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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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zu Hause. Genau wie ich.
    Nelly hatte für den Urlaub neue Bikinis gebraucht (mit A-Körbchen), und als sie bei H&M in der Umkleidekabine gestanden hatte, hatte ich blitzschnell und klammheimlich ein rubinrotes Satin-Nachthemd gekauft, mit Spaghettiträgern und langen Schlitzen. Es passte perfekt zu meiner Schlafzimmerwand, und schon allein sein Anblick ließ meine Kopfhaut kribbeln.
    »Aber erst mal muss ich das Abendessen bei seinen Eltern überleben«, sagte ich. »Mir graut es schon vor seiner Mutter.«
    »Ach, Polly ist eigentlich ganz okay«, sagte Mimi. »Sie ist sehr kunstinteressiert. Renaissance und so. Vielleicht liest du das ein oder andere Buch, dann kannst du sie mit ein bisschen Wissen beeindrucken. Ich könnte dir ein paar Bildbände von drüben holen.«
    Na klar. Ich hatte ja sonst nichts zu tun, als die nächsten zwei Tage über Renaissancewälzern zu brüten.
    »Nein, danke. Ich bin bereits Expertin auf den Gebieten Rettungsschwimmen, Gesang und Schachspiel«, sagte ich. »Ein vierter Fachbereich würde irgendwie unglaubwürdig wirken, meinst du nicht?«
    »Es hat mehr was mit guter Allgemeinbildung zu tun«, sagte Mimi.
    Es dämmerte bereits, und ich zündete die Kerzen in den Windlichtern an, auch die auf Meerschwein Hempels Grab.
    Mimi hatte beschlossen, das Thema zu wechseln. »Und was ist jetzt mit unserem Mütter-Mafia-Projekt? Was musstest du tun, um Anton dazu zu bringen, damit er Jos Fall ohne Honorar übernimmt?«
    »Die Einzelheiten behalte ich besser für mich«, sagte ich und versuchte, geheimnisvoll auszusehen. In Wirklichkeit hatte ichüberhaupt nichts tun müssen. Anton hatte sofort zugesagt, Jo zu vertreten. Und er verzichtete auch nicht auf sein Honorar, sondern nur auf einen Vorschuss. Aber das musste ich Mimi und Trudi ja nicht auf die Nase binden.
    »Gut gemacht«, sagte Trudi. »Du bist eine würdige Patin.« Pathetisch fuhr sie fort: »Die Mütter-Mafia hat also wieder mal einer Familie geholfen. Ein kleines Mädchen darf zurück zu seinem Vater! Ich bin ja so stolz auf uns. Irgendwie fühlt man sich gleich besser, wenn man sich für andere Menschen engagiert, findet ihr nicht?«
    »Wenn überhaupt, dann hat Anton ihm geholfen«, verbesserte ich. »Und das ist ja auch noch nicht gesagt. Sie haben einen Antrag auf Wiederaufnahme des Sorgerechtsverfahrens gestellt, und Anton meint, dass Jo gute Chancen hat, Joanne zugesprochen zu bekommen. Aber das Haus muss er auf jeden Fall verkaufen und den Gewinn, nach Abzug der Schulden, mit Bianca teilen.«
    »Ronnie und ich werden das Haus wohl auch verkaufen«, sagte Mimi. »Für einen allein ist es viel zu groß und zu teuer, und ich wüsste nicht, wovon mich Ronnie auszahlen könnte, falls er dort wohnen bleiben möchte.« Sie machte eine Pause und schaute durch die Büsche über Hempels Zaun in Richtung ihres alten Zuhauses. »Also, ich wollte auf keinen Fall weiter dort wohnen. Es erinnert mich viel zu sehr an Ni... - an die Vergangenheit.«
    In diesem Augenblick brach ein Wildschwein durch die Hecke, die den Garten von der Straße trennte. Jedenfalls dachte ich, dass es ein Wildschwein sei, ich sprang auf und schnappte mir einen Rechen, der am Baum lehnte.
    Es war aber nur Anne. Sie fand es gar nicht nett, dass ich sie begrüßte, indem ich ihr die Rechenzinken an den Hals hielt.
    »Ich habe stundenlang geklopft und geklingelt«, sagte sie außer Atem. »Warum habt ihr nicht aufgemacht?«
    »Du hättest vielleicht mal rufen können, bevor du dich einfach durch die Hecke wirfst wie ein Berserker«, sagte ich. »Wir sind doch hier nicht in Das Heckensägenmassaker, Teil 6.«
    »Das ging nicht«, sagte Anne. »Da draußen kamen gerade Frauke und Sabine von der Mütter-Society vorbeigejoggt, mit so gruseligen Bergmannslampen auf dem Kopf und ich wollte nicht mit ihnen reden.«
    Na gut, wenn das so war. Ich nahm den Rechen von ihrem Hals und Anne in die Arme. »Tut mir sehr Leid mit deinem Vater«, sagte ich.
    »Sei bloß nicht so nett zu mir!«, sagte Anne und stieß mich weg.
    »Setz dich erst mal«, sagte Mimi.
    Trudi hielt Anne ein Glas mit Bowle hin. »Du siehst völlig fertig aus«, sagte sie.
    »Hört doch auf so nett zu sein«, sagte Anne. Sie klang ein bisschen wie neulich, als Hannibal und Lecter uns auf den Baum gehetzt hatten, leicht hysterisch. »Das habe ich nicht verdient.«
    »Natürlich hast du das verdient«, beteuerten wir.
    »Ihr wisst ja gar nicht, was ich gemacht habe«, sagte Anne. »Ich bin wirklich das

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