Die Partie. Thriller (German Edition)
er sich befand) bot wahrscheinlich sogar Aussicht auf den Neckar. Schade nur, dass er sich noch nicht so weit aufrichten konnte, um einen besseren Überblick zu erlangen und seine Theorie zu beweisen.
Er hörte, wie die Tür geöffnet wurde, und fürchtete, es könnte eine weitere Befragung nach seinem Befinden sein.
»Sehen Sie mal, was ich bei mir habe, Kimski!« Pflügers Stimme klingelte in seinem Ohr.
Seine Befürchtung wurde sogar noch übertroffen.
Der Kriminalrat zog ein zerknülltes Etwas aus der Tasche und hielt es Kimski unter die Nasenspitze. »Ihr Kündigungsschreiben.«
Kimski nickte stumm. So gut er eben konnte.
»Ich finde, wir sollten das vergessen.«
Pflüger hob seinen Arm. Dann flog der Klopapierfetzen in hohem Bogen in Richtung Papierkorb. Der Klumpen prallte vom Rand des Korbs ab und landete sanft auf dem sterilen Fußboden.
»Reden Sie keinen Unsinn«, sagte Kimski. »Ich habe in den letzten Tagen gegen einen Haufen Dienstvorschriften verstoßen, ganz zu schweigen von diversen Gesetzesbrüchen. Sie müssten mich sowieso rausschmeißen.«
»Ach«, Pflüger wischte Kimskis Worte mit einem imaginären Schwamm fort. »Vergessen Sie das! Das lässt sich doch alles zurechtbiegen. Immerhin haben Sie den Fall gelöst, die Geisel befreit und weitere Zerstörung abgewendet! Der Oberbürgermeister ist ganz meiner Meinung, ich habe schon mit ihm über Sie gesprochen. Der hält Sie für einen Helden!«
»Ich bleibe bei der Kündigung. Ich werde mich selbstständig machen. Private Ermittlungen und Personenschutz. Das ganze Rundum-Paket.«
»Hm«, entgegnete Pflüger knapp und sah zu Boden.
»Nehmen Sie es nicht so schwer, Sie haben doch noch mehr begabte Leute in der Abteilung. Und wenn ich Ihnen etwas im Vertrauen sagen darf...«
»Was denn?«, fragte der Kriminalrat und erhob sich.
»Ich finde es gut, dass Leute wie Sie bei der Polizei sind. Dann habe ich als Privatdetektiv mehr zu tun.«
Pflüger erhob sich wortlos. Er wandte Kimski den Rücken zu und ging. Zwei Meter vor der Zimmertür hielt er inne und wandte sich noch einmal zu Kimski.
»Viel Glück«, sagte er. Dann verschwand er auf den Gang.
»Du siehst gut aus«, sagte Eva.
»Dito.«
»Ich hätte mir deinen Zustand schlimmer vorgestellt.«
»Sehr witzig. Seit wann duzen wir uns eigentlich?«
Eva setzte sich neben ihn. Sie beugte sich vor. Ganz nah an sein Ohr. »Seit ich dir das Leben gerettet habe.«
Kimski überlegte einen Moment. »Gut. Ist ein Argument.«
Langsam richtete er den Oberkörper auf und stützte sich mit den Ellbogen ab. Man sah ihm die damit verbundene Anstrengung an.
»Sag mal. Jetzt wo wir uns so gut kennen – wie heißt du eigentlich wirklich?«
»Eva Nicolosi. Der Vorname stimmt, und Del Monte ist der Mädchenname meiner Mutter.«
Er drehte seinen Kopf zu ihr. Zaghaft bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht, als er ihr in die Augen sah. Eva beugte sich vorsichtig über ihn. Kimski sah sie an. Er spürte, wie ihre Lippen die seinen berührten. Er schloss die Augen und erwiderte ihren Kuss.
Eine Weile saßen sie still nebeneinander. Dann fragte Kimski, ob er sie um etwas bitten könnte.
»Ich müsste einen Brief verschicken, aber ich glaube, wenn ich ihn selbst schreiben muss, könnte es ein wenig anstrengend sein.«
»Kein Problem«, entgegnete Eva und holte einen Notizblock und einen Stift aus ihrer Handtasche. »Leg los.«
»Also gut. – Hallo, Du alter Müslifresser ...«
Eva blickte Kimski mit großen Augen an.
»Schreib weiter. Das ist für meinen Vater.«
»Na gut.«
»Hallo, Du alter Müslifresser«, wiederholte Kimski. »Es wird
Dich freuen zu erfahren, dass ich bei den reaktionären Bullenschweinen – wie Du meine Arbeitskollegen immer zu nennen pflegtest – gekündigt habe. Habe fast zwanzig Jahre gebraucht, um zu merken, dass Du recht hattest, dass ich nicht für die Polizeiarbeit geeignet bin. Ja, Du hast richtig gelesen! Ich habe Dir gerade zugestimmt – zum ersten Mal seit der Grundschule. Bei besonders störrischen Kindern dauert es eben etwas länger, bis sie erkennen können, dass die Ratschläge ihrer Eltern gut gemeint sind. Entschuldigung.«
Kimski stockte einen Moment und holte Luft. Dann diktierte er weiter.
»In letzter Zeit ging es in unserer Korrespondenz hauptsächlich um finanzielle Fragen. Das tut mir leid. In ein paar Tagen bin ich aus dem Krankenhaus raus (ja, ich bin im Krankenhaus, aber keine Angst, es ist halb so schlimm) und dann würde ich Dich
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