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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Geld, aber das will sie einfach nicht einsehen. Die Kinder sind doch unsere Zukunft, oder nicht? Ohne eine vernünftige Ausbildung unserer Kinder wird es mit diesem Staat nie wieder aufwärts gehen, aber eine vernünftige Ausbildung kostet, und das nicht zu knapp. Der Kevin zum Beispiel, der ist so ein kluger Kerl, der kann mal studieren, aber wie denn, wenn wir nichts für ihn beiseite gelegt haben? Verstehen Sie das?«
    »Das verstehe ich gut«, sagte ich. »Trotzdem können Sie dochnicht einfach Antons Auto ... - ich meine, auch wenn es für Kevins Studium ist ...«
    »So etwas passiert sonst nie. Wir handeln nur mit Autos aus anderen Städten«, sagte Kevins Vater. »Aus Sicherheitsgründen. Aber die zwei da drinnen sind Anfänger, Sie müssen verzeihen ...«
    »Das verzeihe ich auch, aber ...« Was redete ich da eigentlich die ganze Zeit für einen Mist? »Hören Sie, Kriminalität ist doch auch keine Lösung. Wenn Sie im Gefängnis sitzen, dann nutzen Sie Ihren Kindern doch noch viel weniger.«
    »Das ist mir schon klar«, sagte Kevins Vater. »Das ist ja auch der Grund, warum ich mit Ihnen spreche. Ich möchte nicht ins Gefängnis. Meine Frau würde das nicht überleben. Und mein alter Vater ... und die Kinder ... und die kleine Samantha ... ihnen allen würde es das Herz brechen, und das möchten Sie doch nicht, oder?«
    »Nein, natürlich nicht«, stotterte ich. »Ganz bestimmt nicht.« Ich war total durcheinander. »Aber ...«
    »Wir müssen ein Vorbild für unsere Kinder sein, das sehen Sie doch auch so, oder?« Kevins Vater sah mich bittend an. Er hatte Kevins grüne Augen. »Was für ein Vorbild kann denn bitte ein Vater sein, der im Gefängnis sitzt?«
    »Na ja, keins, aber was für ein Vorbild ist ein Vater, der mit der Russenmafia Autoschiebergeschäfte macht?«, fragte ich. »Das soll natürlich keine Beleidigung sein ...«
    »Aber meine Kinder kennen doch gar nicht die Art meiner Geschäfte«, sagte Kevins Vater. »Sie sehen nur einen Vater, der hart arbeitet, um die Familie zu ernähren, und das ist doch ein Vorbild, das einen anständigen Menschen prägen kann, oder nicht?«
    »Doch«, sagte ich unsicher.
    »Selbstverständlich bekommt Ihr Freund seinen Jaguar zurück«, sagte Kevins Vater. »Das ist keine Frage. Die Frage ist nur, ob Sie dichthalten können.«
    Ich schluckte. »Sie meinen, über die Art Ihres Kfz-Betriebes?«
    Kevins Vater nickte. Und wie bei Kevin neulich, als er über dasMeerschweinchen gesprochen hatte, glitzerten Tränen in seinen grünen Augen. Das gab mir den Rest.
    »Ich denke, das kann unter uns bleiben«, sagte ich fest.
    »Zu niemandem ein Sterbenswörtchen? Auch nicht zu Ihrem Freund?«
    »Wenn er seinen Jaguar zurückkriegt - nein. Ich werde nichts sagen.«
    »Ehrenwort?« Kevins Vater hielt mir seine Hand hin. Ich schlug ein. »Ehrenwort. Ich bin Friesin, von Natur aus schweigsam.«
    »Dann hätten wir das ja geklärt«, sagte Kevins Vater. »Sie sind wirklich schwer in Ordnung. Und jetzt nehmen Sie bitte endlich das Pfefferspray runter, ja?«
    In diesem Augenblick bog Kevin mit Nelly, Julius und einem Haufen anderer Kinder um die Hausecke. Soweit ich erkennen konnte, waren alle unversehrt.
    »Mami, was machst du denn hier?«, fragte Nelly ganz erstaunt.
    Und Julius sagte: »Mami, können wir biiiiitte auch eine Vogelspinne haben, ja? Sie fühlen sich so schön kuschelig an.«
     
    *
     
    Ich war so daran gewöhnt, Kevin mehrmals täglich die Tür zu öffnen, dass ich ganz erstaunt war, als auf einmal Max davor stand, zusammen mit Jasper.
    »Hallo Constanze«, sagte er, so als ob er nie weg gewesen wäre.
    »Max. Schön, dass man dich auch noch mal sieht«, sagte ich ein bisschen kühl. »Wo du doch in letzter Zeit nur mit Laura-Kristin zusammen bist.« Nur weil Nelly nicht eifersüchtig war, hieß das noch lange nicht, dass ich genauso großzügig war. »Sie ist jetzt im Ferienlager, stimmt's?«
    »Mein Opa ist tot«, sagte Max.
    Jasper fing an zu heulen. »Meiner auch.«
    »Warum heulst du denn!«, schimpfte Max. »Du hast ihn ja gar nicht richtig gekannt.«
    »Wohl. Der hat mir die Carrerabahn geschenkt«, heulte Jasper.
    »Das war der andere Opa«, sagte Max. »Der lebt noch!«
    Jasper hörte auf zu heulen. »Echt?«, sagte er.
    Ich war ehrlich betroffen. »Kommt doch erst mal rein, ihr zwei.« Arme Anne. Sie hatte ihren Vater sehr geliebt. Auch wenn er sie die letzten zwei Jahre seines Lebens abwechselnd mit Frau Juschenkow und Renate angeredet hatte.
    »Kann

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