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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sein, jenes stolze Monument, das sich hoch über den Dächern von Kal Anar erhob. Aber hatte es nicht stets geheißen, Kal Anar wäre eine stolze und prunkvolle Stadt, der Smaragd des Ostens? Wo, in aller Welt, war diese Stadt geblieben? An welch seltsamen Ort hatte es den Dun'ras und seine Leibwächter verschlagen?
    Ruuhl wollte Gewissheit, und die Bewohner des Trümmerdorfes wiesen ihm bereitwillig den Weg zum Zelt des Statthalters. Schließlich hockte dieser auf den Knien vor ihm, das Gesicht verschwollen von den Prügeln, die er bezogen hatte, und die scharfe Klinge eines Elfensäbels an der Kehle.
    »Also noch einmal«, sagte der Dun'ras, sich mühsam zur Ruhe zwingend. »Ist diese traurige Ansammlung Dreck dort draußen die Stadt Kal Anar?«
    »Kal Anar«, bestätigte der Mensch, ein nicht eben großer Abkömmling seiner Spezies, der bunte Seidenkleider trug und dessen Augen so schmal wie die eines Elfen waren – gerade so, als maßte er sich an, das elfische Erbe nachzuäffen. »Tirgas Anar.«
    »Was hat das zu bedeuten, Tirgas Anar?«, zischte der Dun'ras wütend, als zum wiederholten Mal dieser Ausdruck fiel. »Wirst du mir das endlich verraten?«
    Erneut sprach der Gefangene, aber die Folge an zischenden, näselnden und sich zu einem eigenartigen Singsang verbindenden Lauten, die ihm über die Lippen kam, wollte in Ruuhls Ohren keinen Sinn ergeben. Die Turmwachen hatten sich der Zunge der Westmenschen bedient, der auch der Dun'ras und seine Leute mächtig waren, obwohl sie sie jahrhundertelang nicht mehr gebraucht hatten – diese eigenartige Sprache jedoch war ihnen völlig fremd.
    »Genug«, brachte Ruuhl den Statthalter zum Schweigen, dessen Leibwächter rings verstreut in ihrem Blut lagen. Im Handumdrehen hatten die Gardisten des Dun'ras sie überwältigt und einmal mehr den Beweis dafür erbracht, dass Menschen nicht wirklich zu kämpfen verstanden. Allenfalls durch schmählichen Verrat vermochten sie Siege zu erringen.
    Der Statthalter verstummte und schlug den Blick zu Boden. Zu seiner Freude vernahm Ruuhl ein leises Wimmern. Wie jemand eine solche Memme zum Oberhaupt einer Siedlung, geschweige denn zu seinem Statthalter ernennen konnte, war dem Dun'ras ein Rätsel. Andererseits waren von der einstmals stolzen Stadt Kal Anar auch nicht mehr als ein paar ärmliche Hütten geblieben. Was mochte vorgefallen sein? Und wieso hatte die Stadt einen neuen Namen erhalten? Auf dem Weg zum Zelt des Statthalters hatte Ruuhl Spuren eines Heerlagers gesehen, was darauf schließen ließ, dass Kämpfe stattgefunden hatten …
    »Wie ist dein Name?«, fragte der Dun'ras, lauernd wie eine Schlange.
    Der Gefangene sah ihn aus großen Augen an.
    »Dein Name!«, schrie Ruuhl, dass der Mensch vor ihm zusammenzuckte. »Du elender kleiner Bastard wirst doch einen Namen haben!«
    »Lao«, kam es kleinlaut zurück.
    »Lao. Ist das alles?« Ruuhl lachte spöttisch. In der Wahl ihrer Namen waren Menschen noch nie sehr erfindungsreich gewesen. Wie sollten sie auch, bei ihrer Vergangenheit?
    »Lao«, sagte der Statthalter noch einmal.
    »Schön, dann hör gut zu, Lao. Ich bin Ruuhl, Erster Dun'ras der Insel, und ich will wissen, was hier vorgefallen ist. Warum gibt es hier nichts als ärmliche Hütten? Wo ist Kal Anar geblieben? Und weshalb hat man einen Wurm wie dich zum Statthalter ernannt?«
    »Vielleicht, weil keine Schlange wie du zu Gebote stand«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm.
    Ruuhl fuhr herum und gewahrte im Eingang des Zelts einen Mann, einen hageren Westmenschen, der in einen weiten Umhang gekleidet war und dessen Augen gefährlich blitzten.
    Der Gardist, der ihm am nächsten stand, hob die Klinge, um kurzen Prozess mit dem unverschämten Menschen zu machen, aber dieser handelte blitzschnell. Seine rechte Hand zuckte mit einem Wurfmesser unter dem Umhang hervor, und noch ehe Ruuhls Leibwächter begriff, wie ihm geschah, sank er mit durchbohrter Kehle zu Boden.
    Die anderen Gardisten wollten sich sogleich auf den Menschen stürzen, aber der Dun'ras hielt sie mit einer herrischen Geste zurück.
    »Wer bist du?«, wollte er von dem Menschen wissen.
    »Nestor von Taik«, lautete die nichtssagende Antwort, »des Statthalters Berater. Und ihr?«
    »Ruuhl, Erster Dun'ras der Insel«, stellte sich Ruuhl vor, während seine Leute sich unauffällig positionierten, um den Menschen von zwei Seiten angehen zu können, sobald ihnen der Dun'ras das entsprechende Zeichen gab.
    »Ihr seid Elfen«, stellte Nestor von Taik

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