Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
…«, begann Mara, aber sie unterbrach sich sofort, denn sie verstand. Deborah und Gritti gehörten zusammen. Mara hatte die beiden gar nicht zufällig kennengelernt, sondern Deborah hatte sich an sie herangeschmissen, weil sie John dabei half, etwas über die Schwarze Violine herauszufinden.
»Du bist keine Anwältin, oder?«, fragte Mara. »Du hast dich nur als Anwältin ausgegeben, weil du mein Vertrauen brauchtest. Weil du …« Ja, warum eigentlich? Worum ging es hier überhaupt? Was wollte Deborah eigentlich von ihr? Und was hatte John von ihr gewollt? Was war Maras Rolle in dem seltsamen Spiel?
»Ich habe Jura studiert«, sagte Deborah. »In Yale. Mit einem Stipendium. Aber nicht nur das. Meine weiteren Studienfächer waren Musikwissenschaft, Geschichte und verschiedene Sprachen. Vor etwa zehn Jahren, kurz nach meinem Abschluss, habe ich Gritti kennengelernt. Er finanzierte meine Forschungen zu einem bestimmten Thema, das ich mir schon während meines Studiums ausgesucht hatte. Es passte zu seinen Interessen. Ich lieferte ihm immer mehr Erkenntnisse. Was du in seinem Computer gefunden hast, waren nur die Zusammenfassungen. In Wirklichkeit ist alles noch viel weiter verzweigt, viel komplizierter …«
»Das heißt, er hat deine Forschungen finanziert, so wie er mich als Musikerin unterstützt hat? Aber worum genau ging es ihm?«
»Mara, muss ich dir das wirklich erklären? Verstehst du denn nicht, was das eigentliche Thema der Forschungen war?«
»Orpheus? Diese Sekte?«
»Das ist nur der Aspekt der Vergangenheit. In der Gegenwart hat die Forschung ein ganz bestimmtes Thema. Und dieses Thema bist du.«
»Ich? Aber es geht um Sekten, um antike Mythen …«
»Du hast die Schwarze Violine«, sagte Deborah, und sie betonte jedes einzelne Wort. »Diese Violine hat eine lange Geschichte. Bei meinen Forschungen über sie, über die Sekte und alles andere, was damit zusammenhängt, fand ich im Internet ein Video, das dich zeigte – wie du gerade eines deiner Stücke spieltest.«
Mara wusste, was sie meinte. Björns Video.
»Ich erkannte die Geige. Das heißt, ich hatte einen gewissen Verdacht, dass es sich um die legendäre Schwarze Violine handelte, die schon lange als verschollen galt. Einige Theoretiker behaupten, sie habe nie existiert, sie sei nur ein Mythos. Ich habe das nie geglaubt. Und nun zeigte sich, dass ich recht hatte. Ich versuchte, deine Bekanntschaft zu machen. Es gelang mir. Ich half dir bei der Suche nach deinen Vorfahren – und diese Suche hatte natürlich auch mit meinem Forschungsgebiet zu tun, denn ich gehe davon aus, dass die Geheimnisse dieser Violine und mit allem, was damit zusammenhängt, aus deiner Familie stammen. Aus irgendwelchen Gründen wurde der Faden der Tradition aber unterbrochen. Du bist ein Waisenkind. Dein Vater ist unbekannt, deine Mutter tot …«
»Warum hast du John umgebracht?«, unterbrach Mara. Sie hoffte, dass Deborah den Vorwurf abstreiten würde. Vielleicht konnte man sich dann mit ihr immer noch irgendwie einigen. Sie wusste Dinge, die Mara weiterhelfen konnten. Sie hatte die Geschichte der Violine erforscht, vielleicht wusste sie auch noch mehr über Maras Familie.
Doch sie ging darauf ein. Gab den Mord zu. »Mir wurde klar«, sagte Deborah, »dass in dem ganzen Projekt ungeheures Potenzial steckt.«
Mara hatte plötzlich das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube erhalten zu haben. »Was für ein Potenzial?«, rief sie aus, und Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. »Erkenntnisse über alte Sekten? Eine alte Geige? Muss man dafür einen Mord begehen? Ist die Geige so wertvoll? Du hättest sie doch einfach stehlen können, und fertig.«
Deborah bewegte sich keinen Millimeter, aber ihre Augen blitzten gefährlich. »Versteht du denn nicht?«, zischte sie. »Verstehst du denn gar nichts? Es geht nicht um die Geschichte dieser Irren, die diese Violine anbeten. Es geht auch nicht um deine Familie. Es geht darum, was die alte Sekte, über die wir noch so wenig wissen, in der Hand hatte. Was sie wusste. Und wo sie ihre Erkenntnisse versteckt hat.«
Es wurde immer verrückter. Mara kam der Gedanke, dass es sinnlos war, mit Deborah zu diskutieren, aber sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Solange sie redeten, tat ihr niemand etwas.
»Es geht darum«, sagte Deborah, »die Musik der Musiken zu finden. Musik hat ungeheure Kraft. Musik hat die Macht, Menschen in ihren Zielen zu unterstützen oder sie davon abzuhalten. Musik ist der direkte Weg in
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