Die Party Queen von Manhattan - Roman
ebenfalls etwas mitzuteilen. »Wo wir gerade über unsere Chefs lästern … Ich, äh, ich hatte einen Zwischenfall mit dem meinigen.«
»Einen Zwischenfall?«, fragte Jill. »Davon hast du mir ja gar nichts erzählt.«
»Es ist erst gestern Abend passiert. Du hast schon geschlafen, als ich nach Hause gekommen bin, und heute haben wir uns den ganzen Tag noch nicht gesehen.«
»’ört,’ört«, sagte Vika und zog die Augenbrauen hoch. »Was fürr ein Zwischenfall?«
»Na ja, wir hatten ein kleines Techtelmechtel«, antwortete sie mit einem scheuen Lächeln.
»Wie bitte?«, sagte beziehungsweise kreischte Jill. Sie starrte ihre Schwester mit einem Blick an, in dem sich Ent- und Begeisterung zu gleichen Teilen mischten. »Was ist passiert?«
»Na ja, er hat mich zum Essen eingeladen, nachdem wir einen Auftrag an Land gezogen hatten. Es gab Sushi und Drinks …«
»Und dann?«, half ich nach.
»Gab es noch mehr Drinks. Und dann? Peng - liege ich nackt auf seiner Couch.«
»Ach du grüne Neune!« Jill schüttelte den Kopf.
Janie sah sie an. »Reg dich nicht auf. Es war nichts Besonderes dabei.«
»Aber deiner Karriere wird das bestimmt nicht sehr förderlich sein.«
»Du weißt eben nicht, welche Talente ich auf manchen Gebieten habe.« Janie schmunzelte schelmisch.
»Hast du mit ihm geschlafen?«, fragte Alex aufgeregt. »Bitte, sag ja. Das wäre die absolute Krönung des Abends. Die Investmentbankerin Bette kündigt aus heiterem Himmel ihren Job, und du schiebst eine Nummer mit deinem Boss. Dann hätte ich endlich das Gefühl, dass unsere Treffen nicht umsonst waren.«
»Ich weiß bloß nicht so recht, ob das wirklich als eine Nummer durchgeht«, sagte Janie.
»Was zum Geier soll denn das wieder heißen?«, fragte Alex. »Entweder ihr hattet Sex, oder ihr hattet keinen.«
»Also, wenn er nicht mein Boss wäre, würde es wahrscheinlich überhaupt nicht zählen. Ein paarmal rein und raus, und das war’s schon. Nichts Weltbewegendes.«
»So viel habe ich in zwei Jahren nicht mehr auf die Reihe gekriegt«, sagte ich.
»Das ist ja alles höchst interessant. Ich würde zu gern wissen, wie viele Kerle noch in die Kategorie ›nicht weltbewegend‹ fallen. Janie? Hast du noch mehr auf Lager?«, fragte Courtney. Alex kam mit sechs randvollen Schnapsgläsern auf einem Tablett aus der Kochnische.
»Vergesst Heiße Nächte mit letztlich nicht so weltbewegenden Boys. Die richtig heißen Girls sind doch alle hier«, sagte sie, teilte den Schnaps aus, und dann ging die Post ab.
5
Die nächsten drei Wochen rannen ähnlich träge dahin wie mein erster Monat als Arbeitslose. Es gab nur einen Wermutstropfen, der mir das süße Nichtstun vermieste: die täglichen Kontrollanrufe von Will und meinen Eltern. Sie liefen immer nach dem gleichen Schema ab. Hier ein Beispiel:
Mom: Hi, Spatz. Na, hat sich schon was getan?
Ich: Hi, Mom. Nein, bin immer noch am Klinkenputzen. Ein paar Angebote sehen vielversprechend aus, aber das Richtige war noch nicht dabei. Wie geht es euch?
Mom: Uns geht es gut, Schatz. Wir machen uns nur Sorgen um dich. Erinnerst du dich noch an Mrs. Adelman? Ihre Tochter ist bei Earth Watch für Spendenaufrufe und Sponsoren zuständig, und sie hat gesagt, du kannst sie jederzeit anrufen. Sie suchen immer engagierte, qualifizierte Leute.
Ich: Hm, das klingt gut. Ich kümmere mich darum. (Schnell auf CBS rübergezappt, wo gerade die Talkshow von Oprah Winfrey anfängt.) Ich mach’ jetzt lieber Schluss, muss noch ein paar Bewerbungen schreiben.
Mom: Bewerbungen? Aber natürlich. Da will ich dich nicht länger aufhalten. Viel Glück, Schatz. Du findest sicher bald was.
Abgesehen von den sieben quälend langen Minuten, in denen ich tagtäglich beteuern musste, dass es mir gut ging, dass sich
die Jobsuche bestens anließ und dass ich bestimmt bald etwas finden würde, genoss ich meine Freiheit in vollen Zügen. Ich hatte Der Preis ist heiß , ich hatte Millington und eine ganze Wohnung voller Liebesromane. Während ich gemütlich im Internet surfte, mir selten, aber hin und wieder doch ein Jobangebot ausdruckte und noch seltener eine Bewerbung losschickte, futterte ich mich tütenweise durch Chips und Bonbons. Wenn ich eines nicht war, dann deprimiert. Oder doch? Es war schwer zu sagen, weil ich kaum mehr einen Fuß vor die Tür setzte und mich ansonsten praktisch nur noch mit Überlegungen beschäftigte, wie ich meinen derzeitigen Lebensstil aufrechterhalten konnte, ohne jemals wieder arbeiten gehen
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