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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Schleimpfropfen steckte ihr im Hals. Sie räusperte sich, drohte sich zu verschlucken. Sie hob den Oberkörper, und erst jetzt bemerkte sie, dass sie gefesselt war.
    »Wo bin ich?«, brachte sie endlich mühsam hervor. »Was soll das alles?«
    Deborah hatte auf einem Stuhl Platz genommen. Er stand vor dem Bett, auf dem Mara lag. Ansonsten war das Zimmer leer. Hinter einem geschlossenen, schweren Vorhang vermutete Mara ein hohes Fenster. An der Decke leuchteten kerzenförmige Glühbirnen in einem Kronleuchter.
    Deborah war wie immer in Pastelltöne gekleidet. Sie erhob sich und ging mit klackernden Schritten zu einem Gettoblaster, der einsam auf dem Parkettboden stand und aus dem die Musik drang. Sie schaltete ihn ab, stapfte zu dem Stuhl zurück und setzte sich. Sie schlug die Beine übereinander und betrachtete Mara interessiert, als wäre sie ein Studienobjekt.
    »Du hättest in Berlin nicht abhauen sollen. Es tut mir leid, dass diese Maßnahmen nötig waren.«
    Mara spürte, wie in ihr der Zorn wuchs. Er verlieh ihr die nötige Energie, die den letzten Rest von Schwindel und Benommenheit verscheuchte.
    »Mach mich los«, rief sie. »Was fällt dir ein, mich einfach zu entführen?«
    Deborah schüttelte den Kopf wie eine Lehrerin, die sich innerlich über eine lächerlich naive Antwort einer Schülerin lustig macht. »Es ist nur zu deinem Besten, glaub mir.«
    Mara spürte einen stechenden Schmerz im Nacken. Sie konnte nicht so lange mit erhobenem Oberkörper sitzen, ohne sich abzustützen, und sank auf die Matratze zurück. »Du bist verrückt. Lass mich gehen. Gib mir die Geige zurück, die du mir gestohlen hast.«
    »Diebstahl hieße, die Geige würde dir gehören. Aber das ist nicht der Fall.«
    »So? Und wem gehört sie dann?«
    Deborah griff neben sich und hielt plötzlich Maras Laptop in der Hand. Sie klappte ihn auf und betätigte ein paar Tasten. »Das hast du doch dank deines nächtlichen Besuchs in Grittis Wohnung herausgefunden«, sagte sie. »Und ich nehme an, du weißt nun auch, welche Bedeutung du hast. Welche Bedeutung die Violine hat. Worum es letztlich geht.«
    Mara biss sich auf die Unterlippe. Deborah musste wahnsinnig sein. Geistesgestört. Vage Erinnerungen brachten ihr zurück, was sie gelesen hatte. War es da nicht um eine Sekte gegangen? Um eine teuflische, satanische Sekte? Gehörte Deborah dazu? Wahrscheinlich. Und jetzt war sie, Mara, in ihrer Hand.
    »Ich habe nichts davon verstanden«, sagte Mara und hoffte, dass es ihr gelang, ihre Angst zu verbergen. Zeit zu gewinnen war sicher gut. Vielleicht war damit das, was sie Mara antun wollten, noch eine Weile aufzuhalten.
    Und antun wollten sie ihr doch etwas, oder nicht?
    Hätten sie sie sonst hierhergebracht?
    Und Deborah operierte nicht allein. Die Person, die sie an dem Parkhaus überfallen hatte, war nicht sie gewesen. Sie hatte einen Helfer.
    »Alfred Gritti ist gekommen, während ich da war. Ich musste abhauen.«
    »Hat er dich gesehen?«
    »Ich glaube nicht.«
    Deborah sah Mara mit ihren hellen Augen an, als wolle sie ihre Gedanken lesen.
    »Was soll das denn alles?«, fragte Mara. »Was ist das für eine Geschichte mit der Sekte?«
    »Ich sehe, du hattest doch Gelegenheit, ein wenig von den Unterlagen zur Kenntnis zu nehmen.«
    »Ich hatte gerade damit angefangen. Aber ich weiß einfach zu wenig, um es ganz zu begreifen.«
    »Aber begreifen willst du es, oder nicht?«
    Deborah starrte sie immer noch an. Sie wirkte wie die Schlange, die das Kaninchen hypnotisiert, bevor sie zubeißt.
    »Hast du etwas mit dem Mord an John zu tun?«, fragte Mara. »Wer war der Mann, den ich gegenüber der Unfallstelle gesehen habe? Und dieser Orpheus? Alle gehören dazu … Zu der Sekte, über die in den Unterlagen zu lesen war.«
    »Das sind viele Fragen auf einmal. Und ob du es glaubst oder nicht – ich kann nicht alle beantworten.«
    »Hast du die Violine?«
    »Ja. Aber ich habe sie dir nicht gestohlen. Sie gehört uns. Uns beiden, meine ich. Wir werden sie gemeinsam erforschen und die Kräfte nutzen, die in ihr verborgen sind. Wir stehen damit erst am Anfang, aber meine Forschungen weisen schon in die richtige Richtung …«
    »Deine Forschungen? Wieso deine Forschungen?«
    Wieder dieses herablassende Lächeln. »Was glaubst du, wer die Unterlagen, die du in Johns Computer gefunden hast, zusammengetragen hat?«
    »Du etwa?«
    »Gritti hat mich dazu beauftragt. Ich habe jahrelang für ihn gearbeitet.«
    »Aber was ist das für ein Riesenzufall

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