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Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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behandelte, war ich froh, dass es nicht mich getroffen hatte.«
    Noch heute wollte es sich mir nicht erschließen, warum sie bei ihrer Schönheit und ihrem makellosen Benehmen nicht zur Obersten gewählt worden war.
    »Das einzig Gute, was der Oberste damals getan hat, war, mich mit deinem Vater zu verheiraten.«
    Sie drehte sich lächelnd um und legte mir beruhigend eine Hand auf die Wange. »Du musst dich nicht sorgen, sie haben eine gute Wahl getroffen. Sei nur nicht so vorlaut. Nur ein paar Tage, ja?«
    Ich nahm eine ihrer dunklen Strähnen und roch daran. Wie sie duftet. Sie packte mich an den Schultern und schaute mich mit zusammengepressten Lippen an. »Hörst du, was ich sage? Du sollst höflich sein!«
    Ich nickte. Ein Blick aus dem Fenster ließ sie die Stirn runzeln. »Es haben sich schon viele um den Baum des Lebens versammelt. Komm, wir wollen nicht die Letzten sein.«
    Sie griff nach meiner Hand, um mich hinauszuführen. Schon Weitem konnte ich den Baum des Lebens sehen. An seinen langen Ästen blühten bereits die ersten Blüten in einem zarten Rosa.
    Heute, an diesem aufregenden Tag, scharten sich die Menschenmassen um ihn. Sie alle waren extra aus dem Dorf gekommen, um die Königsmädchen sehen.
    Da mein Vater der Hauptmann aller Krieger Jeer-Ees war, lag unsere Hütte nahe dem Tempelplatz. Nur wichtige Menschen durften auf dem Plateau wohnen, doch das waren nicht viele. Manchmal fühlte ich mich unwohl, so abgesondert von dem Rest unseres Volkes zu leben. Egal, wo man hinging, verneigten sich die Leute vor einem. Doch ich war mir sicher, dass sie hinter meinem Rücken über mich tuschelten.
    Im Tempel lebte der Oberste mit seiner Frau und den Jungfern, die alles daran setzten, dass der Anführer unseres Volkes die richtigen Entscheidungen traf. Die Deligo und die Ausbildung der Auserwählten gehörte ebenfalls zu ihren Aufgaben, genauso die Lehre des magischen Steins und der Legenden unserer Ahnen. Ich war nicht gerne in der Nähe einer Jungfer, denn dann überkam mich stets das Gefühl, von oben bis unten kritisch gemustert zu werden. Es schien, als analysierten sie jedes Wort, das mir über die Lippen kam.
    Als wir uns dem großen Platz näherten, auf dem sich sowohl das komplette Dorf als auch die Bewohner des Plateaus versammelt hatten, kamen gerade die Jungfern mit unserem Landessymbol, dem heiligen Stein der Erde, aus der Kapelle. Atira, die älteste Jungfer, führte sie an. Sofort fielen mir ihre Haare auf, denn ich hatte exakt die gleiche komplizierte Flechtfrisur wie sie. Hatte meine Mutter das gewusst?
    Atira trug ihren weißhaarigen Kopf erhoben und blickte sehr stolz drein. Es wirkte, als schaue sie abfällig auf alle anderen hinab. Hinter ihr schritten die anderen Witwen der verstorbenen Obersten, zu denen sich nun auch Anthea, die Frau des verstorbenen Thymus, gesellen würde. Ihnen folgten die Jungfern, die sich für ein Leben in der Kapelle und im Tempel verschrieben hatten. Sie bewegten sich alle so anmutig, dass man es nur als schweben bezeichnen konnte. Es schien, als würden ihre Füße den Boden kaum berühren. Die Frauen trugen weiße Gewänder, durch die der Wind fegte, und auch die Bänder an ihren Haaren und Armen flogen hinter ihnen her, als würden sie ihnen huldigen. Langsam schritten sie über den steinigen Weg von der Kapelle bis zum Baum des Lebens, während über dem Plateau eine angespannte Stille lag.
    Am Baum angekommen legten sie den heiligen Stein der Erde in eine dafür vorgesehene Kuhle im Baumstamm, verteilten sich um ihn herum und nahmen ihre Gebete auf. Ein paar der Dorfbewohner, vorwiegend ältere Damen, taten es ihnen gleich und fingen leise an zu beten.
    Meine Mutter und ich gesellten uns zu einer Gruppe hübscher Frauen und Mädchen, deren Haare fein frisiert waren und deren Wangen rosig glühten. Ihre Münder schimmerten purpurn. Die Mütter achteten peinlich genau darauf, dass ihre Töchter nicht auf die langen Kleider traten, den Kopf hochhielten und die Frisuren nicht durcheinanderbrachten. Mit einigen der Frauen hatte meine Mutter damals um die Gunst des Obersten gekämpft. Nun wollten sie sich anhand ihrer Töchter abermals beweisen.
    Unaufrichtige Komplimente über mein Gesicht, meine Haut und meine Haare vermischten sich mit Schmeicheleien bezüglich des Kleides.
    »Ihr seht euch so ähnlich«, sagte Nepeta, eine ehemalige Konkurrentin meiner Mutter, süßlich lächelnd. Ihr rosafarbenes Kleid saß viel zu eng und da, wo ihr Fleisch die

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