Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
es?«
»Ich bringe dich dorthin.«
Ich holte tief Luft. »Wieso?«
»Was, wieso?«
»Wieso bringst du mich dorthin? Ich habe ein Monatsticket für die Tube und den Bus. Wieso um alles in der Welt läufst du mir nach? Mal abgesehen von deiner Bindung zu mir.«
Lee trat voll auf die Bremse und wir beide wurden in den Gurt gedrückt. Hinter uns quietschten Autos und ein empörtes Hupen ertönte. Doch er ignorierte die fluchenden Autofahrer, die sich jetzt vorbeischlängelten, und wandte sich zu mir um.
»Du bist, egal was zwischen uns vorgefallen ist oder auch nicht vorgefallen ist, nach wie vor die prophezeite Retterin der Elfenwelt. Unsere Erzfeinde wissen das mittlerweile auch und damit bist du überall in Gefahr. Außer in meiner Nähe. Denn egal, was über unsere Beziehung geschrieben steht, ich bin immer noch der beste Agent, den Oberon vorzuweisen hat. Betrachte mich als deinen Bodyguard, bis alles geregelt ist.«
Wir sahen uns in die Augen.
Bis ich einknickte. »Bescheiden bist du auf jeden Fall nicht.«
»Das ist keine Eitelkeit. Das ist Fakt. Und jetzt fahre ich dich ins Museum und hole dich auch nach deiner Schicht wieder dort ab. Versuch nicht einmal, durch einen anderen Ausgang zu flüchten. Ich finde dich.«
»Das klingt wie eine Drohung.«
»Das ist ein Versprechen. Und jetzt raus mit dir.«
Wir waren am Trafalgar Square angekommen.
Die Schicht im Museum war beinahe unspektakulär. Aber auch nur beinahe. Ich sah das rothaarige Mädchen wieder, das vor einiger Zeit mit seiner Schulklasse hier gewesen war.
Sie kam auf mich zu und stellte sich vor. Ihr Name war Sienna und sie hatte einmal von mir geträumt. Sie sagte, sie würde des öfteren träumen. Seltsame und ungewöhnliche Dinge. Von Drachen und Feen. Aber ich wäre die erste Person aus ihren Träumen, die sie im wirklichen Leben getroffen hätte.
Ich dachte an Ruby und dass Lee wahrscheinlich recht hatte. Sienna bekäme garantiert auch einen Brief für den Besuch der Schule auf Avalon.
Den Schatten sah ich leider nicht. Es waren zu viele Leute unterwegs und Sienna blieb die ganze Schicht über an meiner Seite.
Sie war es, die mich auf den Mann aufmerksam machte, der vor dem Wasserliliengemälde von Monet stand. Er fiel durch seine Körpergröße auf, er war ungefähr so groß wie Lee. Nur war er Anfang fünfzig, trug einen ordentlich gestutzten Bart und hatte seine Haare elegant aus dem Gesicht gekämmt. Wegen Siennas auffälligem Gebärden sah er zu uns rüber. Diese Augen … Mir fiel das Kinn herunter. Das war Lee!
Ich schluckte. Ich hatte ganz vergessen, dass er sein Alter verändern konnte. Und jetzt war er so alt wie … Phyllis‘ Vater! Er sah zudem aus wie ein Anwalt oder Abgeordneter. Jetzt übertrieb er aber mit seiner Überwachung! Ich würde ihm gleich gehörig Bescheid geben, was es hieß …
C iaran hat mir über mein Telemedium eine Warnung geschickt. Sie sind ganz in der Nähe , hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Ich will dich wirklich nur beschützen. In Form des gediegenen Gentlemans zwinkerte Lee schließlich Sienna freundlich zu und ging dann weiter zum nächsten Gemälde. Als ich das Museum zwei Stunden später verließ, wartete er wie angekündigt vor dem Ausgang, in seiner »normalen« Gestalt.
»Und was jetzt?«, fragte ich, als ich einstieg. »Du hast Mum erklärt, ich käme nicht nach Hause. Hoffentlich erwartet mich deswegen morgen kein Vortrag über Verhütung.«
Lee grinste breit. »Soll ich dir dann auch zur Seite stehen?«
»Wäre das Kino relativ drachenfrei? Was für Filme kommen überhaupt im Moment? Ich bin überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden.«
»Ich hätte eine andere Idee«, sagte Lee leise. Sein sonderbarer Tonfall machte mich neugierig. Er hielt an einer roten Ampel. »Erstens können wir dort den Drachen entkommen - zumindest für zwei Stunden – und zweitens …«
»Was zweitens?« Dann verstand ich. »Oh, du willst eine kleine Zeitreise mit mir unternehmen. Wieder ein Picknick? In Fay's Grotte?«
»Eigentlich würde ich dich gern meiner Mutter vorstellen.«
Ich schwieg. Jetzt verstand ich den merkwürdigen Tonfall. Die Begegnung mit Lees Vater war nicht sonderlich gut verlaufen. Ich war also nicht gerade wild darauf, Lees Mutter kennenzulernen. Zumal sie die Tochter eines Königs war. Aber ich sah an Lees zusammengebissenen Kieferknochen, dass ihm viel daran lag. »Okay. Ich bin gespannt.«
Lee lächelte. »Nein, bist du nicht. Du hast Schiss. Aber ich verspreche dir,
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