Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
wäre es, wenn wir jedes Mal, wenn er eine dieser Phrasen benutzt, trinken.«
Corey beugte sich vor. »Du meinst, wir sollten unsere Cola-Flaschen mit Wodka mischen?«
»So wie das Jack Roberts immer gemacht hat?« Ruby war ausnahmsweise mal geistig anwesend.
»Ich trinke keinen Alkohol im Unterricht!«, erklärte ich vehement.
»Wir wissen, dass du eh keinen Alkohol verträgst und auch keinen trinken solltest. Sonst verschwindest du wieder für zwei Wochen spurlos und tauchst mit einem neuen heißen Typ wieder auf.«
Wir alle verstummten und sahen Phyllis erstaunt an. Sie hatte es aufgegeben so zu tun, als esse sie, und schmetterte die Gabel auf den Teller. Der Kartoffelbrei spritzte auf Jaydens lilafarbenes Poloshirt.
»Na los, Lee, lass eine andere von deinen genialen Ideen hören. Damit wieder alle fröhlich jubelnd zustimmen und dich zum König des Tages wählen.« Sie kreuzte die Arme vor der Brust und sah Lee herausfordernd an.
»Wenn du mit der Idee nicht einverstanden bist, ist das doch okay«, sagte Lee vorsichtig. »Hast du einen anderen Vorschlag?«
»Habe ich tatsächlich. Ich bin dafür, dass wir diese dämlichen Spielchen lassen. Wir alt sind wir denn? Zwölf? Wir könnten uns einfach auf den Unterricht konzentrieren.«
Wir sahen uns betreten an. So hatten wir Phyllis noch nie erlebt. Sie war sonst so ausgeglichen. Ohne Frage hätte der Star Club alias Felicity Stratton und ihre reichen Freunden sie sofort aufgenommen. Aber Phyllis hatte immer betont, dass sie deren arrogantes Gehabe nicht leiden konnte und uns viel lieber mochte. Wir waren zwar nicht die beliebtesten Schüler am College, aber wir lagen auf einer Wellenlänge und hatten seit High-School-Zeiten viel Spaß miteinander.
»Phyllis, ich mag unsere Spiele«, sagte Ruby vorsichtig.
»Dann seid halt weiterhin so kindisch.« Phyllis sprang auf, stützte die Hände auf dem Tisch ab und beugte sich über meinen Teller hinweg zu Lee. »Du hast alles verdorben.« Dann verschwand sie.
Sie kam nicht mehr in den Unterricht.
Eine halbe Stunde später wurde mir schlecht. Richtig schlecht. Urplötzlich hatte ich Magenkrämpfe und Lee konnte mich gerade noch auffangen, sonst wäre ich vom Stuhl gekippt. Miss Greenacre war sofort an meiner anderen Seite.
»Ich bringe sie zu einem Arzt«, erklärte Lee und hob mich hoch.
Miss Greenacre nickte und hielt uns die Tür auf. Kaum waren wir in den leeren Gängen, hauchte Lee mich an. Anstatt zu verschwinden, nahm meine Übelkeit noch zu.
»Was ist das?«, stöhnte ich. Mittlerweile brach mir auch der Schweiß aus allen Poren.
»Lee, bitte sag, dass ich nicht schwanger bin.«
»Nein, das bist du nicht.«
»Aber in Twilight …«
»Das ist ein Märchen. Irgendetwas im Essen scheint dir nicht bekommen zu sein. Was meinst du, kannst du den Finger in den Hals stecken?«
Er bugsierte mich aufs Klo, doch leider nutzte es nichts. Meine Bauchkrämpfe waren noch immer da. Lee griff in seine Tasche. Ich sah sein Telemedium aufblinken. Zwei Minuten später war Ciaran da.
»In mein Büro. Schnell.«
Ich wurde hochgehoben und in Ciarans Büro vorsichtig auf den Boden gelegt.
Ciaran beugte sich über mich. Er sah aus, als rieche er an mir. »Sie ist vergiftet worden. Ich habe es geahnt.«
»Das kann nicht sein. Sie hat das Gleiche gegessen wie wir alle«, widersprach Lee.
Ciaran schüttelte den Kopf. »Da ist Drachengift im Spiel. Du wärst schon tot, wenn es in deinem Essen gewesen wäre. Es muss gezielt auf Felicitys Teller gewesen sein.«
Ich dämmerte langsam weg. Vielleicht würden die Krämpfe verschwinden, wenn ich schlief.
»Fay, nicht einschlafen!« Lee hörte sich besorgt an. Er tätschelte meine Wange. Ziemlich kräftig sogar. »Fay, du musst bei mir bleiben, verstanden?«
Grandpa war da und gab mir einen Lolli. Wir spazierten zu einer Wiese. Darauf stand ein Haus, nein, eine Kapelle. St. Cletherd's Chapel stand auf dem Schild daneben. Ich ging zu der kleinen Quelle direkt daneben. Grandpa betrat die Kapelle.
»Fay, komm zurück!«
»Ich bin doch hier«, murmelte ich und sah in das Wasser der Quelle. Es war klar und sprudelte ein klein wenig. Und dann sah ich darin die Nymphe Deirdre. Sie lag mit jemandem im Wald unter einem Baum. Nackt. Ich konnte Deirdre ganz deutlich an den rabenschwarzen Haaren und den hellblauen Augen erkennen. Und der Mann, der sie zu sich zog, um sie zu küssen, war Lee.
Ich steckte mir den Lolli in den Mund. Der schmeckte nach Nieren. Ich spuckte ihn aus. Das
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