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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Ratsmitglieder hatten währenddessen gelangweilt zum Ausgang geschielt und das Ende herbeigesehnt.
    Es war kein Geheimnis, dass sich die Elfen nicht mehr für die Vorgänge in Erdwelt interessierten. Nachdem sie über Generationen hinweg für Frieden und Einheit gesorgt und sie in zwei langen und blutigen Kriegen verteidigt hatten, kehrten sie seit einiger Zeit dorthin zurück, woher sie einst gekommen waren. Die meisten der Schiffe, die in Tirgas Dun vor Anker gelegen hatten, waren bereits ausgelaufen – schlanke Segelschiffe und schwere Trimmen, vom gleichmäßigen Schlag der Ruder über das Wasser getrieben, den Fernen Gestaden entgegen.
    Schon bei Corwyns letztem Besuch in Tirgas Dun war unübersehbar gewesen, dass die Stadt der Elfen sehr bald schon ein verlassener Ort sein würde. Längst nicht mehr auf allen Türmen wehten Fahnen, viele Tore waren verschlossen und nicht mehr mit Wachtposten besetzt; die Säulenhallen, in denen einst angeregt diskutiert worden war, standen leer, und auf den Plätzen, wo einst Sänger und Dichter ihre Werke vorgetragen hatten, war das Pfeifen des Windes die einzige Melodie, die man noch zu hören bekam.
    Viele Häuser standen bereits verlassen, einige davon so, als wären ihre Besucher nur für einen kurzen Moment weggegangen. Kunstvoll gearbeitete und mit Bildern aus buntem Glas versehene Fenster standen weit offen, durch die mit reichen Schnitzereien verzierte Möbel zu sehen waren und gläserne Karaffen und tönerne Krüge, die noch auf den filigran gearbeiteten Tischen standen. Weltliche Dinge waren den Elfen gleichgültig geworden; sobald sie der Ruf zur Rückkehr nach den Fernen Gestaden erreichte, ließen sie alles stehen und liegen und folgten ihm zu jener fernen Insel, die ihnen Erfüllung und ewiges Glück versprach und wo sie keiner materiellen Dinge bedurften.
    Fast beneidete Corwyn sie darum, und vielleicht war es dieser Neid, der seine Abneigung gegenüber diesem Ort begründete. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Tirgas Dun ein Ort des Niedergangs geworden war und des Verfalls. Die Elfen entsagten der Welt und zogen sich zurück.
    Sollen sie, dachte Corwyn, während seine Begleiter und er die breite Hauptstraße hinabritten. Aber noch sind sie nicht alle fort, und ich bin hier, um sie an ihre Pflicht zu erinnern …
    Die Hafenstadt war ähnlich angelegt wie Tirgas Lan: Um ein zentrales Bauwerk, auf das die Hauptstraße zulief, gruppierte sich kreisförmig die Stadt mit ihren Häusern und Kuppeln. Mit dem Unterschied, dass sich im Zentrum von Tirgas Dun keine Zitadelle erhob, sondern ein riesiges Gebäude aus weißem Marmor, dessen gewaltige Kuppel sich strahlend und hell in den blauen Himmel wölbte und dessen Portal von prächtigen Säulen getragen wurde. In der Sprache der Elfen wurde die Zitadelle tellumagûr genannt – das Gebäude, in dem der Rat der Ältesten tagte.
    Zur Zeit der Elfenkönige hatte der Senat nur eine beratende Funktion gehabt, später dann war ihm die Entscheidungsbefugnis übertragen worden. Dringliche Fragen über Krieg und Frieden waren unter der riesigen Kuppel erörtert worden, und lange Zeit waren von dort aus die Geschicke Erdwelts gelenkt worden – freilich ohne dass die meisten Menschen der Ostlande davon etwas gewusst oder auch nur geahnt hätten. Über Jahrhunderte hinweg war es eine der Eigenheiten der Menschen gewesen, sich nach außen zu verschließen und nur auf sich selbst bedacht zu sein – ein Grund, weshalb die Menschen im Zweiten Krieg ein so leichtes Opfer für die Mächte des Bösen gewesen waren.
    Viel hatte sich seither geändert.
    Die Königskrone ruhte auf eines Menschen Haupt, und nicht mehr die Sterblichen waren es, die sich ihrer Verantwortung für die Welt entzogen, sondern die Elfen. Aber Corwyn war sicher, dass die Nachrichten, die er zu überbringen hatte, alles ändern würden.
    Nicht von ungefähr hatte er keine Gesandtschaft geschickt, sondern war selbst gekommen, um den Hohen Rat über die jüngsten Ereignisse in Kenntnis zu setzen. Corwyn hatte nur seine zwei Leibwächter und eine Handvoll Krieger der königlichen Garde mitgenommen, während seine Berater und Vertrauten in Tirgas Lan geblieben waren, um an seiner statt die Regierungsgeschäfte fortzuführen.
    Es gab keine Eskorte, die den König und seinen Tross zum Ratsgebäude geleitete. Auch waren die Straßen längst nicht mehr erfüllt von Leben, wie sie es noch vor einem Jahr gewesen waren. Drückendes Schweigen lag über der Stadt,

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