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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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außer Euch und mir nur noch Fra Branaguorno, der bei den Mönchen von Corvey in Westfalen als Bruder Branagorn bekannt ist, weil sie die Mundart der Welschen nicht über die Lippen bringen …« Ein stilles Lächeln huschte dabei über seine glatten Wangen. Er war gewiss den meisten Menschen in seiner Umgebung überlegen, aber mitunter neigte er ein wenig zum Spott über diejenigen, die er – oft zu Recht! – für geistig schwerfällig hielt. Eine Eigenschaft, die einem Herrscher das Genick brechen konnte, wenn er sie nicht im Zaum hielt. Aber er lernte schnell, und so traute Arnulf ihm durchaus zu, dass er auch die Kunst vervollkommnete, als kluger Geist mit einem Hofstaat von Tölpeln Umgang zu pflegen, ohne alle zu beleidigen.
    »Es geht um die Schwerter, die nicht brechen«, erklärte er. Arnulf wusste natürlich sofort, was der Herrscher meinte. Die Schwerter eines geheimnisvollen Nordmannes, der seine Waffen mit seinem Namen zeichnete – Ulfberht.
    Es war zweifelhaft, dass Ulfberht noch lebte – wenn er nicht überhaupt eine Gestalt der Sagen war, die man sich unter Nordmännern erzählte. Wahrscheinlich schmiedeten seine Erben unter diesem Namen weiter und machten gute Geschäfte damit. Über den Hafen Haithabu gelangten die Waffen auch ins Reich Kaiser Ottos – nur ließen sie sich die Nordmänner sehr teuer bezahlen.
    »Es ist nicht nur die Schmiedekunst, die diese Waffen auszeichnet«, sagte Otto. »Es ist der Stahl selbst. Wir wissen seit Langem, dass die Nordmänner diesen Stahl in schwarzen Barren über das Schwarze Meer und die östlichen Flüsse bis in ihre Länder an der Ostsee bringen. Aber jetzt verdichten sich die Hinweise auf das Land, aus dem der Stahl kommt.«
    »So wollt Ihr den Handel damit in Zukunft ohne kostspielige Umwege über die Dänen und Schweden vollziehen!«, erkannte Arnulf in jenem Moment. Dass der Kaiser Händler, Reisende und Gefangene systematisch befragen ließ, von denen man vermuten konnte, dass sie irgendetwas über dieses geheimnisvolle Land des unzerbrechlichen Stahls wussten, war bekannt.
    »Ja – und vor allem darf mein kaiserlicher Bruder im Osten nichts davon erfahren«, klangen Ottos weitere Worte noch in Arnulfs Ohr. »Ihr wisst ja um die Gegensätze, die es zwischen unseren Höfen nach wie vor gibt …«
    »Gewiss, mein Kaiser.«
    »Das Land heißt Chorasan, und es soll von einem Herrschergeschlecht regiert werden, das als die Samaniden bezeichnet wird. Und es liegt jenseits von Persien. Ich gebe gerne zu, dass das nicht allzu viel an gesichertem Wissen ist, aber es ist in meinen Augen Grund genug, jemanden dorthin zu schicken, der mit dem Hof dieser Stahlbarrenhändler aus den fernen Bergen Chorasans verhandeln soll!«
    »Und da dachtet Ihr an mich?«
    »Ihr seid zwar kein Schmied, aber Ihr versteht doch genug von dieser Kunst und von der Qualität unserer Waffen, dass Ihr wissen werdet, wann Ihr wirklich am Ursprung des Weges seid, von dem aus die Barren in die Länder der Nordmänner geschickt werden.«
    »Ich hoffe, dass Ihr mich und meine Fähigkeiten nicht überschätzt!«, sagte Arnulf.
    Das Lächeln, das Otto in diesem Moment gezeigt hatte, war Arnulf als prägendster Teil der Unterhaltung in Erinnerung geblieben. Nein, Otto überschätzte so schnell niemanden. Das Gegenteil war eher der Fall. Er neigte dazu, seine Untergebenen sich gegenseitig kontrollieren zu lassen, und die Tatsache, dass Fra Branaguorno ihn begleitete, war gewiss in diesem Sinn zu verstehen. »Ich mute Euch nichts zu, wozu Ihr nicht in der Lage seid, Arnulf von Ellingen.«
    Hochmut schwang unüberhörbar in seinen Worten mit.
    »Für alles, was Ihr nicht vermögt, ist Fra Branaguorno zuständig. Insbesondere wird er Euch in den Ländern des Ostens weiterhelfen, auch wenn Ihr zweifellos irgendwann in ein Gebiet kommen werdet, in dem Euch selbst sein umfangreiches Wissen kaum noch zu nützen vermag. Aber ich vertraue Eurer Fähigkeit, Euch in ungewohnten Situationen zu bewähren, wie Ihr ja schon auf verschiedenen Schlachtfeldern und Kriegszügen in meinen Diensten eindrucksvoll unter Beweis gestellt habt.«
    Arnulf von Ellingen hatte sich vorgenommen, alles daranzusetzen, sich der Ansprüche an die Erfüllung dieser besonderen Mission würdig zu erweisen. Und in der Tat reizte ihn der Gedanke, in Länder vorzudringen, die bisher bestenfalls dem Namen nach bekannt waren, über die es aber außer wunderlichen Geschichten kaum etwas zu berichten gab.
    Arnulf warf einen Blick

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