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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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entsetzt, wie schwach und gebrechlich mein Vater aussah. Seine Wangen waren eingefallen und kantig, sein Haar, schon immer weiß, war zu ein paar fedrigen Strähnen ausgedünnt. Seine Haut war grau wie Pergament, und seine Hände, ansonsten kräftig wie die eines Arbeiters, sahen aus wie mit Haut überzogene Knochen. Darin hielt er eine zusammengerollte Wertungsliste.
    »Ich habe gehört, dass du mich sehen wolltest.«
    »Donnerwetter, Pop, ich bin ja ganz aus dem Häuschen«, begann ich und blickte kurz zu ihm hinüber. »Sind das da echt die Yankees oder noch mehr verdeckte Ermittler vom FBI?«

    »Du glaubst, ich hätte was mit dem zu tun, was in unserm Haus passiert ist?« Mein Vater schüttelte den Kopf. »Meinst du, Ned, wenn ich dich linken wollte, dass ich das vor deiner Mutter tun würde? Aber was deine Frage angeht« - er grinste -, »schau dir mal die Nummer achtunddreißig an. Ich bin mir nicht sicher, ob er meinen Fastball treffen würde.«
    Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Auch Franks Gesicht leuchtete auf. Eine Sekunde lang bemerkte ich das alte, vertraute Funkeln in seinen Augen. Der Hochstapler irischer Abstammung aus Boston lebte auf.
    »Du siehst gut aus, Ned. Jetzt bist du ja sogar eine Berühmtheit.«
    »Du wirkst …« Ich war nicht sicher, was ich sagen sollte. Es war nicht einfach, meinen Vater in diesem Zustand zu sehen.
    »Du musst nichts sagen.« Er tippte mit dem Programm auf meine Knie. »Ich sehe aus wie ein Geist, der nicht weiß, dass er tot ist.«
    »Ich wollte sagen: besser, als die anderen erzählen.« Ich lächelte.
    Das Spiel war bereits im dritten Inning. Die Sox, mit 3:1 in der schwächeren Position, waren dran. Sprechchöre erfüllten das Stadion. Mein Vater schüttelte den Kopf. »In einer Million Jahren habe ich nie geglaubt, dass ich einmal vor dir den Hut ziehen müsste, Neddie-Boy. Ich habe mein ganzes Leben damit zugebracht, eine Chance nach der anderen zu vertun. Und du? Du ruinierst gleich beim ersten Versuch alle auf einen Schlag.«
    »Ich denke, ich habe mich immer ein bisschen zurückgehalten.« Ich zuckte mit den Schultern. »Hab immer gewusst, dass was Großes in mir steckt.«
    »Hm, das bricht mir das Herz, Neddie.« Frank lächelte versonnen. »War es nicht Senator Moynihan, der gesagt hat, es sei die Misere der Iren, dass ihnen das Leben ständig das Herz bricht?«

    »Ich glaube, er hat von den Kennedys geredet, Pop. Oder von den Sox.«
    »Egal, es bricht auf jeden Fall das Herz eines alten Mannes«, erwiderte er. »Das, was davon noch übrig ist.«
    Ich blickte in seine hellblauen, fast durchsichtigen Augen. Nicht auf den abgezehrten alten Mann, den ich seit vier Jahren nicht gesehen hatte. Sondern auf den Gauner, der er sein Leben lang gewesen war und der mich, wie ich wusste, wieder betrog. »Es bricht mir meins auch, Pop. Wer ist Gachet?«
    Mein Vater hielt seinen Blick stur auf das Feld gerichtet. »Wer ist wer?«
    »Hör schon auf damit, Pop. Du hast dein Leben so gelebt, wie du es wolltest, aber jetzt bin ich darin verwickelt. Du musst mich da rauslassen. Wer ist Gachet?«
    »Ich habe keine Ahnung, von wem oder worüber du sprichst, mein Sohn. Das schwöre ich bei Gott, Ned.«
    Ich war immer überrascht, wie mein Vater eine platte Lüge wie die Wahrheit aussehen lassen konnte. »Georgie hat sich verraten«, sagte ich.
    »Ja?« Mein Vater zuckte mit den Schultern. »Wie das?«
    »Er hat einen Jackson Pollock erwähnt, der gestohlen wurde. Ich glaube nicht, dass das jemals öffentlich gemacht wurde.«
    Frank lächelte und tippte mir mit dem Programm auf die Schulter. »Du hast deinen Beruf verfehlt, Ned. Du hättest Detektiv werden sollen, nicht Rettungsschwimmer.«
    Ich überging den Witz. »Bitte, Pop, wer ist Gachet? Spiel nicht mit mir. Wir wissen beide, dass Mickey keinen Schritt gemacht hätte, ohne ihn mit dir abzusprechen.«
    Ich hörte, wie der Schläger gegen den Ball knallte. Die Menge erhob sich von ihren Sitzen und keuchte vor Aufregung. Nomars Line-Drive Double prallte von der Wand ab, zwei Home-Runs. Wir achteten beide kaum auf das Spiel.
    »Ich werde sterben, Ned«, sagte mein Vater. »Ich habe weder die Kraft, noch die Zeit.«

    »Nicht, wenn du eine neue Niere kriegst.«
    »Eine Niere?« Zum ersten Mal wandte er sich mir zu. Wut blitzte aus seinen Augen. »Du glaubst, ich könnte damit leben, dass ich deine Freunde reinlege, Neddie?«
    »Ich weiß nicht. Eigentlich würde ich nicht vermuten, dass du damit leben kannst, wenn du

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