyn mochte den Ort nicht besonders.
Tirgas Dun war eine Hafenstadt der Elfen, erbaut in alter Zeit, noch vor den Tagen des Ersten Krieges. Stolz erhoben sich ihre Mauern an den südlichen Gestaden Erdwelts, die hohen Türme an der nördlichen Mauer errichtet, sodass man das Land weit überblicken konnte, während die schimmernden Kuppeln an der Seeseite lagen.
Obwohl die Stadt von denselben Baumeistern geplant worden war, die auch Tirgas Lan entworfen hatten, gab es dennoch Unterschiede, die sich aus der Geschichte der beiden Städte erklärten: Anders als die Königsfeste im Herzen von Trowna war Tirgas Dun während der beiden großen Kriege niemals belagert worden oder gar in Feindeshand gefallen. In all den Jahrtausenden, die die Elfen in Erdwelt geweilt hatten, war Tirgas Dun ihre Zuflucht gewesen, das Zentrum elfischen Denkens und Wirkens. In Tirgas Dun hatten sich ihre Dichter und Sänger getroffen, um einander in ehrenhaftem Wettstreit zu begegnen, hatten sich ihre Gelehrten zum Austausch von Wissen und Erfahrung zusammengefunden, hatten sich ihre Anführer mit flammenden Reden an das Volk gewandt und hatte auch der Hohe Rat getagt, dessentwegen Corwyn die Reise nach Süden auf sich genommen hatte, denn dieser Rat trat noch immer in Tirgas Dun zusammen.
Schon einmal hatte Corwyn der Stadt Tirgas Dun einen Besuch abgestattet – vor rund einem Jahr, nachdem die Elfenkrone ausgerechnet ihn dazu auserwählt hatte, der neue König zu sein und Erdwelt zu einen.
In einer feierlichen Zeremonie hatte der Hohe Rat der Elfen die Wahl bestätigt und Corwyn damit zum Nachfolger der großen Elfenkönige ernannt, die einst über Erdwelt geherrscht hatten. Allerdings hatte Corwyn den Eindruck gehabt, dass die Zeremonie für die Elfen nur eine lästige Pflichtübung gewesen war – nicht wenige
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