Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
aber lag lange zurück. Zwar waren die Dreiruderer ausgebessert und frisch kalfatert worden, dennoch boten sie einen recht jämmerlichen Anblick – und sie bildeten den Kern von Corwyns Flotte!
Der Rest seiner Seestreitmacht bestand aus einem Geschwader Koggen – leichten Segelschiffen, deren Heck einen turmartigen, mit hölzernen Zinnen versehenen Aufbau hatte – sowie fünf riesigen, aber schwierig zu manövrierenden Galeeren, die mit Katapulten und Pfeilgeschützen ausgestattet waren. Wie riesige gestrandete Fische lagen sie im Wasser, während eine Unzahl kleiner Nachen und Jollen um sie herumwuselte, deren Besatzungen verzweifelt versuchten, die Schiffe, von denen jedes rund zweihundert Mann tragen konnte, seetüchtig zu machen.
Auch an Land herrschte rege Betriebsamkeit. Kolonnen von Soldaten trafen ein, die auf die Schiffe verteilt wurden, und unzählige Fuhrwerke karrten Fässer und Kisten mit Proviant heran. Ziegen und Schafe, die sich meckernd und blökend sträubten, wurden ebenso verladen wie Waffen und Kriegsgerät. Auch fünfzig gepanzerte Paladine begleiteten die Expedition, deren erklärtes Ziel es war, die neue Bedrohung abzuwehren, die dem Reich erwachsen war.
Die Rückkehr der Königin war ein weiteres …
»Ist das alles?«, erkundigte sich Dun'ras Ruuhl spöttisch. Zusammen mit Corwyn stand er auf dem Balkon des Ratsgebäudes, von dem sich ein weiter Ausblick über das Hafenbecken und die dahinter liegende See bot. Auch er schaute dem geschäftigen Treiben zu. Die Fesseln hatte Corwyn dem Dunkelelfen abnehmen lassen. Da sie ein gemeinsames Ziel verfolgten, ging – zumindest vorerst – keine Gefahr von Ruuhl aus, seine Zunge jedoch war so spitz und verletzend wie ehedem.
»Keineswegs ist dies alles«, erwiderte Corwyn grollend. »Ich habe Boten nach Urquat und Suquat entsandt sowie nach der Insel Olfar und Unterstützung angefordert. Ich bin überzeugt, dass die Herren dort meinem Wunsch entsprechen werden.«
»Deinem Wunsch?« Ruuhl verzog das bleiche Gesicht. »Ich dachte, du bist König. Warum befiehlst du ihnen nicht einfach, dir zu helfen?«
Corwyns unversehrtes Auge streifte ihn mit einem Seitenblick. »Weil ich kein Tyrann bin!«, erklärte er schnaubend. »Meine Untertanen sollen die Krone nicht fürchten, sondern ihr in Respekt und Loyalität verbunden sein.«
»Was für ein Unsinn!« Der Dun'ras schüttelte den Kopf. »Wer, in aller Welt, hat dir diese Narretei eingeredet? Ich will dir etwas sagen, falscher König: Furcht ist das Einzige, was dir die Macht dauerhaft erhalten kann. Die Menschen mögen dich respektieren und dir verbunden sein. Sogar lieben mögen sie dich. Aber sobald es hart auf hart kommt, werden sie sich von dir abwenden und dich treulos im Stich lassen.«
»Das ist nicht wahr.«
»Es ist wahr, und du weißt es. Sieh dir doch nur dieses Elend an.« Ruuhl deutete auf die Schiffe. »Eine Kriegsflotte nennst du das? Ein paar Handelssegler und einige uralte Ruderer, die sich nur deshalb in deinem Besitz befinden, weil die Elfen sie dir gnädigerweise überlassen haben. Das ist erbärmlich, falscher König! Einfach erbärmlich!«
Corwyn biss die Zähne zusammen. Er hätte dem Dunkelelfen, der seine Häme so genüsslich über ihn ausschüttete, gern widersprochen – aber er konnte es nicht. Was sich dort unten im Hafenbecken sammelte, verdiente die Bezeichnung ›Flotte‹ tatsächlich nicht.
Seine Entscheidung, an der Spitze einer Streitmacht zu den Fernen Gestaden aufzubrechen, war so spontan erfolgt, dass keine Zeit für sorgfältige Vorbereitung blieb. Noch nicht einmal eine Heerschau konnte abgehalten werden, wie es vor dem Feldzug nach Kal Anar der Fall gewesen war. Corwyn musste mit dem vorliebnehmen, was er hatte, und das war wenig genug.
Sein Glück war nur, dass der Krieg gegen Kal Anar noch nicht lange zurücklag und ein Teil des Heeres noch immer unter Waffen stand. So würden ihn rund eintausend Kämpfer begleiten – verschwindend wenig im Vergleich zu der Streitmacht, die er gegen den Schlangenturm geführt hatte, obwohl es diesmal um so viel mehr zu gehen schien …
Corwyn klammerte sich daran, dass die Verstärkung aus den Hafenstädten noch rechtzeitig eintreffen würde. Groß war seine Hoffnung allerdings nicht. Denn Galeeren waren schwerfällig und benötigten für den weiten Weg um die Halbinsel von Anur viel Zeit, von dem schwierigen Transport über die Landenge ganz zu schweigen. Die schnellen und wendigen Drachenschiffe
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