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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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eingefunden, um ihrem Papst, dem mächtigsten Bollwerk gegen den Kaiser, ihre Liebe und Unterstützung
     zu zeigen. Die Leute drängten sich zehn Meter tief und mehr zu beiden Straßenseiten, bejubelten Johanna und riefen ihr Segenswünsche
     zu; viele streckten die Hände nach ihr aus, so daß die Soldaten der päpstlichen Garde gezwungen waren, die Gläubigen zurückzudrängen,
     damit die Prozession nicht ins Stocken geriet. Falls Lothar |545| noch einen Beweis für Johannas Beliebtheit gebraucht hatte: hier war er.
    Singend und Weihrauchgefäße schwenkend, schritten die Akoluthen dem langen Zug durch die uralte Straße voran, durch die schon
     seit Jahrhunderten die Päpste gezogen waren. An diesem Tag bewegte die Prozession sich noch langsamer als gewöhnlich; denn
     an den Straßenrändern hatten sich wie üblich ganze Heerscharen von Bittstellern postiert, so daß die Prozession häufig stehenbleiben
     mußte, damit Johanna sich die Anliegen und Bitten der Menschen anhören konnte. Als der Zug wieder einmal hielt, warf sich
     eine alte Frau mit narbigem Gesicht und grauem Haar vor Johanna zu Boden.
    »Vergebt mir, Heiliger Vater«, rief die Frau flehend, »vergebt mir das Unrecht, das ich Euch angetan habe!«
    »Steh auf, gute Frau, und beruhige dich«, sagte Johanna. »Ich wüßte nicht, was du mir angetan hättest.«
    »Habe ich mich so sehr verändert, daß Ihr mich nicht wiedererkennt?« fragte die Frau.
    Irgend etwas in dem verwüsteten Gesicht, das flehentlich Johanna zugewandt war, ließ plötzlich die Erinnerung wiederkehren.
    »Marioza?«
rief Johanna. Die einst so schöne Kurtisane war um mindestens dreißig Jahre gealtert, seit Johanna sie das letzte Mal gesehen
     hatte. »Großer Gott, was ist mit Euch geschehen?«
    Reuevoll hob Marioza eine Hand zu ihrem von Narben entstellten Gesicht. »Das waren Messerwunden. Die Abschiedsgeschenke eines
     eifersüchtigen Liebhabers.«
    »Benedicte!«
    Marioza sagte voller Bitterkeit: »›Macht Euer Glück nicht von der Gefälligkeit der Männer abhängig, denn sie werden sich als
     so flüchtig erweisen wie Eure Schönheit‹, habt Ihr vor langer Zeit zu mir gesagt. Ihr hattet recht. Die Liebe der Männer ist
     mir zum Verhängnis geworden. Dies ist meine Strafe – die Strafe Gottes für das schändliche Spiel, das ich einst mit Euch getrieben
     habe. Vergebt mir, Heiliger Vater, auf daß ich nicht in Ewigkeit verdammt bin!«
    Johanna machte das Kreuzzeichen über der gezeichneten Frau. »Ich vergebe dir gern, Marioza, mit all meiner Liebe und von ganzem
     Herzen.«
    Marioza umklammerte Johannas Hand und küßte sie, |546| während die Menschen, die diese Szene beobachteten, in begeisterten Jubel ausbrachen.
    Die Prozession zog weiter. Als sie an der Kirche Sankt Clemens vorüberkamen, hörte Johanna einen plötzlichen Lärm zu ihrer
     Linken. Eine Gruppe von Rüpeln und Störenfrieden in den hinteren Reihen der Zuschauer johlte und warf mit Steinen nach den
     Teilnehmern der Prozession. Einer traf Johannas Pferd am Hals; das Tier bockte wild, so daß Johanna im Sattel einen wuchtigen
     Stoß erhielt. Augenblicklich durchzuckte ein scharfer, schneidender Schmerz ihren Körper, der ihr den Atem raubte. Benommen
     klammerte sie sich am vergoldeten Zaumzeug des Pferdes fest, während die Diakone besorgt zu ihr eilten.
     
    Gerold entdeckte die Gruppe der Störenfriede als erster. Er riß sein Pferd herum und trieb es auf die Kerle zu, kaum daß sie
     den ersten Hagel von Steinen nach den Teilnehmern der Prozession geschleudert hatten.
    Als sie Gerold herankommen sahen, ergriffen die Schläger – etwa zwanzig Mann – die Flucht. Entschlossen trieb Gerold sein
     Pferd hinter ihnen her. Doch vor den Stufen der Treppe von Sankt Clemens wirbelten die Männer plötzlich herum, zogen verborgene
     Waffen aus den Falten ihrer Kleidung und stürmten dem Reiter entgegen.
    Gerold zog sein Schwert und gab den anderen Gardisten in der Nähe ein drängendes Zeichen, ihm zu Hilfe zu kommen. Doch kein
     bestätigender Ruf ertönte, kein Hufschlag klang hinter ihm auf. Gerold war ganz allein, als die Männer ihn umringten und mit
     ihren Waffen nach ihm stachen, hackten und schlugen. Doch Gerold führte sein Schwert mit schrecklicher Kraft und Präzision;
     binnen weniger Augenblicke waren vier seiner Angreifer schwer verwundet, während Gerold nur einen einzigen Messerstich im
     Oberschenkel abbekommen hatte. Dann aber zerrten die Schläger ihn vom Pferd. Gerolds Körper

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