Die Patin
Nilpferd, das gekitzelt wurde. »Ich glaube, bruh-hahaha, das ist deine Handtasche.«
Meine Handtasche? Warum sollte meine Handtasche wie eine Toilettenspülung rauschen? Die war von Louis Vuitton, und ich hatte zwei Kilo Kosmetika darin, eine Haarbürste, eine Zahnbürste, zwei Päckchen Atemfrisch-Dragees, Kondome, mein Handy ... - mein Handy! Das war's! Nelly hatte es vorhin für mich auf Vibrationsmodus stellen sollen. Stattdessen musste sie mir einen neuen Klingelton draufgemacht haben, das freche kleine Biest. Ausgerechnet eine geschmacklose Klospülung! Das fand sie wohl komisch.
»Das ist bestimmt Nelly«, zischte ich, während ich zwischen Lippenstiften und Schachteln nach dem verflixten Handy kramte. »Will mich blamieren! Die werde ich ... ich werde sie ...« Äh, da war es ja. »Hallo?«
»Ich bin's«, sagte Mimi am anderen Ende der Leitung. Fast hätte ich sie nicht erkannt, ihre Stimme klang ganz anders als sonst.
»Ist was mit den Kindern?«, fragte ich erschrocken. »Nein«, sagte Mimi. »Es ist... es ist was mit Nina-Louise. Ich blute.«
Oh mein Gott! Bitte nicht!
»Hör zu, Mimi. Das muss nichts bedeuten. Ich bin gleich bei dir. Leg dich hin und leg die Beine hoch. Ist Ronnie bei dir? Hast du Anne angerufen? Manchmal blutet man ein bisschen, aber es ist nichts Schlimmes ...«
»Ich blute nicht ein bisschen«, sagte Mimi. »Ich blute wie abgestochen. In deinem Badezimmer sieht es aus, als wäre Charles Manson da gewesen.«
»Nein, das darf nicht ... wo ist Ronnie?«
»Er ist hier. Er fährt mich jetzt ins Krankenhaus. Aber es ist sowieso zu spät.«
»Nein, vielleicht nicht ... Wir kommen so schnell es geht«, sagte ich und drückte die »Aus«-Taste. Anton hatte aufgehört zu lachen und sah mich fragend an.
»Mimi verliert das Baby«, sagte ich und brach in Tränen aus.
14. Juni
An alle Mamis: Hier kommt die traurigste Nachricht des Tages: Es wird wieder ein Junge. Meine Gyn ist sich diesmal zu 98 Prozent sicher, und ich habe selber ganz deutlich den kleinen Schniedel gesehen. Ich heule schon den ganzen Nachmittag. Natürlich habe ich nichts gegen Jungen, aber ich hatte trotz der ungünstigen Prognosen immer noch so sehr auf eine kleine Schwester fürTimmi gehofft. Aber meine Gebete wurden nicht erhört! Jetzt muss ich also so bald wie möglich wieder schwanger werden, allmählich wird es echt anstrengend. Und wenn es dann wieder nicht klappt? Ich kenne eine Frau mit fünf Jungs, die sagt, sie hätte spätestens nach dem zweiten Kind aufgehört, wenn es ein Mädchen geworden wäre. Was für ein Albtraum, oder? Viermal umsonst schwanger! Mein Männe hat mich ganz lieb getröstetund gesagt, dass ich mir doch die supi-tollen Jimmi Chos kaufen darf, die ich neulich anprobiert habe, aber erstens ist das nicht dasselbe wie die Mami-und-Tochter-Partner-look-Outfits, von denen ich geträumt habe, und außerdem sehen die Schuhe scheiße aus, wenn man geschwollene Knöchel hat! Meine Schwiegermutter hat gesagt, ich soll nicht so einen Wirbel veranstalten, damals nach dem Krieg hätten die Frauen ihre Kinder zwischen denTrümmern ausgetragen und wären dankbar um jeden Tropfen Milch gewesen, blablabla, aber meine Gyn meint, ich darf ruhig meinen Frust rauslassen. So supi-dämliche Sätze wie »Hauptsache, es ist gesund« brauche ich mir nicht anzuhören! Mami (trauriger) Kugelbauch Ellen
P.S. Meine Gyn meint, wenn ich genug getrauert habe, kann ich den Rest der Schwangerschaft wieder genießen und mich sogar auf das Baby freuen. Wie fändet ihr Jimmi als Vornamen? Wegen der Jimmi Chos - und außerdem reimt es sich auf Timmi. Jimmi und Timmi, im Partnerlook, Hand in Hand - eine supi-süße Vorstellung, oder? Hoffentlich kriegt er wenigstens Locken!
14. Juni
Liebe Ellen, ich werde wohl nie verstehen, warum du so auf Mädchen fixiert bist. Aus meiner Erfahrung als dreieinhalbfache Mutter von zwei Mädchen und einem Jungen (und einem halben, hoffentlich!) kann ich nur sagen: Jungs machen viel weniger Ärger. Vor allem in der Pubertät sind Mädchen die Hölle. © Ich werde drei Kreuze machen, wenn Laura-Kristin nach den Sommerferien endlich im Internat ist und nur noch Flavia das Badezimmer blockieren kann. Unglaublich, wie eitel schon Sechsjährige sein können. Flavias größte Angst ist es, Laura-Kristins Akne geerbt zu haben, was wir alle natürlich nicht hoffen. Ein Mauerblümchen inder Familie reicht. Stellt euch vor; Laura-Kristin hat den Namen Max in das Kopfende ihres Bettes
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