Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Monate waren seit Corwyns überstürztem Aufbruch aus Tirgas Lan vergangen. Wieder zurück in der Hauptstadt seines Reiches zu sein gab ihm ein seltsames Gefühl nach allem, was geschehen war.
    Ehe er Alannah begegnet war, hatte Corwyns Leben einer Irrfahrt geglichen, die ihn quer durch halb Erdwelt geführt und ihn schließlich vom Kopfgeldjäger zum König hatte werden lassen. Dennoch war es ihm, als hätte er die weiteste aller Reisen gerade erst hinter sich gebracht – eine Fahrt nicht nur über das Meer zu den Gestaden einer sagenumwobenen Insel, sondern auch in die Abgründe seiner eigenen Seele.
    Dun'ras Ruuhl hatte ihm seine dunklen Seiten offenbart. Ohne dass Corwyn es bemerkte, hatte sich der Dunkelelf seiner bedient. In der festen Überzeugung, nach seinem eigenen Willen zu handeln, war Corwyn dennoch nichts weiter als Wachs in Ruuhls Händen gewesen, und je offener dieser bekannt hatte, Corwyn zu manipulieren, desto mehr hatte sich dieser gegen diese Einsicht gewehrt. Der ebenso böse wie messerscharfe Verstand des Dunkelelfen hatte ein Gefängnis errichtet, aus dem Corwyn um ein Haar nicht mehr entkommen wäre. Dass es ihm schließlich doch gelungen war, war dem Auftauchen einer Bande Piraten zu verdanken, die ihn trotz all ihrer Laster an das erinnert hatten, was einen Menschen ausmachte: die Fähigkeit, freie Entscheidungen zu treffen und aus Fehlern zu lernen.
    Den Auftakt der dreitägigen Feierlichkeiten, mit denen Tirgas Lan die Rückkehr des Königspaars sowie die Vernichtung von Margoks Erben beging, bildete ein Festzug durch die Stadt, mit dem Lhurians gedacht wurde, des letzten großen Zauberers.
    Zwar war die sterbliche Hülle des Alten in Crysalion zurückgeblieben, jedoch trugen die Einwohner Tirgas Lans sein Andenken im Herzen, als sie schweigend durch die Straßen der Stadt zogen, dem Vorplatz der Zitadelle entgegen, wo ein Standbild des Zauberers errichtet werden sollte, aus weißem Stein wie bei den Königen der Vorzeit. Und als Alannah ergreifende Worte sprach, mit denen sie Lhurians Lebenswerk gedachte und ihm für alles dankte, was er für Erdwelt und die Menschen getan hatte, da fühlte Corwyn, dass all sein Groll gegen den greisen Zauberer verflogen war. Er zog sein Schwert, um Lhurian die letzte Ehre zu erweisen, und erhob es zum Gruß. Das Gleiche taten auch die Gardisten der Leibwache. Und als man hundert weiße Tauben aufsteigen ließ als Symbol für die unsterbliche Seele des alten Zauberers, fand die Trauerfeier gleichzeitig ihren Höhepunkt und ihr Ende.
    Fanfaren erschollen, deren Klang bis in den letzten Winkel der Stadt drang, und das Freudenfest begann. Drei Tage lang würde in Tirgas Lan die Arbeit ruhen, sollten sich die Menschen, die während der zurückliegenden Wochen und Monate in ständiger Furcht vor einem neuen Krieg gelebt hatten, endlich wieder ihres Lebens freuen können.
    Und noch jemand hatte Grund zum Feiern – nämlich Kapitän Cassaro und die Piraten der Schädelküste.
    Denn obschon sie zahllose Verbrechen begangen und ihre Klingen mit dem Blut Unschuldiger befleckt hatten, hatte der König den Freibeutern als Gegenleistung für ihre Hilfe im Kampf gegen Margoks Erben vollständige Amnestie gewährt – entsprechend ausgelassen tanzten und sprangen sie um die Freudenfeuer, die auf den Plätzen der Stadt errichtet worden waren.
    »Haben wir richtig gehandelt?«, fragte Corwyn, der zusammen mit Alannah auf dem Balkon der königlichen Gemächer stand und auf das bunte Treiben hinabblickte, über dem sich der Himmel im Westen orangerot verfärbte.
    »Was meinst du?«, fragte sie und schmiegte sich an ihn, wie sie es früher oft getan hatte.
    »Cassaro und seine Meute«, knurrte Corwyn. »Sie sind Halsabschneider und Mörder. Viele von ihnen hätten den Tod verdient – stattdessen haben wir ihnen ihre Schuld erlassen.«
    »Und im Gegenzug haben sie ihre Waffen niedergelegt und sich Tirgas Lans Herrschaft unterworfen«, brachte die Elfin in Erinnerung. »Es ist ein guter Handel, Corwyn, denn er erspart dem Volk einen weiteren Krieg.«
    »Das ist wahr.« Der König nickte.
    »Außerdem«, fügte Alannah lächelnd hinzu, »hat die Sache noch einen weiteren Vorteil.«
    »Und der wäre?«
    »Tirgas Dun«, sagte sie. »Wenn die Stadt wie einst ein blühendes Handelszentrum werden soll, werden dort viele tüchtige Seeleute gebraucht.«
    »Das stimmt.« Corwyn nickte – warum war er nur nicht selbst darauf gekommen?
    »Ich habe mir erlaubt, Kapitän Cassaro

Weitere Kostenlose Bücher