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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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vernebelt die Sinne nicht! Es bringt nur hervor, was schon da ist! Und manche glauben sogar, dass es einen in Verbindung zu Gott bringt! Sie nehmen es und tanzen sich in eine mystische Raserei …«
    Er fasste nach ihren Brüsten. Sie fühlte seinen Griff durch das Gewand hindurch, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Mit einem kräftigen Stoß befreite sie sich. Er taumelte einen Schritt zurück.
    »Wenn du dich noch einmal näherst, erzähle ich Fadia, was du versucht hast!«, keuchte sie. »Also bleib, wo du bist!«
    »Das würde ich dir nicht empfehlen. Du weißt nicht, wie wütend sie werden kann!«
    »Aber vielleicht wird sie sich überlegen, gegen wen sie ihre Wut richten sollte!«
    Firuz’ Gesicht verwandelte sich in eine finstere Grimasse. Dann ging er zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen und sagte: »Du bist eine Närrin, Basma! Wir könnten zusammen so viel erreichen! Du weist einen Mann von dir, der dir ein Leben ohne Sorgen bieten könnte!« Er nahm den Beutel von seinem Gürtel. Dann öffnete er seine Hand und ließ den Inhalt des Beutels sich dorthin ergießen. Es waren durchsichtige Steine von kristallreiner Klarheit. Firuz hielt sie ins Licht, und im nächsten Moment leuchteten sie.
    »Das sind die Steine des Lichts – Diamanten! Die Griechen nennen sie die Unbesiegbaren, weil man sie nicht zerstören kann. Sie sind sehr selten, und das einzige Land, in dem man sie findet, ist Indien. Sie sind ein Vermögen wert – dies ist der Reichtum, mit dem man Großes aufbauen kann! Eine Papierfertigung zum Beispiel … Aus einem bescheidenen Reichtum sollte man einen großen machen!« Er tat die Steine zurück in den Beutel. »Du bist eine kluge Frau, Basma … und ich bin überzeugt, dass du noch erkennen wirst, welcher Weg dir offen stünde!«
    Dann ging er hinaus. Sie atmete schwer, während sich seine Schritte entfernten.
    Am Boden lagen der Silberstift und das Blatt, auf dem sie geschrieben hatte. Der Stift war zerbrochen. Firuz musste mit seinem Stiefel darauf getreten sein, ohne es zu bemerken.
    Am Abend kehrten Meister Wang und Gao zurück. Gao war müde und legte sich gleich auf sein Lager.
    »Der Arzt hat ihm ein Extrakt der Mohnpflanze gegeben«, berichtete Meister Wang seiner Tochter. »Das lindert seinen Husten und lässt ihn die schweren Gedanken vergessen. Denn mehr als eine Linderung wird es für ihn nicht geben.«
    »Was?« Li schüttelte den Kopf. »Du meinst, er kann nicht geheilt werden?«
    »Nicht mit den Mitteln der Medizin, wie sie im Westen praktiziert wird. Es kommt Blut aus seinem Mund, und ich glaube fast, dass man ihm nicht einmal mehr helfen könnte, wenn ihn die Ärzte des Himmelssohnes in Bian behandeln würden.« Meister Wang seufzte. »Es ist die Atmung … Sie fällt ihm immer schwerer. Er bekommt keine Luft, und irgendwann wird es ihm ergehen wie einem Fisch, den man an Land aussetzt …«
    Am nächsten Morgen wurde Li sehr unsanft geweckt. Eine Reihe furchtbarer Schläge traf sie. Schemenhaft sah sie eine Gestalt, die mit einem der Hölzer auf sie eindrosch, mit dem die Frauen sonst die Wäsche bearbeiteten.
    »Ich habe dich gewarnt!«, schrillte Fadias Stimme durch den Raum. »Jetzt sollst du sehen, was du davon hast, du Hure mit geschlitzten Augen!«
    Li konnte sich gegen die Schläge kaum schützen. Sie krümmte sich zusammen, versuchte das Wäscheholz vergeblich mit den Händen abzuwehren.
    Einer der gemeinen Schläge traf sie am Kopf. Sie sank benommen in sich zusammen. Alles drehte sich vor ihren Augen. Es folgten ein paar weitere Schläge, die sie kaum noch spürte. Dann merkte sie, wie sie gepackt und von ihrem Lager gezerrt wurde. Sie versuchte sich zu wehren, aber ihr Kopf dröhnte, und für einige Augenblicke wusste sie nicht, wo oben oder unten war.
    »Du glaubst vielleicht, ich sei dumm. Aber das bin ich nicht!«, fauchte Fadia. »Und vor allem habe ich Augen im Kopf! Ich habe gesehen, wie Firuz aus diesem Zimmer kam – in dem nur noch du gewesen sein konntest …«
    Fadia packte den Kopf der wehrlosen Li bei den Haaren und steckte ihn in einen Bottich, den sie bereitgestellt hatte. Ein gewisser unangenehmer Geruch war Li zuvor schon aufgefallen. Jetzt wurde dieser Eindruck übermächtig. Fadia packte das Genick der Papiermacherin und drückte ihren Kopf in eine weiche Masse mit einem scharfen, kaum erträglichen Geruch.
    Kameldung, offenbar mit Wasser verdünnt und sämig gemacht – denn normalerweise waren die Ausscheidungen von Kamelen

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