Die Party Queen von Manhattan - Roman
Zehntausend, meine zur linken Sponti- und Aktivistenszene und waren sogar schon mal vom FBI bespitzelt worden. Aber seit ich in der Bank arbeitete und mir dazu auch noch einen Oberschnösel von Freund mit ausgeprägten Reiche-Leute-Allüren angelacht hatte, glaubten mir meine Eltern allmählich doch, dass ich mein Leben nicht Greenpeace widmen würde. Als uns beiden nach einem Jahr zur gleichen Zeit eine Mieterhöhung ins Haus flatterte, zogen wir zusammen. Genau sechs Monate dauerte es, bis wir merkten, dass wir, abgesehen von der Wohnung, den Jobs in der Finanzbranche und Freunden wie Avery und Penelope, keinerlei Gemeinsamkeiten hatten. Also taten wir das, was alle Paare tun, in deren Beziehung es kriselt: Wir suchten uns etwas, was uns enger miteinander verbinden sollte. Oder zumindest etwas,
worüber wir uns unterhalten konnten. Sonst redeten wir eher wenig und über nicht besonders prickelnde Themen. Zum Beispiel, wer von uns an der Reihe war, den Vermieter anzurufen und ihm eine neue Klobrille aus dem Kreuz zu leiern. Jedenfalls entschieden wir uns für einen Yorkshireterrier, stolze vier Pfund Hund, das Pfund zu stolzen achthundert Dollar, wie Cameron mir mit schöner Regelmäßigkeit vorrechnete. Ich hätte ihm den Hals umdrehen können, als er zum x-ten Mal den Kommentar abließ, er hätte schon Vorspeisen auf dem Teller gehabt, die mehr auf die Waage brachten als unsere neue Hausgenossin. Schließlich war die Idee mit dem Hundekauf auf seinem Mist gewachsen. Und das, obwohl ich gegen alles allergisch war, was ein Fell hatte, egal, ob lebendig oder ausgestopft, ob Tier oder Pelzmantel. Aber auch von diesem Argument hatte er sich nicht erschüttern lassen.
»Cameron, du weißt doch, wie ich auf Hunde reagiere. Ich habe keine Ahnung, warum du mir - oder dir - das antun willst.« Dabei dachte ich besonders an ein Winterwochenende in den Adirondacks zurück, das Wochenende, an dem ich seine Eltern kennen gelernt hatte. In ihrem Feriendomizil hätte sich auch ein englischer Landjunker heimisch gefühlt: ein echtes, prasselndes Feuer im offenen Kamin - keine Gasflammen mit Fernbedienung! Keine Holzscheite aus dem Baumarkt! -, Gastgeber und Gastgeberin in schottisch karierten Hausanzügen, auf Schränken und Tischen dekorative Holzenten im Landhausstil, eine Getränkeauswahl wie in einem Herrenclub und zwei große, tapsige Golden-Retriever-Welpen. Ich nieste und triefte und schniefte, bis Camerons dauerbeschwipste Mutter (»Trinken Sie noch ein Gläschen Sherry, Kind. Altes Hausmittel.«) die ersten auffällig unauffälligen Bemerkungen darüber fallen ließ, ob meine Beschwerden wohl ansteckend wären, und sein schwer betüterter Vater tatsächlich seinen Gin Tonic wegstellte und mir anbot, mich in die Notaufnahme zu fahren.
»Keine Bange, Bette. Ich habe mich genau erkundigt. Der Hund, den ich gefunden habe, ist perfekt für uns.« Dabei setzte er eine derart selbstgefällige Miene auf, dass ich im Stillen schon die Tage zählte, bis unser gemeinsamer Mietvertrag auslief. Einhundertundsiebzig. Ich konnte mich kaum noch daran erinnern, wieso es überhaupt einmal zwischen uns hatte funken können und was vor der frostigen Funkstille gewesen war, die unser Verhältnis inzwischen prägte. Ein wenig unterbelichtet war er schon immer gewesen; darüber konnten auch die besten Privatschulen kaum hinwegtäuschen. Dass er süß aussah, stand fest, frisch und knackig wie aus einem Katalog für Unterwäsche, und er wusste genau, wie und wann er seinen Charme anknipsen musste. Aber sonst? War es zwischen uns einfach immer irgendwie locker gelaufen: Wir hatten die gleichen Freunde, waren beide Kettenraucher, jammerten gern über Gott und die Welt und besaßen zwei fast identische lachsfarbene Hosen. Hätte man aus Cameron und mir einen guten Liebesroman machen können? Nein, vermutlich nicht. Aber in den ersten Jahren nach dem College hatte mir diese laue, lauwarme Version einer Beziehung völlig ausgereicht.
»Ich glaub dir ja gern, dass es ein ganz besonderer Hund ist, Cameron«, sagte ich so langsam, als ob ich es mit einem begriffsstutzigen Drittklässler zu tun hätte. »Das Problem ist bloß, dass ich allergisch bin. Und zwar gegen Hunde. Gegen Hunde im Allgemeinen und im Besonderen. Das verstehst du doch, oder?« Ich lächelte lieb.
Er ließ sich durch meinen herablassenden Ton nicht aus der Ruhe bringen. Ich war beeindruckt. Er schien es tatsächlich ernst zu meinen. »Ich habe herumtelefoniert und ein bisschen
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