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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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zu müssen. Immer wieder hört man Leute sagen: »Ich war nur eine Woche ohne Beschäftigung, aber ich dachte, ich gehe die Wände hoch! Ich bin einfach ein Mensch, der produktiv sein muss, der seinen Beitrag leisten will, verstehen Sie?« Nein, das verstand ich nicht. Sicher, um meine Finanzen stand es nicht zum Besten, aber früher oder später würde sich schon etwas ergeben, und wenn nicht, konnte ich im Notfall immer noch Will und Simon um Hilfe bitten. Wozu sich Sorgen machen, wenn ich meine Zeit viel sinnvoller verbringen konnte, indem ich mir die Ratgebersendung von Dr. Phil ansah, wo ich so viele wertvolle Lektionen fürs Leben lernte?
    Zehn Minuten am Tag gingen für die Expedition zum Briefkasten drauf. Obwohl die Post nachmittags um zwei kam, konnte ich mich meist erst am späten Abend aufraffen, sie zu holen. Raus aus dem Fahrstuhl, eine Hand voll Rechnungen und Kataloge geschnappt, wieder rein in den Fahrstuhl. Dreizehnter Stock! Als ich mich wegen der Unglückszahl nicht recht hatte entscheiden können, ob ich die Wohnung überhaupt besichtigen sollte, hatte der Makler mit spöttischer Herablassung reagiert: »Dann glauben Sie wahrscheinlich auch an Astrologie, was? Bei dem Preis werden Sie sich doch um so einen Humbug nicht scheren, noch dazu bei einer Wohnung
mit Klimaanlage!« Anscheinend war es in New York üblich, sich von Leuten, denen man für Dienstleistungen gutes Geld in den Rachen schmiss, obendrein auch noch beleidigen lassen zu müssen. Prompt hatte ich eine Entschuldigung gestammelt und den Vertrag unterschrieben.
    Heute machte ich besonders fette Beute: Die neueste In Touch lag im Briefkasten, so prall gefüllt mit Klatsch und Tratsch aus der Welt der Schönen und Reichen, dass ich damit locker eine ganze Stunde totschlagen konnte. Wieder oben angekommen, sah ich mich forschend nach überlebenden Kakerlaken um und ließ dann ergeben Millingtons hysterische Begrüßung über mich ergehen. Weil sie jeden Tag fest davon ausging, dass ich sie endgültig im Stich gelassen hatte, empfing sich mich bei meiner Rückkehr jedes Mal mit einer derart aberwitzigen Show aus Schniefen, Schnaufen, Schnuppern, Schnüffeln und Schwanzwedeln - sowie dem einen oder anderen Pfützchen -, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn sie irgendwann vor Aufregung tot umgefallen wäre.
    Ich dachte an das halbe Dutzend Hundeerziehungsratgeber, die der Züchter uns »für den Notfall« mitgegeben hatte, ignorierte tapfer Millingtons Sperenzchen, ließ Tasche und Mantel irgendwo fallen und bewegte mich gemächlich rüber zur Couch. Kaum hatte ich mich hingesetzt, sprang sie auf meinen Schoß, richtete sich zu voller Zwergengröße auf und ließ mich in den Genuss der rituellen Gesichtswaschung kommen. Dann hörte das Küsschengeben auf, und der Niesanfall begann. Erst prustete sie mir voll auf den Hals, und als ob das noch nicht reichte, versprühte sie auch noch eine richtig schöne Ladung auf meinen Rock.
    »Braves Mädchen«, sagte ich tröstend, obwohl ich ein ziemlich schlechtes Gewissen hatte, weil ich das arme Tierchen, das am ganzen Leib zitterte, mit ausgestreckten Armen von mir weghielt. Aber die Wiederholung von Newlyweds: Nick & Jessica hatte gerade angefangen, und so eine Niesattacke konnte
gut und gerne ihre zehn Minuten dauern. Erst vor kurzem hatte ich mir die Schwachheit abgewöhnt, immer an meinen Exfreund Cameron zu denken, wenn ich Millington ansah. Ein kleiner, aber nicht zu verachtender Fortschritt.
    Ungefähr zwei Jahre nach dem College hatte Penelope mich auf einer von Averys Grillpartys mit Cameron verkuppelt. Ob es am Glanz seiner braunen Haare lag oder an dem knackigen Po in seiner Khakihose, weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall war ich hin und weg von ihm, so hin und weg zumindest, dass ich überhörte, wie er dauernd mit irgendwelchen berühmten Leuten angab, die er kannte, und übersah, dass er nach jedem Essen unappetitlich in seinen Zähnen pulte. Ich war bis über beide Ohren verliebt in ihn, jedenfalls eine Zeit lang. Er schwärmte von Aktien und Börsengeschäften, von seiner glücklichen Privatschulzeit, von Wochenendtrips in die Hamptons und nach Palm Beach. Für mich war er so eine Art soziologisches Versuchsobjekt - in freier Wildbahn gar nicht mal so selten anzutreffen, aber trotzdem höchst fremdartig und faszinierend, und ich konnte einfach nicht genug von ihm kriegen. Natürlich war die ganze Sache von Anfang an zum Scheitern verurteilt - seine Eltern gehörten zu den oberen

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