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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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und einen Maulkorb tragen, aber ich fürchte, das wird sich so schnell nicht durchsetzen.)
    »Der tut nichts, der will nur spielen«, behaupteten die Hundeherrchen immer, so als ob man ein Spielverderber sei, wenn man sich nicht beißen lassen wollte. Aber noch schlimmer als Hunde mit ihren Herrchen waren Hunde ohne ihre Herrchen. Sie können ziemlich sicher sein, dass ein Hund ohne Herrchen von alleine nicht auf die Idee kommt, sich an die Maulkorbvorschriften zu halten.
    Und ausgerechnet auf so einen maulkorb- und herrchenlosen Hund mussten wir heute beim Joggen durch den Park treffen, Anne, Nelly und ich.
    Anne, Mimi und ich joggten in der Regel mehrmals in der Woche zusammen. Manchmal schloss sich meine Freundin Trudi an und in letzter Zeit immer öfter auch Nelly. Wir legten ein moderates Tempo vor, denn uns kam es weniger darauf an, sportliche Höchstleistungen zu erbringen, als uns gemütlich miteinander zu unterhalten. Damit es nicht so langweilig war, sparten wir uns die heiklen Gesprächsthemen stets fürs Laufen auf und so legten wir plaudernd unbemerkt eine stattliche Strecke zurück.
    Seit der Fehlgeburt war Mimi nicht mehr mitgelaufen. Wie auch - sie lebte ja praktisch auf ihrem Sofa.
    »Man könnte meinen, dass sie das Haus nie wieder verlassen wird«, sagte Anne.
    »Den Eindruck habe ich manchmal auch«, seufzte ich. An Mimi war einfach nicht heranzukommen. Ronnie war schon so verzweifelt, dass er ihr die Bachblüten, die Trudi vorbeigebracht hatte, in den Orangensaft geträufelt hatte. Bis jetzt hatte es nicht geholfen.
    »Das ist schon ziemlich krass«, sagte Nelly. »Ich meine, es ist traurig, aber das Leben geht doch trotzdem weiter. Mimi hat doch alles, was man zum Glücklichsein braucht: tolles Aussehen, genug Kohle, einen supernetten Mann, ein Edel-Cabrio, süße Katzen und diesen tollen Retro-Kühlschrank, also echt!«
    »Bitte sag so etwas nie in Mimis Gegenwart«, bat ich. »Die arme Trudi wurde schon wegen viel harmloserer Bemerkungen von Mimi mit einer Blumenvase beworfen.«
    »Wahrscheinlich hat Trudi ihr von allen Fehlgeburten aus ihren zahlreichen früheren Leben erzählt. Und dabei irgend so ein stinkendes Räucherwerk abgebrannt«, meinte Anne. »Warum ist sie eigentlich heute nicht dabei? Ich meine, Trudi hat's ja wohl noch nötiger als ich, was für ihre Figur zu tun, oder?«
    »Sie ist in letzter Zeit immer auf Achse«, sagte ich. »Ich glaube, sie hat einen neuen Typ.«
    »Einen Typ?« Anne guckte mich mit großen Augen an. »Ich dachte immer, sie wäre lesbisch.«
    »Nein, Trudi ist hetero«, sagte ich. »Sie war höchstens mal in einem früheren Leben lesbisch.«
    »Sie war ja auch mal Papst«, sagte Nelly. »Echt, Trudi hat 'nen Neuen? Hoffentlich ist es diesmal nicht wieder so ein Guru mit vielen Barten, der einem ständig die Hand auflegen will.«
    »Ich habe keine Ahnung, wer es ist«, sagte ich. »Trudi hat nur ein paar geheimnisvolle Andeutungen gemacht. Sie kennen sich aus einem früheren Leben im alten Ägypten, und als sie sich hierwieder über den Weg gelaufen sind, stand gerade ein Regenbogen am Himmel, und ihr Sonnenchakra ist ganz heiß geworden ...«
    »Wie süß«, sagte Nelly. »Bestimmt ein Ex-Pharao. Trudi hatte in ihren früheren Leben ja nie was mit Normalos.«
    »Kein Wunder, dass Mimi eine Vase nach ihr geworfen hat«, sagte Anne.
    »Nein, von ihrem Pharao hat Trudi Mimi nichts erzählt. Es ging um Nina-Louise und darum, dass das alles so sein musste, von wegen kosmischer Ordnung und so. Nach Trudis Ansicht wollte Nina-Louise nämlich gar nicht geboren werden«, sagte ich. »Sie brauchte nur eine kurze Inkarnation in Mimis Bauch, aus irgendwelchen karmischen Gründen, und Mimi hat zu dieser Aktion ihr Einverständnis gegeben, sagt Trudi, auch wenn sie es nicht wahrhaben will.«
    »Manchmal ist Trudis Geschwafel wirklich nicht zu ertragen«, sagte Anne. »Arme Mimi. Dann soll sie im Grunde noch selber daran schuld sein?«
    »Sozusagen ein williges Opfer einer höheren Macht«, sagte ich. »Wenn ich Trudi richtig verstanden habe.«
    »Das ist mir zu hoch«, sagte Anne.
    »Ich verstehe gar nicht, warum alle so scharf darauf sind, Kinder zu bekommen«, sagte Nelly. »Die kosten doch nur Geld, machen Lärm und Arbeit, hinterlassen hässliche Schwangerschaftsstreifen, Falten und graue Haare.«
    »Oh, wie Recht du doch hast, mein Herzchen«, sagte ich.
    »Der Wunsch nach Kindern ist wohl eines der letzten Mysterien der Menschheit«, sagte Anne. »Das Verrückte

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