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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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essen«, sagte er zu Emily.
    Nur Ronnie und Mimi schienen nichts von dem Fiasko nebenan mitzubekommen. Ronnie sah Mimi aufgebracht an. »Ich glaube, wir sollten jetzt auch nach Hause gehen.«
    »Geh doch«, sagte Mimi.
    »Das mache ich vielleicht auch, wenn du so weitermachst«, sagte Ronnie.
    »Oh, soll das vielleicht eine Drohung sein?«
    »Ja, ja, oh ja, jaaaa!«, juchzte Trudi in der Küche.
    »Hey, ihr zwei, jetzt ist es aber gut«, sagte Anton, und es war nicht ganz klar, wen genau er nun meinte. Aber danach herrschte sowohl bei Ronnie und Mimi als auch in der Küche Schweigen.
    Bis Trudi rief: »Oh, Peter, Baby, das war wirklich der längste Orgasmus meines Lebens.«
    »Auf jeden Fall musst du dir keine Sorgen wegen der Kotzerei machen, Juli«, sagte Nelly später draußen bei den Fahrrädern. »Tante Trudi hat dafür gesorgt, dass alle etwas ganz anderes in Erinnerung behalten werden.«
    »Was ist ein Orgasmus, Mami?«, fragte Julius.
    Ich sah ihn erschöpft an. »Weißt du, Häschen, ich glaube, das weiß ich gar nicht mehr.«
     
    *
     
    »Ich bin so aufgeregt«, sagte Paris. »Warst du auch so aufgeregt, als du mit Nelly schwanger warst?«
    Ja, das war ich. Genauso aufgeregt und von genau demselben Mann schwanger. Die Welt war ein Dorf.
    »Kommt eine Frau mit ihrem Kind in die Straßenbahn. Sagt der Schaffner: Bah, was haben Sie für ein hässliches Kind.« Der Arzt erzählte unaufgefordert einen Witz, während er sich Handschuhe überstreifte. »Die Frau ist total empört, geht nach hinten durch und schüttet einem anderen Fahrgast ihr Herz aus: Der Fahrer war gerade so gemein zu mir, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Sagt der Fahrgast: Das müssen Sie sich nicht gefallen lassen. Gehen Sie wieder hin und verlangen Sie ine Entschuldigung. Sonst würden Sie sich bei seinem Vorgesetzten beschweren. Ich halte auch so lange Ihren Affen.«
    Der Arzt brach in brüllendes Gelächter aus. »Ist der nicht gut?«
    Ich nickte höflich. Ich hatte den Witz nicht verstanden. Paris sagte: »Das ist der gemeinste Witz, den ich je gehört habe.«
    »Aber doch hoffentlich kein Grund, den Gynäkologen zu wechseln«, sagte der Arzt und lachte wieder. »Außer, es wird ein Affe! Hahaha!« Er hatte irgendwie eine seltsame Art von Humor.
    Paris zerquetschte beinahe meine Hand, während sie ihren Blick fest auf den Ultraschall-Bildschirm heftete. Darauf war das übliche ominöse Schwarz-Weiß-Schneegestöber zu erkennen. Dieser dunkle rundliche Kaninchenbau da war die Gebärmutter, das sagte jedenfalls der Arzt. Dann fiel er in Schweigen.
    »Ich bin doch schwanger, oder?«, fragte Paris den Arzt.
    »Hm ja«, sagte der Arzt. »Sehen Sie das?«
    »Nicht wirklich«, sagte ich. Paris hätte ruhig noch etwas warten können mit dem ersten Ultraschall. Wenigstens bis das Kaninchen größer geworden war als ein Stecknadelkopf.
    »Ist es gesund?«, fragte Paris ängstlich.
    »Oder ist es ein Affe?«, fragte ich.
    »Hm«, machte der Arzt. »Fünfte Woche, würde ich sagen. Und es sind zwei.«
    »Zwei was?«, rief Paris aus und setzte sich auf. »Zwei Herzen? Kann man das operieren? Oh mein Gott, mein armes Baby!«
    Ich kniff die Augen zusammen. Tatsächlich: Da waren ganz klar zwei Stecknadelköpfchen zu erkennen.
    »Zwillinge«, sagte der Arzt. »Herzlichen Glückwunsch.«
    Paris sank auf die Liege zurück.
    »Gibt es in Ihrer Familie Zwillinge?«, fragte der Arzt. »Sie überspringen meistens eine Generation.«
    Paris sagte nichts. Sie hatte die Augen geschlossen. Dass ihr Baby zwei Herzen hatte, hatte sie nicht so erschreckt wie die Tatsache, dass es zwei Babys mit je einem Herzen waren.
    »Paris? Paris??«
    »Vielleicht in der Familie Ihres Mannes?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete ich an Paris' Stelle.
    »Wir dürfen Lorenz nichts davon erzählen«, flüsterte Paris. »Versprich mir, dass du ihm nichts sagst!«
    »Er wird es ohnehin merken«, sagte ich. »Selbst wenn sie eineiig sind und immer nur abwechselnd schreien und schlafen, wird er irgendwann merken, dass es zwei sind. Schon an den Unmengen von Windeln, die ihr ranschaffen müsst.«
    Der Arzt lachte wieder los. Er war eine ausgesprochene Frohnatur. »Ach, das wird er auch schon vorher merken! Was meinen Sie, wie dick Ihr Bauch werden wird?«
    Paris hielt die Augen weiter geschlossen. »Ich bin erledigt«, sagte sie.
    »Ach komm schon, Paris! Du wolltest doch sowieso mindestens zwei Kinder! Jetzt bekommst du sie eben beide auf einmal!«
    »Das hat viele Vorteile«,

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