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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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zu Euch gefunden!«, hörte sie eine Stimme sagen, die ihr vertraut vorkam. Sie erkannte den Dialekt der Sachsen von Britannien. Li hatte sich große Mühe gegeben, diese Sprache zu erlernen, und manches verstand sie inzwischen. Aber es war Monate her, dass sie sich von Bruder Æthenius ein paar neue Wörter hatte beibringen lassen. Bei jedem Besuch spendete sie einige Münzen für den Unterhalt des Hospitals.
    »Wo seid Ihr gewesen, Liutgert?«, fragte Æthenius.
    »Das ist eine lange Geschichte …«
    Sie nahm den Krug mit dem dampfenden Trunk aus seiner Hand.
    »Probiert das! Es wird Euch guttun!«
    Sie trank einen Schluck und fühlte, wie zumindest etwas Wärme in ihren Körper zurückkehrte. »Ihr habt mich als eine stolze Herrin kennengelernt – aber davon ist nicht viel geblieben«, sagte sie.
    »Das ist einerlei«, fand Æthenius. »Für den Herrn genauso wie für mich.«
    Li dachte an die vergangenen Monate, in denen sie versuchte, sich als Magd durchzuschlagen. Auf verschiedenen Höfen am Festland hatte sie gearbeitet, aber als der Winter nicht enden wollte und die Vorräte knapp wurden, jagte man sie davon. »Sie haben gesagt, meine Augen seien die Augen des Teufels«, flüsterte Li zitternd und erinnerte sich mit Schaudern daran, wie man ihr die Schuld für den langen Winter und die grimmige Kälte gab.
    Li holte eine kleine Silberdose unter ihrer Kleidung hervor, die die Aufschrift ELLINGIUS trug, und öffnete sie.
    Sie war leer.
    »Ich bin es nicht gewohnt, um Hilfe zu bitten«, sagte Li schließlich nach einer langen Pause.
    »Das ist für niemanden eine Schande, Liutgert – oder wie immer Euer wahrer Name sein mag.«
    »Es ist mein wahrer Name«, erwiderte sie. »Er war dies von dem Augenblick an, da Ihr mich so genannt habt.«
    »Wenn Ihr nicht um Hilfe bitten wollt, dann werde ich Euch um Hilfe bitten, Liutgert. Wir brauchen in unserem Hospital jede helfende Hand – und auch in der Apotheke. Der ungewohnt strenge Winter lässt so viele Elende dahinsiechen, dass wir kaum etwas für sie tun können. Aber es ist unsere Pflicht, es wenigstens zu versuchen.«
    Li nickte. »Gut«, sagte sie. »Ich helfe Euch, bis der Frühling kommt.«
    »Die Bedürftigen werden es Euch danken.«
    »Sind die Alpen wirklich ein so hohes Gebirge, wie man sagt?«
    Æthenius runzelte die Stirn. »Ich verstehe den Sinn Eurer Frage nicht.«
    »Im Frühling, so habe ich mir vorgenommen, werde ich nordwärts wandern. Und da Ihr aus Britannien stammt, dachte ich, Ihr könnt mir etwas über die Alpen sagen!«
    Es war einer der ersten warmen Tage des Jahres in Rom. Arnulf von Ellingen hatte noch nie in seinem Leben eine Menschenmenge so barbarisch schreien hören, wie es in diesen Augenblicken das Volk der Ewigen Stadt tat. Nicht einmal in der Schlacht hatte er einen solchen Lärm erlebt. Die Luft schien von purem Hass erfüllt, dass es selbst einen hartgesottenen Krieger wie ihn schaudern ließ. Es waren keine Krieger, die hier ihren Hass hinausbrüllten, vielmehr gewöhnliche Handwerker, Bürger und Händler, Barbiere und Bader. Arnulf sah Frauen und sogar Kinder mit fratzenhaft verzogenen Gesichtern, dass man hätte glauben können, den Höllenchor der verdammten Seelen zu hören. Alle Berufe waren in dieser bunten Menge vertreten, und Arnulf dankte dem Herrn, dass er auf dem Italienfeldzug mit seinem Kaiser nicht gegen diese Bestien, sondern gegen ganz gewöhnliche Soldaten und Ritter hatte antreten müssen.
    Arnulf stand an den Zinnen eines Palazzo, von wo aus man das Spektakel der Schandprozession, die durch die Straßen Roms zog, gefahrlos beobachten konnte. Neben ihm stand Kaiser Otto III. mit reglosem Gesicht. Der Feldzug war ein Erfolg gewesen. Die Gegenwehr der Feinde kaum der Rede wert. Sie hatten sich zerstreut, noch ehe sie ihre richtige Formation gefunden hatten. Johannes Philagathos, den diese Rebellen aus Kirche und Ständen zu ihrem Gegenpapst erhoben und als Johannes XVI. auf dem Stuhl Petri inthronisiert hatten, war von seinen eigenen Anhängern schändlich im Stich gelassen worden. Die Flucht des Unglücklichen endete in einem Turm ganz in der Nähe Roms, in dem er sich für eine Weile verborgen hielt, bis ihn aufgebrachte papsttreue Christenmenschen aufspürten und entsetzlich verstümmelten.
    Jetzt wurde er durch die Stadt geführt. Verkehrt herum saß er in päpstlichen Gewändern auf einem Esel, anstatt eines Bischofshutes hatte man ihm ein ausgehöhltes Kuheuter auf den Kopf gesetzt. Sein Gesicht war

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