Die Party Queen von Manhattan - Roman
sie bei ihm essen, muss er ihnen das Gefühl geben, von Herzen unwillkommen zu sein. Die schnellste Methode, die Tische voll zu kriegen, ist, jedem Anrufer zu erklären, dass der Laden ausgebucht ist, und dann sofort acht Dollar auf sämtliche Vorspeisen und vier auf alle Getränke aufzuschlagen.
Wenn er Kellner einstellt, die ihrer Meinung nach zu Höherem berufen sind, und eine Empfangsdame, die jeden Gast beim Eintreffen von Kopf bis Fuß missbilligend taxiert, dann hat er eventuell eine Chance.« Ich sagte es nur halb im Scherz, aber es spielte ohnehin keine große Rolle: seine Geschäftspolitik funktionierte ganz eindeutig.
In der Kritik des Wall Street Journal war weiterhin zu lesen gewesen, dass die New Yorker Gastronomieszene in letzter Zeit von einer Flut spektakulärer Restauranteröffnungen und Superstarköchen dominiert worden sei - allein in dem prächtigen neuen Time Warner Building fanden sich fünf derartige Lokalitäten. Irgendwann waren die Leute den ganzen Pomp und Prunk leid und sehnten sich nach einem köstlichen Mahl in schlichter Umgebung. Und genau das hatte Sammy zu bieten. Ich war so stolz auf ihn, dass ich beinahe losheulte, wenn ich etwas Neues darüber las oder jemand das Lokal erwähnte, was ziemlich häufig der Fall war. Ich brannte darauf, es mit eigenen Augen zu sehen, aber ich kam an der Tatsache nicht vorbei, dass Sammy bisher noch nicht den Hörer in die Hand genommen und mich eingeladen hatte.
»Hier«, sagte Penelope und gab mir meine Mappe mit den Speisekarten der diversen Heimservices. »Ich lade dich ein. Wir bestellen uns was und gehen dann vielleicht noch auf einen Drink irgendwohin.«
Ich starrte sie an, als hätte sie vorgeschlagen, wir sollten doch rasch mal das nächste Flugzeug nach Bangladesch besteigen. »Auf einen Drink? Nach draußen ? Du machst wohl Witze.« Gelangweilt blätterte ich die Speisekarten durch. »Da ist nichts dabei.«
Sie riss mir die Mappe aus der Hand und zog aufs Geratewohl ein paar Speisekarten heraus. »Nichts dabei? Hier gibt’s Chinesisch, Burger, Sushi, Thai, Pizza, Indisch, Vietnamesisch, Deli, Salatbar, Italienisch... und das sind bloß die paar. Komm, such dir was raus, Bette. Jetzt und gleich.«
»Entscheide du, Pen. Ich schließe mich an.«
Sie rief bei einem Lieferservice namens Nawab an und bestellte zweimal Hühnchen Tikka Masala mit Basmatireis und zwei Körbchen Chappati, legte auf und drehte sich zu mir um.
»Bette, ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Was willst du dieses Wochenende unternehmen?«
Ich seufzte vielsagend und fläzte mich wieder auf die Couch. »Pen, ehrlich gesagt, es ist mir egal. Es ist ja kein runder Geburtstag. Und ich hab doch schon den traditionellen Buchclubtreff, das reicht mir völlig. Wieso bist du eigentlich so versessen drauf, dass wir was unternehmen müssten? Am liebsten würde ich es komplett unter den Tisch fallen lassen.«
Sie schnaubte verächtlich. »Ja genau. Alle sagen immer, es ist ihnen egal, dabei ist es ihnen überhaupt nicht egal. Ich könnte doch für Samstagabend ein kleines Dinner organisieren, wie wär das? Du, ich, Michael, vielleicht noch ein paar Leute von UBS oder welche von deinen Buchclubmädels?«
»Klingt prima, Pen, ganz echt, aber Will hat schon irgendwas von wegen Dinner am Samstag gesagt. Wir gehen irgendwo gut essen, ich hab vergessen, wo. Kommst du mit?«
Wir quatschten weiter, bis das Essen kam und ich meinen von Minute zu Minute fetter werdenden Hintern von der Couch zum Futterplatz schleppte. Wir saßen uns an dem kleinen Küchentisch gegenüber, luden uns Reis und würzige Stücke Hühnerfleisch auf den Teller, und mir ging durch den Kopf, wie sehr ich Penelope vermissen würde. Es war eine willkommene Ablenkung, sie um mich zu haben, zumal unsere Freundschaft wieder ganz im Lot war. Ich beobachtete sie, wie sie zur Unterstreichung mit der Gabel herumfuchtelte, während sie mir irgendeine witzige Geschichte erzählte, und dann stand ich auf und umarmte sie.
»Wofür war das jetzt?«, fragte sie.
»Einfach bloß, weil ich dich vermissen werde, Pen. Und zwar ganz fürchterlich.«
33
»Ich danke euch allen. Ihr seid doch echt die Besten«, sagte ich und umarmte reihum jede der Anwesenden. Anlässlich von Geburtstagen traf sich der Buchclub immer zu einer Extrasession mit Kuchen und geistigen Getränken. Für mich hatte es eine Torte aus weißer Schokoladenmousse und dazu einen ganz klassischen Lemon Drop gegeben, mit Extrazuckerpäckchen und
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