Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
ihr nicht seht – ich weiß, dass ihr mich für ein wenig abgedreht haltet. Tatsache. Damit konnte ich auch immer gut leben, aber jetzt … es geschieht immer häufiger.« Sie sprang auf und begann unruhig auf und ab zu laufen. »Ich sehe zwei Raben und fühle dahinter eine andere Präsenz. Ich sehe jemandem in die Augen und kann seine Gedanken hören oder lesen.«
Ich schluckte. Es war also wahr.
Aufgeregt fuhr Ruby fort: »Ich erkenne Lee über all die anderen Schüler hinweg an seinem blumigen und waldigen Geruch. Ölgemälde fangen an sich zu bewegen. Und dann glaube ich in sämtlichen Libellen bei den Seen im Park Elfen zu erkennen. Feli, werde ich verrückt? Ich weiß nur, du konntest etwas in dem Wasser sehen. In diesem Glas mit dem angeblichen Avalonwasser. Streite es nicht ab.«
»Tu ich nicht«, sagte ich und setzte mich jetzt aufrecht hin.
Sie blieb überrascht stehen, als hätte sie mit allem, aber nicht damit gerechnet.
»Ruby, Liebes, ich glaube, du bist eine Druidin.«
Sie starrte mich an. »Woher weißt du das?«, fragte sie nach einer gefühlten Ewigkeit.
»Ich war schon dort. Auf Avalon.«
Das brachte sie zum Schwanken und sie setzte sich schnell. »Du warst schon da? Wann?«
»Vor kurzem, als ich die zehn Tage unentschuldigt gefehlt habe. Ich war auf Avalon und habe dort auch Liam kennengelernt und den Merlin. Er ist der Schulleiter. Es sind zurzeit elf Schüler auf Avalon, eine wunderschöne Insel übrigens. Es wird dir gefallen.«
Ruby sah mich groß an. Lange. »Du kennst dich aber gut aus«, kam es irgendwann. »Bist du auch eine Druidin?«
Ich lächelte schmerzlich. Wenn es doch nur so einfach wäre. »Nicht ganz. Möchtest du, dass Lee dich nach Avalon bringt?«
Ruby blinzelte. »Lee?«
»Oder Mr Duncan?«, sagte ich jetzt grinsend. »Ich glaube, der ist dir lieber. Aber warte ab, bis du Liam siehst.«
»Feli, bitte flipp nicht aus, wenn ich das frage.« Ruby beugte sich ein wenig vor. »Was ist Lee? Er ist kein normaler Mensch. Und wenn ihr beide verschwindet, hat das nichts mit Familienangelegenheiten zu tun.«
»Nein, hat es nicht«, gestand ich. »Aber ich überlasse es Lee oder Liam dich aufzuklären. Ich weiß nicht, wie viel ich sagen darf, deswegen frag mich bitte nichts weiter. Ich kann dir nur versprechen, dass Avalon wunderschön ist.«
Ruby nickte abwesend und stand auf. Sie wirkte mit einem mal wieder ganz zerstreut, als sei sie in Gedanken schon auf der Insel.
»Wo willst du hin?«, fragte ich alarmiert. Sie würde sich doch nichts antun?
»Keine Sorge. Ich kann mir ja mal anhören, was dieser Liam zu sagen hat. Dann kann ich immer noch ins Wasser gehen.«
»Das ist kein Scherz, Ruby«, sagte ich streng. »Du hast doch Deirdre im Schwimmbad kennengelernt. Sie hilft dir bestimmt nur zu gerne dabei.«
Der verlorene Blick fokussierte sich wieder. »Deirdre? Die brünette Schönheit, die Lee so angehimmelt hat? Ist die eine Elfe?«
»Nein, eine Nymphe. Und keine besonders freundliche.«
Ruby lächelte versonnen. »Wahnsinn. Wir haben eine echte Nymphe getroffen. Ich muss jetzt ein wenig rausgehen, ich brauche etwas Bewegung, um das alles zu verdauen. Wir sehen uns nachher am College. Ich bin pünktlich. Versprochen. Und danke, Feli.« Schon war sie die Tür hinausgetanzt.
Ich sah ihr sprachlos hinterher. Ruby war eine Druidin. Sie würde bald unseren Freundeskreis verlassen, um auf Avalon unterrichtet zu werden. Wenigstens sie erfüllte das Klischee der tanzenden Waldfee.
Eine Stunde später stand Lee vor meiner Haustür, in der einen Hand ein Tiegelchen mit Puder, in der anderen einen blühender Apfelzweig.
»Der erste auf Avalon«, erklärte er.
Er löste ein wenig von dem Puder in Wasser auf und ich tupfte es mir auf die geschwollene, blau-schwarz schimmernde Nase. Sofort konnte ich besser atmen. Bis zum Abend sollte alles verschwunden sein, meinte Lee. Brigid sei unschlagbar, was die Medizin anbelangte.
Während wir uns auf den Weg zur Schule machten, erzählte ich ihm von Rubys Besuch. Er war nicht wirklich überrascht. Auf Avalon hatte man ihn bereits über Rubys Aufnahme informiert. Aber das war für ihn nicht sonderlich interessant. Nicht mehr. Die außergewöhnliche Einberufung des Kronrats war vorrangig.
Es war exakt das gewesen, was ich vermutet hatte: Man hatte die Insignien Pans gespürt. Und zwar exakt hier. Eine Insignie, um genau zu sein, korrigierte Lee. Er hatte den Auftrag erhalten, den Hinweisen nachzugehen.
Ich sah ihn an. »Was
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