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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hat sich mit dem Klose-Opa angefreundet, sie hören alte Hans-Albers-Scheiben und tanzen mitten auf dem Bürgersteig Tango! Sie kapiert einfach nicht, dass sie mit so einem Benehmen der Zahnarztpraxis ihres Sohnes immensen Schaden zufügt. Wenn sie so weitermacht, müssen wir sie in ein Heim stecken, ob sie will oder nicht! Wenigstens könnte ich dann wieder ruhig schlafen! Sie ist so senil, dass sie vergisst, den Herd auszumachen, bevor sie ins Bett geht Wir könnten alle im Schlaf verbrennen! Ich finde das supi-bedenklich, ihr nicht?
    Meine Schwiegermutter sagt zwar; das könne jedem mal passieren, aber ich traue ihr nicht. Vorsorglich habe ich mich mal nach einem Heimplatz erkundigt. Unglaublich, was das kostet, selbst wenn man alle Extras wie Fußpflege und Blutdruckmessen weglassen würde! Aber wenn sie in einem Heim wäre, könnten wir die Einliegerwohnung vermieten, und das wäre immerhin ein kleiner Ausgleich. Meine Gyn sagt, das Baby lässt nicht mehr lange auf sich warten. Ich bin gespannt, ob ich es diesmal wieder ohne PDA schaffe. Genau wie die tapferen Frauen in der Nachkriegszeit, die meine Schwiegermutter mir immer unter die Nase reibt.
    Mami Kugelbauch Ellen
    6. Juli
    Was ihr immer nur mit eurer so genannten natürlichen Geburt habt, Ellen! Ich werde heilfroh sein, wenn ich wieder mit einem Kaiserschnitt davonkomme. Sophie heult sich wegen des Meerschweins die Augen aus dem Kopf. Jetzt will sie unbedingt eine Katze. Ich denke aber wir probieren es noch einmal mit einem Meerschweinchen, zumal wir ja das ganze Zubehör haben, Stall, Häuschen, Laufrad, etc. Und jede Menge Trockenfutter Diesmal werden wir den Stall mit einem Hängeschloss gegen die Klosekidnapper sichern.
    Sonja

Nellys absolut streng geheimes Tagebuch
    5. Juli
    Ich bin mir nicht ganz sicher, aber höchstwahrscheinlich habe ich heute gesehen, wie Max und Laura-Kristin sich an der Bushaltestelle geküsst haben. Wenn sie es nicht waren, dann waren es zwei Leute, die ihnen verdammt ähnlich sind. Jemand mit Max' Locken und Laura-Kristins Breitarsch. Es sei ihnen gegönnt, obwohl ich es nicht fassen kann! Ist Max blind geworden oder was??? Na toll, alle meine Freunde knutschen wild durch die Botanik, während bei mir die Welt untergeht. Lara und Max sind so sehr mit Popelmoritz und Breitarsch beschäftigt, dass sie gar nicht mitkriegen, was dieses beschissene Leben mir alles an Katastrophen beschert: Erst wollen Papa und Paris mir ein Halbgeschwister unterjubeln, und jetzt passiert auch noch diese Sozialkunde-Misere: Wir sollten uns ein Ferien-Referatsthema aussuchen und auf einen Zettel schreiben, und wer, außer mir, hatte sich noch »Die Geschichte der Gleichberechtigung« ausgesucht? Richtig: Kevin Kotzbrocken Klose. Ich habe geschrien wie Neve Campbell in Scream, als das blöde Sackgesicht von Ruckwitt sagte, dass Kevin und ich das Referat gemeinsam erarbeiten müssen. Ruckwitt dachte, mich hätte eine Wespe gestochen, sonst hätte er mir für das Gekreische glatt noch einen Klassenbucheintrag verpasst. Und Kevin hat sich köstlich amüsiert. Na ja, jetzt kommt er jedenfalls am Donnerstag zu uns nach Hause. Meine Mutter wird vermutlich tot umfallen, wenn sie ihn wieder sieht, aber die Alternative wäre gewesen, dass ich zu ihm nach Hause gehe, und ich hatte definitiv keine Lust auf eine Begegnung mit Hannibal Lecter und einer Vogelspinne!

5.
    Ich schoss vom Klodeckel hoch, entriegelte die Tür und rannte hinaus in den Flur. Anton, Nelly und Ronnie kamen aus dem Wohnzimmer gelaufen.
    Julius stand auf der Treppe und hielt sich den Magen.
    »Mir ist schlecht«, sagte er.
    »Ich wusste doch, dass er keine asiatische Küche verträgt«, sagte Emily direkt hinter ihm, mit unverkennbarem Triumph in der Stimme.
    Ich klemmte mir Julius unter den Arm und sprintete zur Toilette zurück. Aber es war zu spät. Auf halbem Weg brach der Vulkan aus, und eine antik und kostbar aussehende Perserbrücke machte Bekanntschaft mit Julius' Mageninhalt.
    »Ach Julius«, sagte ich und streichelte ihm hilflos über den Rücken.
    Julius fing an zu weinen. Jemand reichte mir eine Rolle Küchenkrepp. Ich konnte Julius' Mund gerade noch abtupfen, bevor er sich auf mich warf und sein Gesicht in meine Brust bohrte.
    »Schon gut, Schätzchen«, sagte ich. Ich wusste, dass er für den Rest des Abends an mir kleben würde, schon um den Blicken der anderen auszuweichen. Das Ganze war ihm unendlich peinlich.
    »Europäer!«, sagte Emily verächtlich.
    »Der arme Kleine«,

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