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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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längere Diskussion ergeben), kam Trudi. Sie sah ein wenig erschöpft aus, und ich bot ihr etwas von unserem selbst gemachten Johannisbeer-Zitronenmelisse-Himbeer-Punsch an.
    »Gern«, sagte Trudi. »Wenn ich mir etwas Alkoholisches reingießen kann.«
    »Gute Idee«, sagte Mimi. »Jetzt, wo die Kinder im Bett sind.« Sie füllte den Punsch in eine Salatschüssel um, leerte eine Flasche Wodka hinein und grinste uns an. »Voilà, wenn das keine vitaminreiche Sommerbowle ist.«
    Wir setzten uns mit der Bowle nach draußen unter den Ahorn.
    Trudi streckte die Beine aus, nahm einen großen Schluck und machte: »Aaaaaah!«
    »Und - wie geht es der großen Liebe?«, fragte ich.
    Trudi lachte ein bisschen verlegen. »Also, ich weiß nicht, ob der Begriff angebracht ist«, sagte sie. »Ich meine, die große Liebe - das ist doch mehr ein Mythos, oder? Ein Ideal, an dem wir uns alle orientieren.«
    Aha. Nachtigall, ick hör dir trapsen. Das kannte ich doch alles irgendwoher. Nicht mehr lange, und die Worte Lerngeschenk und lehrreiche Erfahrung würden fallen.
    »Aber Peter ist doch der Mond zu deiner Sonne. Der Schatten zu deinem Licht, der Pups zu deinem Kohl«, sagte ich. »Oder etwa nicht?«
    Trudi machte ein Gesicht, als hätte sie Zahnschmerzen. Sie hasste es, zugeben zu müssen, dass sie daneben gelegen hatte.
    »Weißt du, Peter hat vielleicht doch ein bisschen zu wenig spirituellen Tiefgang«, sagte sie.
    »Das dachte ich mir gleich«, sagte Mimi trocken. »Seine Aura war so wenig orange.«
    Trudi beachtete sie gar nicht. »Und dann räumt er nie irgendwas weg. Nicht mal die Milch zurück in den Kühlschrank. Oder den Deckel zurück auf die Zahnpastatube. Und er pinkelt ständig im Stehen! Es sind sogar Urinspritzer am Spiegel! Aber komischerweise meckert er ständig über die Katzenhaare oder über den Staub auf der Musikanlage.«
    »Das nenne ich wirklich wenig spirituellen Tiefgang«, sagte Mimi.
    »Und dann diese Kinder! Sie sind furchtbar anstrengend, die ganze Zeit wollen sie etwas oder haben eine volle Windel oder heulen, aber Peter glaubt offenbar, es sei allein meine Aufgabe, mich um sie zu kümmern. Er sagt, er braucht seine Wochenenden zur Regeneration.«
    »Was für ein Arschloch«, sagte Mimi. »Warum schmeißt du ihn nicht einfach raus?«
    »Na ja«, sagte Trudi. »Ich mag ihn. Und die meiste Zeit verstehen wir uns ja prächtig. Und im Bett ist er toll - ihr glaubt ja nicht, was für Nieten man sich da manchmal an Land zieht. Ich denke immer noch, ein multipler Orgasmus wiegt so manches Neben-das-Klo-Pinkeln auf oder?«
    »Hm«, machte Mimi, aber ich rief: »Nein! Wie pervers muss der denn pinkeln, damit das Pipi auf dem Spiegel landet, also echt! Das gibt's doch noch nicht mal auf einer Autobahntoilette! Der hat doch keinen Feuerwehrschlauch!«
    »Naja, aber fast«, sagte Trudi und lächelte ein wenig verklärt.
    »Igitt«, sagte ich und leerte mein Bowle-Glas in einem Zug.
    »Wirklich. Guten Sex kann man gar nicht hoch genug bewerten«, sagte Trudi.
    »Ich dachte immer, der wäre am leichtesten zu finden«, sagte Mimi.
    »Nein«, sagte Trudi bestimmt. »Die meisten Männer sind absolute Nieten im Bett, wirklich! Ich habe zu diesem Thema repräsentative Untersuchungen durchgeführt. Äh, gelesen. Ach, was soll's? Sowohl durchgeführt als auch gelesen.«
    »Hm«, machte Mimi und goss sich noch etwas Bowle nach. Ich hoffte, dass sie gerade an Ronnie dachte. Was war ich immer eifersüchtig gewesen, wenn sie von ihrem Sexualleben geschwärmt hatte! (Sofern ich überhaupt verstanden hatte, wovon sie redete ...)
    »Ja, ja«, sagte ich, um Wasser auf diese Mühle zu gießen. »Guter Sex ist seltener als ein Sechser im Lotto.«
    »Dann können wir alle nur hoffen, dass Anton sich als Hauptgewinn herausstellen wird«, sagte Mimi höhnisch. »Falls ihr das noch schafft, bevor ihr in Rente geht. Im Ernst: In den Ferien werdet ihr das doch wohl endlich auf die Reihe kriegen! Schließlich gibt es dann keine blöden Ausreden mehr: Deine Kinder sind auf Menorca, und Emily ist bei ihrer Mutter.«
    Natürlich hatte ich mir auch schon Gedanken darüber gemacht: Eigentlich hatte Anton mit seiner Exfrau, Emily und derälteren Tochter Molly in Ferien fahren wollen, aber Molly hatte einen Platz in einem Sommerkurs für hochbegabte Violine spielende und Ballett tanzende Jugendliche ergattert, und so hatten sich ihre Pläne zerschlagen. Emily würde ihre Mutter und ihre Großeltern in England besuchen, und Anton war ganz allein

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