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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Wie hieß das alte Sprichwort doch gleich wieder? Kudashd darr chgul lorg alhark – Auch ein blinder Ghul fand mal ein Horn …
    Die Höhle, in die der Stollen mündete und in der Balbok mit vor Staunen herabgefallenem Unterkiefer stand, unterschied sich von allen bisherigen: Die Wände bestanden nicht einfach nur aus grob behauenem Fels, sondern aus beinahe nahtlos aneinandergefügten Steinquadern. Nur Boden und Decke ließen den Ursprung des Gewölbes noch erkennen, das an die fünf oder sechs Orks hoch sein mochte. Die Stirnseite wurde von zwei großen steinernen Säulen eingenommen, die mit allerhand Schriftzeichen versehen waren, mit denen Rammar allerdings nichts anfangen konnte. Ihn interessierte mehr der bogenförmige Durchgang, der sich zwischen den beiden Säulen erstreckte.
    In alter Zeit mochten sich dazwischen hölzerne Torflügel befunden haben, aber die waren längst verfault, und so stand der Zugang offen. Wohin die Pforte führte – ob in die Minen oder sogar direkt hinauf in die Festung –, wusste Rammar nicht, und es war ihm im Augenblick auch gleichgültig. Wichtiger war, dass der endlose Marsch durch das Labyrinth endlich ein Ende hatte.
    Als die Piraten, die hinter ihm in das Gewölbe drängten, das Tor erblickten, verfielen sie in spontanen Jubel. Von Meuterei war keine Rede mehr, und Huggo entschuldigte sich bei Rammar gar für den üblen Verdacht, den er geäußert hatte. Anschließend feierten die Seeräuber – sehr zu Rammars Verdruss – Balbok als ihren Helden.
    Von allen Seiten umringten sie ihn und klopften ihm auf die Schulter, was sich der hagere Ork – zu Rammars noch ungleich größerem Verdruss – gern gefallen ließ. Einen Moment ließ Rammar ihn gewähren, dann fand er, dass Balbok seinen Ruhm, zu dem er völlig unverdient gekommen war, genug ausgekostet hatte.
    »Das reicht!«, knurrte er seinen Bruder an. »Zuerst Ratten, jetzt Milchgesichter – musst du dich immerzu mit irgendwelchem Gesocks verbrüdern?«
    Damit ließ er den verdutzten Balbok und die Piraten stehen und trat durch das hohe Tor in den Gang, der dahinter lag. Blindlings draufloslatschen und den Ruhm dafür ernten – das konnte er schließlich auch …

8.
ANN DOUS!
    Tirgas Dun lag an der Südküste des Reichs.
    Die Festung, die den Kern der Stadt bildete, war am Beginn des Silbernen Zeitalters errichtet worden, nachdem die Drachen Erdwelt verlassen hatten und man Margok das erste Mal besiegt glaubte. Über viele Jahrtausende hinweg hatte Tirgas Dun über die südlichen Grenzen gewacht und den Frieden auf dem Meer garantiert, und obgleich die Stadt nie die Berühmtheit ihrer weiter nördlich gelegenen Schwester Tirgas Lan erlangt hatte, war sie doch zu bedeutender Größe herangewachsen. Nicht von ungefähr war sie nach dem Zweiten Krieg und dem Bann, der über Tirgas Lan verhängt worden war, zur Hauptstadt des Reichs geworden, und noch bis kurz zuvor hatten der Hohe Rat und die letzten Elfen Erdwelts dort residiert.
    Inzwischen hatten die Elfen Erdwelt allesamt verlassen, und Menschen hatten die weißen Türme und hohen Kuppeln Tirgas Duns in Besitz genommen. Corwyns erklärtes Ziel war es, aus der alten Hafenstadt wieder das zu machen, was sie einst gewesen war, nämlich eine blühende und wohlhabende Metropole, die nicht nur regen Handel mit Arun und den südlichen Landen betrieb, sondern auch über eine starke Kriegsflotte verfügte.
    Noch aber war es nicht so weit.
    Die wenigen Siedler, die sich seit dem Weggang der Elfen in der Stadt niedergelassen hatten, reichten bei Weitem nicht aus, um sie wieder mit pulsierendem Leben zu erfüllen, und die Zeichen des Verfalls an den Gebäuden waren unübersehbar. In den letzten Jahren war das Streben der Elfen so auf die Fernen Gestade konzentriert gewesen, dass sie ihre Häuser und ihre Stadt, die sie ohnehin verlassen wollten, sehr vernachlässigt hatten.
    Mit Unbehagen dachte Corwyn an seine letzte Unterredung mit dem Hohen Rat der Elfen zurück, die geprägt gewesen war von Ignoranz und Unverständnis. Er empfand kein Bedauern darüber, dass Sigwyns Söhne nicht mehr in Tirgas Dun weilten, obschon er ihre Hilfe gut hätte brauchen können. Denn was sich bislang im weiten Hafenbecken der Stadt angesammelt hatte, verdiente die Bezeichnung Kriegsflotte nicht.
    Nur einige abgetakelte Trieren waren es, zurückgelassen von den Elfen – schlanke Schiffe, die von den Schlägen langer Ruder einst pfeilschnell durchs Wasser getrieben worden waren. Dies

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