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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Jasper heute Nacht bei euch bleiben?«, fragte Max. »Mama war ganz komisch, als der Anruf vom Krankenhaus kam. Sie ist seit Stunden weg und hat sich noch nicht wieder gemeldet. Ich habe meinen Vater angerufen, wie sie's mir gesagt hatte. Aber dem ist wie üblich die Arbeit wichtiger. Oder was er so Arbeit nennt. Nicht mal an dem Tag, an dem unser Opa stirbt, kann er die Finger von seiner Praktikantin lassen. Sind alle Männer so, Constanze?«
    »Nein«, sagte ich knapp. Ich hatte nicht gewusst, dass Max über die Abwege seines Vaters Bescheid wusste. »Jasper kann natürlich hier bleiben. Und du auch. Nelly wird sich freuen.«
    »Wenn sie nicht gerade von Mr. Tattoo Besuch hat«, sagte Max. »Wie findest du das denn, Constanze? Glaubst du, Kevin Klose ist der richtige Umgang für deine Tochter?«
    »Ach, Kevin ist eigentlich ganz in Ordnung«, sagte ich. »Im Übrigen glaube ich nicht, dass die beiden was mit ...«
    »... dass dich das etwas angeht«, ergänzte Nelly, die wie üblich auf Katzenpfötchen herangeschlichen war.
    Max zuckte mit den Schultern.
    »Max' Opa ist gestorben«, sagte ich, damit Nelly nicht den gleichen Fehler wie ich machte und so kleinlich wegen Laura-Kristin rumzickte, wo Max doch ganz andere Probleme hatte.
    Zu unser beider Entsetzen fing Max an zu weinen. Nelly verwandelte sich augenblicklich in Florence Nightingale und legte einen Arm um seine Schultern.
    »Ich hatte ihn echt gern, weißt du«, schluchzte er. »Auch als er schon krank war, hat er mich immer noch erkannt. Meistens jedenfalls.«
    »Aber mir hat er eine Carrerabahn geschenkt«, sagte Jasper. »Das war doch der andere Opa«, sagte ich zu Jasper. »Der, der noch lebt.«
    Max weinte dicke Tränen. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Aber Nelly hatte weniger Berührungsängste.
    »Erzählst du mir was von deinem Opa?«, fragte sie. »Oben im Baumhaus, da sind wir ungestört.«
    Und während sie Max in den Garten lotste, forderte sie über ihre Schulter bei mir Verpflegung an: »Was zu trinken, die Schokoplätzchen und ein paar Stücke von der Pizza von heute Mittag, bitte.«
    Ich legte das Gewünschte mit einer Flasche Apfelschorle, Vitamin-C-Bonbons und ein paar Päckchen Taschentüchern in den Korb, der dem Baumhaus als Lastenaufzug diente. Nelly zog ihn hinauf kontrollierte den Inhalt und sagte »Danke, Mami.« Und dann sah und hörte ich stundenlang nichts mehr von den beiden.
    Anton rief an, um mir zu sagen, dass sein Jaguar wieder aufgetaucht war. Genau da, wo er auch verschwunden war, auf Antons Parkplatz vor der Kanzlei.
    »Stell dir mal vor, er war sogar frisch geputzt, von außen und innen wie neu«, sagte Anton. »Und die Felgen waren auf Hochglanz poliert. Die Polizisten meinten, es seien wahrscheinlich irgendwelche Jugendlichen gewesen, die sich mal einen Jaguar für eine Spritztour hätten leihen wollen. Aber Jugendliche, die das Auto putzen - ich weiß nicht!«
    »Hauptsache, es ist wieder da«, sagte ich. Ich hatte kein besonders gutes Gefühl dabei, Kfz-Klose und die Armanis zu decken, aber versprochen war versprochen. Und der Jaguar war ja auch wieder da, wo er hingehörte. Um mein schlechtes Gewissen gegenüber anderen möglichen Opfern zu beruhigen, sagte ich mir immer wieder, dass Leute, die sich so teure Autosleisten konnten, wahrscheinlich auch alle gut versichert waren. Und Herr Klose hatte doch Recht: Die Kinder waren unsere Zukunft. Sie zahlten den bestohlenen Autobesitzern später dann wenigstens die Rente, und so konnte der Kreis sich schließen. Das redete ich mir wenigstens ein.
    Ausgerechnet für heute hatte Anne eine Versammlung der Mütter-Mafia einberufen, wegen Jo und Joanne, unserem Mafia-Projekt.
    »Ich glaube nicht, dass sie überhaupt auftauchen wird«, sagte Mimi. »Ich weiß noch, wie durcheinander ich war, als mein Vater gestorben ist. Wenn ich Ronnie damals nicht gehabt hätte, wäre ich völlig durchgedreht.« Sie verstummte. Nach einer Weile fragte sie: »War er heute auch nicht da?«
    »Wer?«, fragte ich, obwohl ich natürlich genau wusste, von wem sie sprach.
    »Na, Ronnie«, sagte Mimi.
    »Nein«, sagte ich.
    »Komisch, oder?«
    »Nein«, sagte ich wieder. »Du hast doch gesagt, er soll nicht mehr kommen.«
    »Das stimmt«, sagte Mimi. »Ich hätte nur nicht gedacht, dass er sich auch daran hält. Aber es ist natürlich besser so.«
    Als ich die beiden Kleinen ins Bett gebracht hatte (Julius hatte wissen wollen, wann denn sein Opa stürbe, und darüber hatte sich eine

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