Die Orks
gingen ohne Zwischenfall an ihnen vorbei. Anscheinend hatten die Homunkuli keine Möglichkeit, sich über größere Entfernungen zu verständigen. Stryke überlegte, dass dies möglicherweise eine weitere Auswirkung der schwächer werdenden Magie war. Sie erreichten den Stall. Ihre Pferde wurden eingesammelt, und sie kauften noch eines dazu, ohne viel Zeit zu verlieren oder Verdacht zu erregen. Wieder auf der Straße, sagte Jup:
»Warum bleiben wir nicht in drei Gruppen, bis wir draußen sind? Weniger Aufmerksamkeit.«
»Warte mal«, warf Coilla ein.
»Würde es nicht verdächtig aussehen, wenn die erste Gruppe die Stadt verlässt, ohne sich ihre Waffen abzuholen? Das könnte für die nachfolgenden Gruppen übel enden.«
»Vielleicht würden sie einfach annehmen, wir hätten keine mitgebracht.«
»Orks ohne Waffen? Wer würde das glauben?«
»Coilla hat Recht«, entschied Stryke.
»Wir bleiben zusammen. Wir gehen zu Fuß bis zum Haupttor, dann sitzen wir auf und sehen zu, dass wir verschwinden.«
»Du bist der Boss«, gab Jup nach. Sie sahen Teufelsbrüllens Haupttor bereits vor sich, als ein Stück hinter ihnen eine ganze Reihe von Wächtern auftauchte, vielleicht ein Dutzend oder noch mehr. Sie marschierten zielstrebig in dieselbe Richtung. Eine Menge sammelte sich hinter ihnen und folgte ihnen, da allen klar war, dass eine derart große Gruppe von Homunkuli nur bedeuten konnte, dass sich ein Spektakel anbahnte.
»Das gilt uns, meinst du nicht, Stryke?«, fragte Jup.
»Ich glaube nicht, dass sie einen Stadtbummel machen, Feldwebel.« Der Trupp war weiter vom Stadttor entfernt, als ihm lieb war. Aber jetzt blieb ihnen keine andere Wahl.
»Also gut, versuchen wir's! Aufsitzen!« Sie gehorchten eiligst, während Passanten glotzten und auf sie zeigten.
»Und jetzt nichts wie weg!« Sie spornten ihre Pferde an und galoppierten den geöffneten Toren entgegen. Elfen, Gremlins und Zwerge sprangen zur Seite, schüttelten drohend die Fäuste und riefen ihnen Beleidigungen hinterher. Aus dem Galopp wurde ein Sturmritt. Stryke sah, wie vor ihnen ein Wächter Anstalten machte, die Tore zu schließen. Auch für eine Kreatur mit derart gewaltigen Kräften war dies harte Arbeit, und er kam nur langsam voran. Jup und Stryke trafen zuerst ein. Stryke ließ es darauf ankommen und zügelte sein Pferd. Er ritt so nahe an den Wächter heran, wie er es eben wagte, und trat ihm an den Kopf. Da er von oben und noch dazu mit dem zusätzlichen Schwung des Pferdes kam, warf der Tritt den Wächter um. Jene Wächter, die sich der Schlange widmeten, drehten sich um und gingen auf Stryke los. Einer kam aus der Wachstube. Aus den Handflächen der Wächter schnappten Klingen. Jup hatte sein Pferd ebenfalls gezügelt.
»Ab mit dir!«, sagte Stryke zu ihm. Der Zwerg ritt weiter und versprengte dabei die Menge, die darauf wartete, eingelassen zu werden. Empörte Rufe erhoben sich. Dann raste der Rest des Trupps durch das Tor. Stryke spornte sein Pferd an und folgte ihnen. Sie ließen Teufelsbrüllen hinter sich.
Sie wurden erst langsamer, als sie gute fünf Meilen zwischen sich und den Freihafen gelegt hatten. Während sie sich orientierten und zunächst die grobe Richtung zum Drogawald einschlugen, erzählten sie sich gegenseitig, was ihnen seit ihrer Trennung widerfahren war. Nur Haskeer hatte nichts beizusteuern. Als sie ihre Erlebnisse mit den Kopfgeldjägern schilderte, brannte Coilla immer noch vor Zorn über die Art und Weise, wie sie behandelt worden war.
»Ich werde es nicht vergessen, Stryke. Ich schwöre, dass ich sie dafür büßen lassen werde, diesen menschlichen Abschaum. Das Schlimmste war das Gefühl der Hilflosigkeit. Ich würde mich lieber umbringen, als so etwas noch einmal zuzulassen. Und weißt du, was mir ständig durch den Kopf ging?«
»Nein.«
»Ich habe ständig daran denken müssen, dass es genauso war wie unser Leben. Wie das Leben aller Orks. In die Dienste eines anderen geboren, einer Sache treu sein zu müssen, die man sich nicht ausgesucht hat, sein Leben zu riskieren.« Sie verstanden alle, was sie damit meinte.
»Wir ändern das«, sagte Stryke.
»Oder wenigstens versuchen wir es.«
»Selbst wenn es den Tod bedeutet, ich werde nie mehr dahin zurückkehren«, versprach sie. Er war nicht der Einzige, der zustimmend nickte. Coilla richtete ihre Aufmerksamkeit auf Haskeer.
»Sie haben Ihr Verhalten noch nicht erklärt, Feldwebel.« Ihr Tonfall war schroff.
»Es ist nicht leicht…«, begann er
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