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Die Partie. Thriller (German Edition)

Die Partie. Thriller (German Edition)

Titel: Die Partie. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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Kurfürsten, um die Verbindung zum Hof zu festigen. Mit den Jahren allerdings schläft die Beziehung zwischen Philosoph und Regent ein. Der Briefwechsel wird seltener, die Besuche, die Voltaire regelmäßig ankündigt, werden ebenso regelmäßig wegen mangelnder Gesundheit abgesagt, solange, bis der 30 Jahre jüngere Carl Theodor in Voltaire nur noch einen ewigen Hypochonder sieht.
     
    Cosimo Collini, Spross einer Florentiner Adelsfamilie, wird in Mannheim zum Direktor des Naturalienkabinetts und zum Hofhistoriographen ernannt. In der erstgenannten Funktion leistet er Erstaunliches und trägt eine große und über die Grenzen der Kurpfalz hinaus angesehene naturwissenschaftliche Sammlung zusammen – trotz einiger Intrigen und Machtkämpfe bei Hofe. So stiehlt ihm etwa Nicolas de Pigage, Baumeister des Kurfürsten, Ausstellungsstücke aus der Sammlung und arbeitet sie in seine Bauten im Schwetzinger Schlossgarten ein.
     
    In seinem Amt als Historiograph ist es Collinis Aufgabe bei höfischen Festen und akademischen Anlässen verzwirbelte Lobreden auf seinen Monarchen zu halten, Elogen, in denen plumpe Schmeicheleien in den hochtrabendsten und geistreichsten Worten dargebracht werden. Denn die Wahrung der Reputation ist neben der Intrige eine der anderen Künste, die im Barockzeitalter ihre Blüte erreichen. Das muss auch der Leibwundarzt Carl Theodors erfahren, ein Mann namens Bechtler. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges taucht ein junger Wundarzt in Mannheim auf – Anton Winter. Er hat reichlich Erfahrungen als Doktor an der Front gesammelt. In der kurfürstlichen Metropole freundet er sich mit einem der Kammerdiener Carl Theodors an. Dieser verschafft ihm einen kleinen Posten bei Hofe. Der Kammerdiener will noch mehr für seinen neuen Freund tun, so empfiehlt er dem Kurfürsten eines Tages, als dieser zur Ader gelassen werden soll, hiermit Winter zu beauftragen. Der junge Mann sei sehr fähig. Und was, wenn Bechtler einmal selbst krank sei, wenn er gebraucht werden sollte und so weiter. Carl Theodor nickt gleichgültig, nicht weiter daran interessiert, wer denn nun den Routineeingriff vornehmen soll. Doch die Wirkung ist famos. Nicht nur bei der Hofgesellschaft, auch auf den Straßen der Stadt wird der Aderlass, bei dem der Leibwundarzt so offensichtlich hintergangen wurde, das beliebteste Klatschthema. Der einzige, der demonstrativ zu verstehen gibt, dass ihn die Angelegenheit kalt lässt, ist Bechtler.
    Die Monate vergehen. Der Tratsch verebbt schließlich und wird durch neue Themen ersetzt. Der Hof zieht in die Sommerresidenz nach Schwetzingen. Bechtler gibt sich stets heiter und bester Laune. An einem strahlenden Sonnentag erscheint er verspätet zum Mittagessen, das er wie gewöhnlich am selben Tisch wie die Kammerdiener einnimmt. Er unterhält sich angeregt mit den Anwesenden und trinkt eine doppelte Portion Wein. Nach dem Essen wird noch ein wenig geplaudert, alle sind bester Laune. Bechtler steht auf und läuft zu dem Kammerdiener, der die Verantwortung für Anton Winters Aufstieg trägt. Er zieht ein Messer, sticht zuerst dem Mann in die Brust, danach sich selbst.
    „Das ist für dich und das ist für mich!“
    Der Kammerdiener rennt weg, Blut trieft aus seinem Körper. Bechtler verfolgt ihn wütend, schwingt das Messer über sich, bis er schließlich zusammenbricht. Bechtler verstirbt noch am selben Abend, der Kammerdiener acht Tage darauf.
    Aber zurück zum Kurfürsten: Carl Theodor liebt die Einsamkeit und die Abgeschiedenheit. In seinem Badhaus in Schwetzingen schafft er sich einen privaten Rückzugsort. Häufig wandelt er alleine, ganz ohne jegliche Begleitung durch den Schlossgarten, der der Öffentlichkeit zur freien Verfügung steht. Auf einem seiner Spaziergänge wird er von Räubern überfallen und ausgeplündert.
    Kurfürst geworden ist der verschlossene Carl Theodor lediglich durch den Umstand, dass sein entfernter Verwandter Carl Philipp keine männlichen Nachkommen besaß. So vermählte man ihn 1742 mit seiner Kusine Elisabeth Auguste, der ältesten Enkelin Carl Philipps. Elisabeth Auguste ist eine lebenslustige und leichtlebige Frau – ganz anders als ihr Gemahl. Sie interessiert sich für die Jagd und für Festlichkeiten, ihre Bildung steht der ihres Mannes zurück. Gemeinsame Interessen haben die beiden nicht. Die Kurfürstin zeigt schon früh ein Interesse an Liebhabern. Und mit dem Nachwuchs scheint es zu allem Überfluss auch nicht zu klappen.
     
    Als die Kurfürstin 1760,

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