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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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zweiter Bann gegen ihn erwies sich als weit weniger gefährlich. Die Großen des Reiches schlugen sich diesmal nicht so eindeutig auf die päpstliche Seite. Auch stützte sich Heinrich zunehmend auf eine neue Schicht königlicher Beamter, ursprünglich unfreie Dienstmannen: die sogenannten Ministerialen, die später im Ritterstand aufgehen sollten.
    Der Investiturstreit allerdings ging unvermindert weiter; seit den achtziger Jahren des 11. Jahrhunderts wurde er sogar mit dem Schwert in der Hand ausgetragen: Heinrich zog nach Rom, eroberte Teile der Stadt und ließ Gregor abberufen. Der suchte bei den Normannen Hilfe. Doch die richteten in Rom solche Verwüstungen an, dass Gregor allen Rückhalt in Rom verlor. Er starb 1085 im Exil in Salerno.
    Die Reformer aber waren damit noch lange nicht am Ende: Sie hatten im Reich so viele Anhänger, dass zwischen königs- und reformtreuen Bischöfen zeitweise eine regelrechte Kirchenspaltung herrschte. In Terracina kam 1088 der Cluniazenser Odo von Ostia als Urban II. auf den Papstthron. Sieben Jahre später rief er zum ersten Kreuzzug auf – ein weiteres Indiz dafür, wie sehr das Papsttum während des Investiturstreits an Selbstbewusstsein gewonnen hatte.

    Vertreibung, Exil und Tod Gregors VII .
    (aus der Weltchronik Ottos von Freising, um 1145)
    SAMMLUNG RAUCH /INTERFOTO
    Um gegen den wortgewaltigen Urban II . seinen eigenen Gegenpapst Clemens III . durchzusetzen, zog Heinrich IV . erneut über die Alpen – vergebens. Es gab weiterhin zwei Päpste: Urban, den Reformer, und Clemens, den Kaisertreuen. Und keiner konnte bis zu ihrer beider Tod (1099 /1100) den anderen übertrumpfen. Urbans Nachfolger Paschalis II . erneuerte 1102 den Bann gegen Heinrich IV .
    Der Kaiser hatte schwere Kämpfe geführt. Gern wohl hätte er einen Ausgleich mit dem Papst erreicht. Denn im Reich widersetzte sich ihm eine starke Opposition, die als Vertreterin der Kirchenreform auftrat. Diese Herzöge und Grafen stellten den von der Kirche ausgestoßenen Heinrich als Gefahr für das Seelenheil ihrer Untertanen dar. Sicher jedoch waren es nicht immer rein religiöse Gründe, die die Fürsten dazu brachten, sich auf die Seite der Reform zu stellen. Viele nutzten den Investiturstreit als Vorwand zum Widerstand gegen den Kaiser.
    Und ausgerechnet Heinrichs eigener Sohn Heinrich V. schlug sich auf die Seite von Papst Paschalis – ein schwerer Schlag für den Kaiser. 1105 setzte der junge Heinrich den alten sogar gefangen. Als Heinrich IV . ein Jahr später in Lüttich starb, verweigerte sein Sohn ihm zunächst das Begräbnis in geweihter Erde. Papst Paschalis konnte also durchaus meinen, das Reformpapsttum habe gesiegt.
    Doch das erwies sich als ein Trugschluss. Heinrich V . kümmerte sich nach dem Tod des Vaters nicht um das Investiturverbot. Wie sein Vater setzte auch er Bischöfe nach Gutdünken ein. Paschalis indessen reagierte wesentlich pragmatischer als sein Vorgänger Gregor. Er suspendierte zwar vom neuen Heinrich ernannte Bischöfe, aber ihn selbst exkommunizierte er nicht.
    Als Heinrich 1110 /11 nach Rom zog, um sich dort zum Kaiser krönen zu lassen, stellte ihm Paschalis erneut die Bedingung, auf Investituren zu verzichten. Der König aber entgegnete ihm in seltsamer Offenheit, das könne er leider nicht. Die Kirche sei einfach zu reich, er brauche sie als Machtgrundlage der Krone.
    Paschalis ging eine Nacht in sich und machte dann einen spektakulären Vorschlag: Es gehe ihm ja nur um die Einsetzung ins geistliche Amt. Deshalb wolle er alle Regalien der Kirche an den König zurückgeben. Regalien, das waren die weltlichen Privilegien und Besitztümer: Städte, Herzogtümer, Grafschaften, Münzrechte, Zölle und Burgen beispielsweise. Der Papst, so Paschalis’ Vorschlag, werde künftig den Bischöfen Ring und Stab verleihen, also die Insignien der geistlichen Würde, der König sie dann mit den materiellen Herrschaftsrechten versorgen.
    Zwar ging der Vorstoß im Protest vieler Geistlichen unter, die nicht einsehen wollten, weshalb der weltliche Herrscher komplett über die Pfründen der Kirche verfügen solle. Aber nun war ein Kompromiss im Prinzip vorgezeichnet. Heinrich V . witterte seine Chance, weil Paschalis sich im Klerus völlig isoliert hatte. Der Kaiser nahm also den Pontifex kurzerhand fest und presste ihm einen Vertrag ab. Danach sollte der König bei allen Investituren ein Vetorecht haben. Zudem verpflichtete sich der Papst, Heinrich nie zu bannen. Im April 1111 wurde die

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