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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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verstand. Ein weiteres gewaltiges Grollen ertönte; ein Felsbrocken von der Größe eines Pferdes schlug vor ihr auf dem Weg ein, verfehlte Cadvan und Darsor nur knapp, prallte vom Boden ab und stürzte in die Dunkelheit jenseits des Pfades.
    Dadurch aus ihrem Dämmerzustand gerissen wurde Maerad von Angst erfasst. Cadvan kämpfte gegen einen Angreifer, den sie allerdings nicht sehen konnte. Der Hagel verstärkte sich, schlug auf sie ein wie Hämmer aus Eis. Sie hob den Unterarm, um das Gesicht zu schützen, und stolperte auf Cadvan zu, da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Imi konnte sie nicht hinterher, zumal sie keine Ahnung hatte, wo sie war. Womöglich war sie in ihrer Panik bereits über den Rand des schmalen Weges gestürzt.
    Als sie sich Cadvan näherte, setzte in ihrem Kopf angesichts der Kraft seiner Macht ein Summen ein. Er zeichnete sich als schillernde Gestalt gleißenden Silbers ab, umhüllt von einem Schutzschild aus weißem Feuer; so grell, dass sie ihn kaum ansehen konnte. Stattdessen starrte sie an ihm vorbei in die Dunkelheit und erblickte letztlich, wogegen er kämpfte.
    Sofort erkannte sie, dass es sich um eine Elementarkraft ähnlich dem Sturmhund handelte, aber sie hatte keine Ahnung, worum genau. Wie beim Sturmhund fiel es ihr schwer, den Schemen mit den Augen zu erfassen, da er aus keiner greifbaren Masse zu bestehen schien; die Kreatur sah aus wie ein aus Stein und Eis gehauener riesiger Mensch, doch aus Mund und Augen flackerten seltsame Flammen, und Teile davon verschwanden, wenn man sie betrachtete, als bestünde das Wesen aus einer Wolke. Es war mit einem gewaltigen, unförmigen Knüppel aus Stein bewaffnet, den es dicht vor Cadvan auf die Straße niedersausen ließ. Zunächst dachte sie, Cadvan und Darsor müssten von dem mächtigen Hieb zerschmettert werden, doch die Waffe federte sonderbar zurück und prallte unter einem Regen blauer Funken gegen die Bergwand. Cadvan verharrte an Ort und Stelle, wenngleich er ein wenig schwankte. Darsor wieherte ungestüm und trotzig auf.
    Maerad stand eine Haaresbreite davor, kehrtzumachen und hinter Imi herzuhetzen. Stattdessen nahm sie die spärlichen Überreste ihres Mutes zusammen, rannte in den Lichtkreis und berührte Cadvan kurz an der Schulter, damit er wusste, dass sie bei ihm war. Ohne sich umzudrehen, nickte er. Sein gesamter Körper wirkte angespannt vor Konzentration. Innerhalb von Cadvans Schutzschild fiel das Denken leichter: Der Lichtwall hielt den peitschenden Hagel ab, auch das Tosen des Sturms klang ein wenig gedämpft. Maerad bündelte die Gedanken und wollte sich mit Cadvans Geist vereinen. Zu ihrer Bestürzung geschah gar nichts; und bevor sie zu einem neuen Versuch ansetzen konnte, schwang die Kreatur den Knüppel erneut nach ihnen. Der Streich ging daneben und schlug in die Felswand über ihnen ein, von der Gesteinssplitter auf sie herabregneten.
    Abermals tastete Maerad nach Cadvans Geist, überlegte verzweifelt, weshalb es ihr nicht gelang, sich ihm anzuschließen, und fragte: Was ist das ? Eine Frostkreatur, ein Iridugul, antwortete Cadvan verkniffen. Wir haben Pech. Oder wir sind in einen Hinterhalt geraten. Ich vermute Letzteres. Was können wir tun ?
    Wir können ihn nicht zerstören. Also müssen wir irgendwie flüchten. Ich glaube, dieser Kreatur ein Wiegenlied vorzusingen wird nicht viel helfen. Ihre Unterhaltung erfolgte binnen eines Lidschlags in Gedankenschnelle. Alles ereignete sich so rasch; es konnte nur wenige Atemzüge her sein, seit Cadvan angehalten hatte und Imi davongerannt war. Maerad straffte die Schultern und versuchte aufs Neue, ihren Geist mit jenem Cadvans zu verbünden. Diesmal zuckte er zusammen, und das weiße Feuer ermattete kurz.
    Es klappt nicht, sagte sie verzweifelt.
    Hör auf, Maerad! Du tust mir weh, gab er zurück. Ein weiterer Felsbrocken krachte splitternd neben ihnen auf den Pfad, und Cadvan stärkte den Schutzschild. Aus nächster Nähe konnte Maerad sein blasses, vor Erschöpfung verkniffenes Gesicht erkennen. Die Gertennarben um das Auge traten ungewöhnlich deutlich hervor, und eine entsetzliche Pein durchflutete Maerads Herz. Wir müssen getrennt voneinander kämpfen.
    Maerad wusste, dass sie auf diese Weise weniger Kraft in die Waagschale werfen konnten.
    Ein letzter Versuch, bat Maerad ihn verzweifelt, als Cadvan einen Feuerblitz geradewegs auf die Augen der Frostkreatur schleuderte; der Iridugul taumelte zurück in die Leere jenseits des Pfades, brodelte wie eine

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