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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nach vorn – vergeblich. Seine Gliedmaßen waren viel zu kurz, als dass sie den Rand des Schachts erreichten. Seine Klaue griff ins Leere, und dann fiel er senkrecht in die gähnende Tiefe.
    Mit den Füßen voraus ging es hinab – und im nächsten Augenblick fand sein halsbrecherischer Sturz bereits ein jähes Ende.
    »Autsch!«, entfuhr es ihm, und ein hässliches Knirschen war zu vernehmen, wie wenn uraltes Leder über schroffen Stein wetzte.
    Dann herrschte Stille.
    »Rammar?«, drang es von oben in die Grube herab. »Rammar, wo bist du denn?«
    Balboks lange Miene erschien über dem Schacht. Seine großen Augen und seine herabhängenden Maulwinkel drückten ehrliche Besorgnis aus. »Rammar? Bist du dort unten?«
    »Natürlich bin ich hier unten!«, gab Rammar genervt zurück. »Wo soll ich denn sonst sein?«
    »Und du bist nicht tot?«
    Rammar seufzte geräuschvoll. »Nein, ich bin nicht tot«, versicherte er zu Balboks Beruhigung. »Aber ihr werdet es gleich sein, wenn ihr mich nicht augenblicklich hier rausholt.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich stecke fest«, umschrieb Rammar den unbequemen Zustand, in den er geraten war. Eingekeilt zwischen schroffen Felswänden hing er im Schacht, und seine eigene Harpune, die gleichfalls eingeklemmt war, piekte ihn in den Bauch.
    »Du tust was?« Auch die Gesichter einiger Seeräuber erschienen am Rand des Schachts – allerdings schauten sie weniger besorgt, sondern grinsten dämlich.
    »Ich stecke fest«, wiederholte Rammar, diesmal auf Menschisch und bemüht, dabei den letzten Rest an Würde zu bewahren.
    »Hm«, machte Balbok und kratzte sich einmal mehr nachdenklich am Kopf, um den er ein blutrotes Piratentuch gebunden hatte. »Dann sollten wir vielleicht zusehen, wie wir dich da wieder rausbekommen.«
    »Aber nicht doch!«, rief Rammar hinauf, obgleich er kaum Luft zum Sprechen hatte, eingezwängt, wie er war. Dann wechselte er wieder ins Orkische. »Geht doch einfach weiter und lasst mich hier unten elend verrecken!«
    »M-meinst du?«, fragte Balbok zweifelnd.
    »Natürlich nicht!«, schrie Rammar, dass sich seine Stimme überschlug und er infolge der Luft, die sein Wutausbruch benötigte, noch ein Stück tiefer sackte. »Du elender Trollfurz! Hol mich augenblicklich hier raus, oder beim Haupte Hiruls des Kopflosen, ich schwöre dir, dass ich allen hier erzählen werde, dass du deine eigenen Popel frisst!«
    »Das würde ich nicht tun!«, hielt Balbok dagegen.
    »Ach nein? Und warum nicht?«
    »Weil ich dann allen verrate, dass du kein Menschenfleisch magst«, erwiderte der hagere Ork prompt, woraufhin Rammar noch einmal ein Stückchen abrutschte.
    »Das würdest du tun?«, fragte er fassungslos.
    »Korr«, versicherte Balbok entschlossen, und einmal mehr war Rammar froh, dass die Unterhaltung auf Orkisch geführt worden war. Wenn die Menschen erst von seiner für einen Unhold nicht gerade rühmlichen Schwäche erfuhren, würden sie jeden Respekt vor ihm verlieren und ihm nach Gutdünken auf dem Rüssel herumtanzen. Dazu durfte er es nicht kommen lassen!
    Er räusperte sich und versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen, was ihm infolge der misslichen Lage, in der er sich befand, und seiner über bodenloser Leere zappelnden Beine nicht gerade leichtfiel. »Das wird nicht nötig sein, Bruder«, flötete er süßlich. »Hol mich einfach nur hier raus, in Ordnung?«
    »Korr«, sagte Balbok abermals und verschwand von der Schachtkante und mit ihm auch die Piraten.
    Augenblicke lang schwebte Rammar in banger Ungewissheit – und das im wörtlichen Sinn –, bis das Gesicht seines Bruders erneut auftauchte und ein triumphierendes Grinsen zeigte.
    »Hier, fang!«, rief Balbok und warf ein Seil herab – dessen Ende geradewegs in Rammars Gesicht klatschte.
    »Ich kann nicht fangen«, erwiderte der feiste Ork zähneknirschend. »Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest – ich bin hier eingeklemmt und kann mich nicht bewegen!«
    »Das ist schlecht«, bemerkte Balbok überflüssigerweise.
    »Was du nicht sagst. Also streng dein Gnomenhirn an und lass dir gefälligst was anderes einfallen.«
    »Beiß zu!«, schlug Balbok vor.
    »Was?«
    »Beiß einfach in das Seil, und wir ziehen dich raus!«, erklärte der Hagere seinen ebenso einfachen wie – seiner Ansicht nach – genialen Plan.
    »In das Seil soll ich beißen?« Rammar schnappte nach Luft, worauf es unangenehm eng wurde im Schacht. »Du verkommener, nichtsnutziger umbal! Erwartest du wirklich von

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