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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Prinzip zu verraten oder bewusst zu verletzen war eines der ärgsten Vergehen, dessen sich eine Tochter oder ein Sohn Sigwyns schuldig machen konnte.
    Die Dunkelelfen hatten all das getan – und schienen noch nicht einmal etwas dabei zu empfinden. Schon das gebratene Fleisch von toten Tieren zu essen war etwas, woran sich Alannah bei den Menschen nur ganz allmählich hatte gewöhnen können. Die Krieger jedoch hatten davon gesprochen, das rote, noch blutige Fleisch von Unholden zu verzehren!
    Die Vorstellung allein drehte Alannah fast den Magen um, und ihr dämmerte, weshalb die Haut der Dunkelelfen so aschgrau war. Ihr Aussehen war lediglich das Ergebnis ihrer Taten, das Spiegelbild ihrer Seele …
    »Wir müssen weiter«, flüsterte Lhurian, und sie setzten ihren Weg fort in der Hoffnung, nicht noch auf weitere Patrouillen oder Jagdtrupps zu stoßen. Was die Dunkelelfen mit einem Zauberer und einer Lichtelfin anstellen würden, die sie auf ihrem Territorium erwischten, mochte sich Alannah nicht vorstellen. Und erst recht wollte sie es nicht am eigenen Leib erfahren.
    Wieder quälten sie unzählige Fragen. »Wer sind diese Krieger?«, wollte sie wissen, während sie dem Zauberer durch das Unterholz folgte.
    »Vermutlich Kämpfer aus Crysalion.«
    »Vermutlich? Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass ich nicht auf alle Fragen eine Antwort weiß«, erwiderte der Zauberer gereizt.
    »Du weißt keine Antworten? Diese Elfen haben davon gesprochen, das Fleisch von Unholden zu essen. Sie vergehen sich an der Natur, sie spotten der Schöpfung, sie …«
    Lhurian blieb stehen und fuhr herum. »Glaubst du, das wüsste ich nicht?«, zischte er und blitzte sie an. »Ich hatte dir gesagt, dass diese Insel kein Ort für dich ist, aber du wolltest mich unbedingt begleiten!«
    »Ich wollte helfen«, verteidigte sie sich, erschrocken über seine heftige Reaktion.
    »Natürlich«, schnaubte er, »genau wie damals, als du …« Er unterbrach sich und kniff die Lippen zusammen.
    »Als ich was?«, wollte sie wissen.
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht weiter wichtig.«
    »Ich möchte es aber wissen. Dies ist der Ort meiner Träume, der Ursprung und die Heimat meines Volks – und ich erkenne nichts davon wieder. Hat all dies mit dem Kristall zu tun?«
    »Davon gehe ich aus«, bejahte der Zauberer.
    »Wer hat all dies zu verantworten?«, bohrte Alannah weiter. »Wer trägt daran Schuld, dass der Kristall seine Leuchtkraft verloren hat und die Fernen Gestade ein … ein …« – sie scheute sich, es auszusprechen, tat es dann aber dennoch – »… ein Reich des Bösen geworden sind?«
    Lhurians Blick war ebenso düster wie entwaffnend – eine Antwort blieb er jedoch schuldig. Stattdessen wandte er sich einfach um und setzte seinen Weg fort, sodass Alannah nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen. Doch allmählich empfand sie Wut auf den Zauberer, der sich weiter beharrlich weigerte, ihr die Wahrheit zu sagen und sie dafür mit Andeutungen und Floskeln abspeiste.
    Zu den leisen Geräuschen der Natur gesellte sich ein Rauschen, das mit jedem Schritt lauter wurde. Unvermittelt endete der Dschungel vor steil abfallenden Klippen, und zu ihrer Überraschung sah Alannah auf die weite blaugraue Fläche des Meeres. Felseninseln waren der Küste vorgelagert, jenseits davon erstreckte sich das Wasser bis zum milchigen Horizont, in den es nahtlos überging. Die Wolken hingen tief, und die See war sturmgepeitscht, und die Luft roch nach Salz, Tang …
    … und nach Tod.
    Zu ihrer Linken sah Alannah den Berg aufragen, auf dessen Spitze Crysalion thronte. Aus diesem Winkel betrachtet, waren nur die äußersten Mauern und die höchsten Türme des Bollwerks zu sehen, das weniger wie eine Stadt als vielmehr wie eine Festung aussah.
    Selten zuvor in ihrem Leben war sich Alannah so klein und unbedeutend vorgekommen wie in diesem Augenblick, da sie am Fuß des Berges stand und der raue Seewind an ihr zerrte. Reue überkam sie für einen Moment, dass sie hergekommen war, und sie bedauerte ihre Beharrlichkeit und ihren Starrsinn. Schon einen Augenblick später jedoch hatte sie diese Empfindungen zurückgedrängt.
    »Gibt es einen Plan?«, erkundigte sie sich.
    Der Zauberer nickte. »In die Festung eindringen und den Kristallsplitter zurückbringen.«
    Sie hob eine Braue. »Das ist alles?«
    »Das ist alles.« Erstmals seit vielen Stunden sah sie ihn wieder lächeln.
    »Wie kommen wir hinauf?«
    »Die Straße, die sich an der

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